Das Hupkonzert zum Abschluss des Genfer Salons, eine jahrzehntealte Tradition, ist verklungen und es ist nun an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Gemäss den Organisatoren reisten 662076 Besucher zum 88. Salon an die Palexpo, was gegenüber der Auflage von 2017 einen Rück- gang von 4.24% bedeutet. Das Resultat liegt im Rahmen der vergangenen zehn Jahre, als man 650 000 bis 700 000 Besucher zählen konnte.
«Die Abwesenheit von Opel schmerzte»
Die Geneva International Motor Show (Gims) startete 2018 mit einem Handicap, denn mehrere Marken verzichteten auf die Teilnahme, darunter Cadillac, Chevrolet, Infiniti, DS und Opel. «Ich habe das Gefühl, dass es sich um eine temporäre Situation handelt», gibt sich Salon-Direktor André Hefti zuversichtlich. «Manche Firmen liessen den Salon aus, weil sie äusserst schwach auf dem europäischen Markt vertreten sind oder weil sie keine Neuheiten zu zeigen hatten. General Motors verzichtete aus diesen Gründen etwa auch auf die IAA in Frankfurt.»
Das ist nicht der Fall bei Opel; der Hersteller verkaufte 2017 1.03 Mio. Fahrzeuge in Europa und sicherte sich einen Marktanteil von 5.75 %. «Die Abwesenheit von Opel schmerzte», gibt André Hefti zu. «Die Marke war in der Schweiz schon immer wichtig und dies nicht nur bezüglich den Verkäu- fen: Sie baute in Biel ja auch Au- tos.» Die Absage der Blitz-Marke könnte sogar einen Teil des dies- jährigen Besucherrückgangs erklä- ren. «Opel war immer proaktiv und lud die Markenkunden über die Vertretungen nach Genf ein», erklärt Hefti.
«Der Salon ist ideal dafür, die Beziehungen zwischen Kunden und Garagen zu festigen.»
Sinkender Trend
André Hefti ist sich bewusst, dass alle Ausstellungen weniger Besucher anziehen. «Die IAA verzeichnete einen Rückgang von 15 % gegenüber 2017; die Wohn- und Gartenveranstaltung Habitat-Jardin, die zeitgleich mit der Gims in Lausanne abgehalten wurde, kam dieses Jahr auf ein Minus von 7 %.» Er beobachtet auch, dass viele Deutschschweizer dieses Jahr auf die Reise nach Genf verzichteten: «Ich glaube, sie liessen sich wegen der Verkehrsprobleme vom Besuch der Palexpo-Hallen abhalten.»
Der Salon-Direktor glaubt aber nicht, dass das Internet einen Einfluss auf die Besucherzahlen hat. «Die Leute kommen sicher besser informiert als in der Vergangenheit, aber es macht einen Unter- schied, die Fahrzeuge in Wirklichkeit zu sehen; die Emotionen des direkten Kontakts spielen immer noch eine grosse Rolle.» Darüber hinaus ist André Hefti überzeugt, dass der Genfer Salon eine Sonderstellung unter den Autoveranstaltungen geniesst. «Die Organisatoren der anderen Salons be- neiden uns, weil wir alle Supercar-Hersteller anlocken. Alle prestigeträchtigen Marken sind hier vertreten, weil viele Kunden nach Genf kommen, um ihren Sportwagen zu kaufen.»
Aber generell warten Herr und Frau Schweizer nicht mehr bis zum Salon, wenn es um den Neuwagenkauf geht. «Die Marken der Grosshersteller holen vor allem die Kontaktinformationen potenzieller Kunden ein», bestätigt André Hefti. Nicht zuletzt geben die Gims-Organisatoren keiner Marke den Vorzug, denn wir haben ja keine namhaften Hersteller in unserem Land. Das wird von den Ausstellern geschätzt. «Wir haben uns mit Abgesandten chinesischer Hersteller getroffen. Sie waren höchst angetan von unserer Neutralität und von der freundlichen, gleichen Behandlung aller Marken.»
Beim Salon 2018 waren 30% der Besucher zwischen 15 und 29 Jahre alt.
Beliebt bei den Jungen
«Was uns besonders freut, ist die Beliebtheit des Salons bei den Jungen, ganz im Kontrast zu den oft zitierten Presseberichten. Ganze 30% der Besucher sind zwischen 15 und 29 Jahre alt», hebt André Hefti in einem Communiqué hervor, ohne aber Vergleichszahlen des Anteils der Jungen an vorherigen Salonveranstaltungen zu nennen. Die Organisatoren der Gims haben eine Zusammenarbeit mit der IFA Berlin (D), einer der grössten Elektronikmessen Europas.
Das soll sich ebenfalls positiv auf ein grösseres Interesse der Jungen auswirken: «Die Partnerschaft geht jetzt in die Konkretisierungsphase», erklärt André Hefti. «Unser Ziel ist es, die digitale Welt an den Salon zu bringen. Die Besucher wollen sehen, was es heute gibt und welche Trends für die nächsten drei oder fünf Jahre zu erwarten sind.» Es ist also abzusehen, dass wir nächstes Jahr zwischen den Ständen der Autohersteller auch die Präsentationen der grossen Elektronikfirmen sehen werden. Wir sind schon auf die 89. Auflage vom 7. bis 17. März 2019 gespannt.
Hier noch ein paar Eindrücke von diesem Jahr:
Jeep hatte den besten Stand am Salon
Die Vorzeigemarke des FCA-Konzern, Jeep, sicherte sich am Genfer Salon mit dem «Creativity Award» für den besten Stand einen schönen Erfolg. Die aus Pro s aus Werbung und Kommunikation zusammengesetzte Jury lobte die «hohe Anziehungskraft» der Ausstellungsfläche mit diversen Naturmotiven. Die neun Jurymitglieder waren auch angetan von der «Aufmerksamkeit, welche der Markengeschichte zuteil wurde» und fanden, die Fahrzeuge seien «geschickt in ein städtisches oder Gelände-Ambiente integriert». Die Auszeichnung wird seit 2004 vom Club de Publicité et de Communication de Genève (CPG) vergeben. Dies ist ein weiterer Erfolg für Jeep. So hatte man hat in den ersten zwei Monaten 2018 ein weltweites Wachstum von 40 % hinge- legt. In Europa wuchs die Marke dank dem Compass sogar um 60 %.