DIESER 4×4 IST KEIN BLENDER

Der Subaru XV der zweiten Generation ist ein echter Geländewagen. Äusserlich hat sich wenig verändert – sonst wurde Vieles besser.

Der Subaru XV AWS meistert auch schwierige Aufgaben wie hier in einem Wald bei Riga in Lettland. © zVg.

Viele Hersteller preisen Abenteuererlebnisse mit hohem Marketingaufwand an, aber nur wenige Autos erfüllen diese Ansprüche. Subaru gehört als Pionier des PW-Allradantriebs aber zweifelsohne nicht zu denen. Den Beweis liefert der japanische Hersteller mit der zweiten Generation des Subaru XV, den wir Ende November in der Umgebung von Riga (Lettland) fahren konnten. Dieser Bestseller von Subaru mit ungefähr 1500 verkauften Einheiten in der Schweiz im Jahr 2016 (über 13 000 seit der Markteinführung des Modells 2012) mischt die Karten unter den kompakten Offroad-SUV völlig neu. Die Subaru-Ingenieure in Lettland wiesen zu Recht darauf hin, dass das äussere Erscheinungsbild des neuen XV sich wenig ändert, aber die dynamischen Eigenschaften, Geländegängigkeit, Sicherheit und Laufruhe komplett überarbeitet wurden. Zum Glück bewahrt er die technische DNA der Firma (Boxer-Saugmotor, permanenter Allradantrieb), basiert aber mit der neuen «Subaru Global Platform» auf der Architektur des Impreza. Diese Plattform dient als Grundlage für alle zukünftigen Modelle der Marke einschliesslich der Elektrofahr­zeuge.

Bessere Steifigkeit

Die «Subaru Global Platform» bedeutet eine wesentliche Verbesserung der Torsions- und Quersteifigkeit (+70 % und +90 %). Auch das Fahrwerk (Federbeine vorne und Mehrlenker hinten) sind straffer ausgelegt. Der hintere Querstabilisator ist jetzt auch direkt an der Karosse und nicht mehr nur an der Hinterachse befestigt. In Verbindung mit einem tieferen Schwerpunkt werden laut Subaru somit die Vibrationen und Karosseriebewegungen reduziert und gleichzeitig der Komfort verbessert. Ein weiterer Fokus der Ingenieure lag auf der Gewichtsreduzierung: Der Boxermotor ist zwölf und das CVT-Getriebe mit dem Namen Lineartronic (ein Schaltgetriebe ist nicht mehr verfügbar) acht Kilogramm leichter.

Bei den Motoren des neuen XV handelt es sich weiterhin um die 1.6-L- und 2.0 -L-Vierzylinder-Boxer. Beide Aggregate wurden völlig neu konstruiert; die Direkteinspritzer sind jetzt leichter und leistungsstärker (114 PS und 150 Nm beim 1.6 L sowie 156 PS und 196 Nm beim 2.0 L). Der XV verfügt wieder über einen permanenten Allradantrieb mit Active Torque Vectoring (Serie), welche vor allem im Kurvenein- und -ausgang die Dynamik sowie die Stabilität des Autos wesentlich verbessert. Die Drehmomentverteilung liegt normalerweise bei 60 % vorne und 40 % hinten. In schweren Gelände und Gefälle verfügt das kompakte SUV zusätzlich über die serienmässigen X-Mode und Hill Descent Control.

Unterwegs im Gelände

Dieses technologische Feuerwerk muss sich aber auch unter realen Bedingungen bewähren. Der erste Fahreindruck in der Umgebung von Riga lässt keine Zweifel aufkommen: Der XV ist kein Angeber im Gelände. Davon konnten wir uns während der Tests in einem Versuchsgelände nahe der lettischen Hauptstadt überzeugen. Dort hatte das Subaru-Team unter der Anleitung kompetenter Instruktoren einen Gelände- und Wald-Parcours über mehrere Kilometer vorbereitet.

Schnee, Glatteis, Schlamm, Regen, eiskalte Temperaturen und Nachtfahrt: Der XV stellte sich diesen Herausforderungen mit überraschender Gelassenheit. Im Wald konnten dank 22 cm Bodenfreiheit sämtliche Schlammspalten sowie Rutschbuckel mit einem konstanten Tempo zwischen 40 und 50 km/h problemlos gemeistert werden. Der Allradantrieb sorgte immer für effizienten Vortrieb auch unter schwierigsten Bedingungen. Sicher in Schnee und Schlamm, aber auch ein unheimliches Gefälle von 36 Grad wird im X-Mode (aktiv bis 30 km/h) automatisch und bequem durch einfache Bremspedalbetätigung absolviert.

Der XV ist aber nicht nur für Offroad-Fans oder Gebirgsbewohner bestimmt. Als Familienfahrzeug, wie die meisten SUV, dürfen Alltagstauglichkeit und Komfort nicht fehlen. Hier wird der Auftrag teilweise erfüllt, wie wir uns mit unserem Testwagen 2.0i in Luxury-Ausstattung überzeugen konnten.

Der gepflegte Innenraum mit den Instrumenten auf zwei Ebenen (6.3-Zoll-Mehrzweck-LCD-Display oben und 8-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole mit Apple CarPlay sowie AndroidAuto) verwöhnen die vorderen Insassen mit viel Platz. Hinten wird es für ausgewachsene Personen aufgrund der geringen Kopffreiheit (nur wenige Zentimeter für eine 1.75 m grosse Person) jedoch eng. Trotz den zahlreichen Ablagen in der Mittelkonsole und der mittleren Armlehne hinten (mit Platz für zwei Flaschen) fehlen Staufächer in den hinteren Türen. Auch das Fassungsvermögen des Gepäckabteils ist mit 385 l nur unterdurchschnittlich in dieser Kategorie.

Laufruhiger, aber kraftloser Motor

Der im Motorraum werkelnde 2-L-Boxer mit 156 PS hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Seine grosse Laufruhe überzeugt auf langen Strecken, aber dem Vierzylinder fehlt es an Kraft. Er dreht sauber bis 4000/min hoch, aber danach kommt leider nicht mehr viel mehr als reine Geräuschveränderung. Leider ist das über Schaltpaddel am Lenkrad auch manuell bedienbare  CVT-Getriebe aufgrund seiner zweifelhaften Reaktionszeiten dagegen auch keine grosse Hilfe, schade eigentlich.  Die dynamischen Eigenschaften des XV sind dagegen vorbildlich; man denke nur an seine beispielhafte Spurtreue, seine extrem präzise Lenkung und die perfekt ­unterdrückten Wankbewegungen. Dazu kommt eine fein dosierte, komfortorientierte Federung – das ist besonders erstaunlich angesichts der strafferen Gesamtabstimmung.

Das Angebot scheint zu stimmen

Der neue XV wird in der Schweiz zu einem Einstandspreis von 25 825 Franken angeboten (1.6i Advantage). Das Topmodell 2.0i Luxury kostet 35 625 Franken.

Neben serienmässigem 4×4, ­Active Torque Vectoring und X-Mode umfasst die Grundausstattung die EyeSight-Hilfe, ein Kamerasystem hinter dem Rückspiegel, das sämtliche Fahrhilfen wie ­adaptiver Geschwindigkeitsregler, Not­brems­­­assistent mit Kollisionswarner und Spur­halter steuert. Subaru rechnet für die Schweiz 2018 mit einem Absatz von 2300 Einheiten.

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