DAS ÜBERARBEITETE FAMILIENABENTEUER

766 000 Leute weltweit konnten sich 2016 für den Nissan X-Trail begeistern. 55 % davon nutzen das SUV für ihre Familie.

Ein überarbeitetes Gesicht und mehr – der Nissan X-Trail wurde aussen wie innen gründlich aufgefrischt. Technisch behält er seine bekannten Qualitäten bei – mit 4×4 auch abseits der Strasse. © Werk

Abenteuerbegeisterte Familien sieht Nissan an erster Stelle als Zielgruppe für den X-Trail. Tatsächlich liegt im Grundbegriff eines «Sports Utility Vehicle» ja tatsächlich dessen Verwendung für Sport und Freizeit im Freundes- oder Familienverbund. Zwar impliziert in den USA, wo der Begriff herkommt, mit SUV niemand zwingend die Möglichkeit, befestigte Wege verlassen zu können. In der Realität aber ist gerade dies jenseits des Teichs eine Grundvoraussetzung, dass man mit dem Fahrzeug tatsächlich bis dorthin gelangen kann, wo Sport und Freizeit beginnen können: in den  Wald, in die Berge oder an den Strand. So absorbierte denn der US-Markt mit 322 000 Einheiten 2016 das Gros der weltweit rund 766 000 verkauften Nissan X-Trail respektive Rogue, wie er in Übersee heisst. In Europa tut sich der Wagen etwas schwerer und steht eindeutig im Schatten des so erfolgreichen Qashqai. Allerdings bietet der X-Trail für Leute mit grösserem Platzbedarf und dem Wunsch nach mehr Leistung, Diesel, Allrad und Automat eine mehr als valable Alternative zum Erfolgs-Crossover. Wie dieser, hat Nissan den X-Trail einer Auffrischung unterzogen. Wen wunderts, auch hier standen Qualitäts- und Sicherheitsfeatures im Vordergrund.

Über Stock und Stein

Tatsächlich hatten wir Gelegenheit, den überarbeiteten X-Trail on- und off-road zur Probe zu fahren. Auf einem riesigen Privatgelände in Schneeberg (A) zeigte der X-Tail, wie weit man sich mit ihm abseits befestigter Strassen wagen kann. Gleich vorweg, der X-Trail ist kein Off-Roader, dazu fehlt ihm das dafür essenzielle Reduktionsgetriebe. Der von Nissan als All-Mode 4×4 bezeichnete Allradantrieb aber bietet immerhin die Möglichkeit zum starren Durchtrieb zwischen Vorder- und Hinterachse. Im automatischen Modus wird Kraft nach Bedarf an die Hinterräder weitergeleitet. Ein Vorgang, der unbemerkt passiert, der aber von überzeugender Wirkung ist. Selbst auf einem Steilstück mit gröbstem Schotter liess es sich ohne eine Verzögerung und ohne scharrende Räder anfahren. Mit einer Bergabfahr-Taste kriecht der X-Trail schliesslich auch ganz ordentlich wieder zu Tal. Einziges Manko abseits der Strasse ist vielleicht die moderate Bodenfreiheit. Einige deutliche Kratzgeräusche waren unüberhörbar.

Familienkonform

Wie der kleinere Bruder Qashqai erhält auch der X-Trail ein neues Lenkrad sowie zahlreiche Verbesserungen und Aufwertungen des Innenraums. Wichtigste Neuerung aber ist, ganz dem Zeitgeist entsprechend, die Aufrüstung des On-Board Info- und -Unterhaltungssystems an die aktuellen Anforderungen bezüglich Konnektivität und Benutzerfreundlichkeit. In der Top-Ausstattunglinie Tekna gibt es dazu eine neues Soundsystem von Bose. Damit wird der X-Trail zum Konzertsaal – wenn nötig inmitten des Waldes. Dahin gelangen nun auch die Passagiere der zweiten Sitzreihe bei Bedarf mit wohlig warmem Hintern. Ebenfalls in der Top-Ausstattung gibt es nämlich neu auch für die mittlere Sitzbank eine praktische Sitzheizung.

Platz da

Der Innenraum des X-Trail wirkt tatsächlich aufgewertet, gut verarbeitet und freundlich. Angesichts des äusserlich «robusten» Karroserie-Designs wirkt das gepflegte und gediegenes Ambiente innen fast wie eine Überraschung. Aber auch outdoor-gewohnte Familien werden das zu schätzen wissen. Doch Komfort alleine ist nicht alles in dieser Kategorie. Platz ist genauso wichtig. Hier spielt der X-Trail wie man es sich von ihm gewohnt ist. Als optionalen 7-Plätzer gibt es gar eine zusätzliche Sitzgelegenheit für die erweiterte Familie. Und wenn es gilt, ein abgelegenes «Bergheimetli» zu versorgen, so reicht der bei abgeklappter Sitzbank fast 2000 Liter gros-se Stauraum (bei der 5-Sitzer-Variante) zum Heranschaffen einer reichlich bedachten Proviantration für Mensch und Haustier während Monaten – samt des für die Aufbewahrung nötigen Kühlschranks.

Flott voran

Der seit Herbst 2016 erhältliche 2-L-Dieselmotor mit 177 PS ist seiner Aufgabe im X-Trail bestens gewachsen. Er wirkt kräftig und harmoniert gut mit dem Charakter des Multitalents. Aktuell ist er zusammen mit dem kleineren 1.6-L-Diesel mit 130 PS die einzige Option mit Allradantrieb. Ohne diesen scheint jedoch dem Wagen – nach Nissans eigener Definition: «80 %  SUV und 20 % Crossover» – besonders in der Schweiz ein wichtiges Element zu fehlen. Ein Wermutstropfen sind auch die nicht sehr grosszügigen Anhängelasten, falls ein Abenteuer auf dem Wasser oder mit dem galoppierenden Vierbeiner mit eingeplant ist, sprich ein Boot oder Pferdeanhänger gezogen werden soll. Besonders die alternativ zum 6-Gang-Getriebe lieferbare Schubgliederband-Variomatik limitiert den X-Trail als Zugpferd doch erheblich. Im Falle des 2-Liters sind dies 1650 kg Anhängelast gegenüber 2000 kg ohne Automat.

Auf der Strasse braucht der X-Trail naturgemäss kein eigentliches Dynamikwunder zu sein, ist aber durchwegs flott unterwegs. Er zeigt dabei seine Qualitäten als handlicher, komfortabler Reisewagen mit bester Aussicht in Sitzreihe 1 und 2. Die hintersten Passagiere auf dem 3. Rang werden hingegen in ihrem visuellen Reiseerlebnis doch erheblich von der breiten C-Säule mit dem hochgezogenen Seitenfenster beeinträchtigt. Einem Hund hingegen – viele X-Trail sieht man mit dem entsprechenden Käfig – wird das egal sein.

Der Verkauf des X-Trail hat bereits begonnen, im September rollen die ersten Exemplare auf den Schweizer Markt. Die Preise beginnen mit 28 290 Franken für die Basisversion 1.6 DIG-T als Turbobenziner mit 163 PS und Frontantrieb. Der hierzulande attraktive 2-L-Diesel mit 4×4 und Automat startet bei 39 990 Franken (Ausstattungsvariante  Acenta). Als Topversion Tekna schlägt er  hingegen mit 46 290 Franken zu buche.

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