Visionär, was für eine Auszeichnung! Wer möchte nicht so in die Geschichtsbücher eingehen? Dass die Nachwelt schon fast ehrfürchtig von einem spricht, weil man offenbar die Gabe besass, in grossen Würfen zu denken und es auch wagte, über den Tellerrand hinaus zu lugen. Doch der Grat zwischen einer Vision und einer Fata Morgana ist schmal. Somit kann es rasch passieren, dass wenn jemand, der die sogenannt «gute Idee» hatte, sich auf dem Weg dorthin vertut und es am Ende mehr Unzufriedene als Begeisterte gibt.
Nun ist «Via sicura», das Handlungsprogramm des Bundes für mehr Sicherheit im Strassenverkehr, dabei, sich von einer «guten Idee» in die andere Richtung zu entwickeln. Zumindest für einen Grossteil jener Menschen, welche regelmässig diese Zeitung lesen. Menschen also, welche täglich auf den Strassen unterwegs sind. Betroffene, die von der vorliegenden Vision – original wurde angestrebt, die Zahl der Unfälle mit schweren Personenschäden auf null zu senken – zuerst hätten profitieren können bzw. sollen.
Doch was einst im Jahre 2000 unter der Ägide des damaligen Verkehrsministers ursprünglich als «Vision Zero» seinen Anlauf genommen hatte, hat sich jetzt gewiss (noch?) nicht in Schall und Rauch aufgelöst, doch wie viel von der ursprünglichen Idee da noch vorhanden ist, wissen wohl selbst eingefleischte Experten nicht. Klar, der frühere Bundesrat Moritz Leuenberger ist ein absoluter «Schöngeist» und man wird auch noch in Jahren von ihm und vor allem seiner Eloquenz positiv sprechen. Ein Visionär? Ja, vielleicht. Doch im Zusammenhang mit Via sicura? Eher nicht. Vielleicht ist das aber auch in seinem Sinne. Denn zum einen wurde der beabsichtigte Effekt der Massnahmen im Laufe der Gestehung zunehmend weniger ambitioniert formuliert. Zum anderen ist es effektiv der Fall, dass heute, fünf Jahre nach Inkrafttreten des finalen Pakets «Via sicura», eine kritische Betrachtung zumindest mehr als angebracht ist. So harrt das Werk etwa an Anpassungen im Zusammenhang mit dem Automatismus bei den Raserdelikten. Das Zauberwort heisst Ermessensspielraum. Dann ist offensichtlich das Verhältnis von Kosten und Nutzen schlecht, beim Nutzen gibts noch viel Potenzial. Ein weiteres – von vielen anderen – kritisches Thema sind die Fahreignungsprüfungen. So, wie das Machwerk im Laufe der Zeit seine heutige Form annahm, braucht es nun wichtige Veränderungen. Sonst droht «Via sicura» der Status «Zero».
INHALT
AR 41/2017
AKTUELL
Fahrlehrer wehren sich
TITELTHEMA
Via sicura Man sei auf dem richtigen Weg, meint der Bundesrat fünf Jahre nach Einführung des Verkehrssicherheits-Pakets. Aber es geht noch besser.
TESTS & FAHRBERICHTE
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SPORT
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