IAA: ERLEBNIS ZUKUNFT

Die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt (D) rückt die digitale Welt in den Fokus.

Mit nun 67 Austragungen hat die vom 14. bis 24. 9. 2017 in Frankfurt am Main (D) stattfindende Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) Tradition. Doch die vom deutschen Verband der Automobilindustrie (VDA) organisierte Messe machte in den letzten Wochen aber weniger damit, oder mit den ab Donnerstag gezeigten Neuheiten, Schlagzeilen. Vielmehr standen anstelle der Anwesenden die Abwesenden im Fokus. So werden bei der alle zwei Jahre veranstalteten Ausstellung diverse namhafte Automarken nicht vertreten sein.

«Auch bei früheren IAA gab es immer mal wieder Aussteller, die aus unternehmensinternen Gründen nicht teilnehmen konnten – und beim nächsten Mal wieder dabei waren. Wir nehmen deren Entscheidung ernst, analysieren deren individuelle Gründe und entwickeln die IAA weiter.» Dies sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann vor einer Woche an einer Vor-IAA-Web-Pressekonferenz. Wissmann richtete sich speziell an jene Marken, die 2017 durch Abwesenheit glänzen. Mit Fiat, Volvo, DS, Infiniti, Peugeot, Alfa Romeo, Nissan, Jeep, Mitsubishi, Rolls-Royce und – das hat schon System – Tesla bleiben mindestens elf wichtige Hersteller fern.

Die «Big» sind nicht mehr «five»

Eigentlich gilt die IAA als «automobile Leitmesse». Doch ihre Position ist nicht unantastbar. Dafür bewegte sich die Branche international zu stark. Lange sprach man von den «Big Five», welche die fünf wichtigsten Automessen weltweit waren: Paris, Frankfurt, Peking, Detroit und Genf (aufgelistet nach deren Besucherzahlen per 2013/2014). Mit rund 1.2 Mio. Besuchern/-innen hatte Paris damals am meisten Publikum, mit deren 670 000 in Genf am wenigsten.

Doch diese Messen nur anhand der Eintritte zu bewerten, wäre falsch. So finden lediglich Genf und Detroit jedes Jahr statt. Nebst der IAA und Paris wird mit Tokio eine weitere grosse Autoshow alle zwei Jahre veranstaltet. Das gilt eigentlich auch für die «Auto China», doch die gibt es jährlich, nur wechseln sich hier Peking und Shanghai ab. Und analog der in China rasant voranschreitenden Motorisierung nimmt die Bedeutung von Peking sowie Shanghai zu, während es bei anderen Ausstellungen eher bergab geht. Der Grund hierfür liegt nicht zuletzt in der wachsenden Konkurrenz der etablierten Automessen durch Computershows.

Digitale Verschmelzung

Die «Big Five» haben sich nämlich nicht nur gegen aufstrebende Messen wie etwa Neu Delhi (Indien) oder Seoul (Südkorea) zu wehren, sondern vor allem gegen Shows wie die CES in Las Vegas (USA). Dort, sowie etwa an der Berliner Funkausstellung (IFA), verschmelzen Produkte und Dienstleistungen der Informationsindus­trie zunehmend mit dem Auto, und die aufgrund der neuen Mobilitätsformen entstehende technologische Realität wird abgebildet.

Nun ist gerade die IAA in Frankfurt hier nicht untätig. Vielmehr hat sich die Messe mit über 900 000 Besuchern/-innen konstant weiterentwickelt. So zeigt die IAA 2017, wie der VDA schreibt, «die ganze Innovations-Bandbreite zur Mobilität, von der Digitalisierung über die Elektromobilität bis hin zu neuen Mobilitätskonzepten, insbesondere in den Städten». Dementsprechend steht die IAA unter dem Motto «Zukunft erleben», und im Rahmen der Plattform «New Mobility World» bringt man die entsprechenden Player an einen Tisch. Daran werden sich einschlägige Konzerne wie Google, SAP oder Facebook beteiligen.

Doch nicht nur der VDA in Frankfurt ist sich bewusst, dass sich die Zeichen der Zeit verändern. So gilt der Genfer Autosalon schon länger als «grüne Messe». Und auch in Genf blieb das Fernbleiben wichtiger Marken von der IAA nicht unbemerkt. «Wir bedauern natürlich, dass grosse Hersteller nicht an die IAA kommen. Sie setzen kein positives Zeichen für die Messeindustrie und wir müssen uns neuen Herausforderungen stellen», teilte uns die «Geneva International Motor Show» auf Anfrage mit. Man habe festgestellt, dass die Hersteller «volatiler werden». Ihre Teilnahme an einem Salon setze für manche «beispielsweise die Präsentation einer Premiere voraus», sagt der Generaldirektor des Autosalons André Hefti. Man werde «wohl auch nicht ganz von Absagen verschont bleiben», so Hefti, doch diese hielten sich bis jetzt in Grenzen. Wie Genf 2018 von seinem grossen Trumpf, dem neutralen Boden ohne Autoindus­trie, wird profitieren können, wird sich weisen. Jetzt freuen wir uns erst einmal auf die IAA mit auch 2017 vielen Neuheiten. Mehr dazu ab der nächsten Seite.

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