Gut 7000 Besucherinnen und Besucher nutzten das sonnig-warme Wetter, um das Bergrennen Hemberg zu geniessen – den ersten Lauf zur Schweizer Bergmeisterschaft. Knapp 200 Piloten nahmen an den drei Trainingsläufen teil. Der vierte wurde aufgrund eines spektakulären Unfalls gestrichen. Ein Unfall, den von all denen, die vom Bergrennsport etwas verstehen – sprich vorab den Piloten – keiner so wirklich versteht. An der Stelle, weit nach der Zieldurchfahrt, an der der Promi-Moderator mit seinem Elektro-Bomber durch die Leitplanke schoss, rollt man normalerweise aus. Wie dem auch sei …
Um Welten besser
Einer von ganz vielen, die es an diesem Tag unglaublich viel besser machten als Richard Hammond, war Marcel Steiner. «Es war und ist ganz klar unser Ziel, in dieser Saison auf die Siegerstrasse zurückzukehren. Dass es nun gleich auf Anhieb beim ersten Rennen geklappt hat, überrascht mich schon ein bisschen», sagt Steiner. Ein Blick auf die Rangliste zeigt einen hochüberlegenen Sieger. Mehr als drei Sekunden war der 42-jährige Garagier, der zwischen Thun und Bern wohnt, schneller als der Seriensieger der letzten Jahre, Eric Berguerand. Der Walliser hatte in Hemberg zuvor alle Austragungen gewonnen, seit das Rennen ab 2013 wieder im Kalender der Bergmeisterschaft figuriert. Nach «Stübis Rechnungsbüchlein» also viermal in Folge. «Vielleicht täuscht das Resultat ein bisschen», gibt sich Marcel Steiner vorsichtig. Warum? «Ich denke, der Vorsprung ist nicht so gross, weil wir so überlegen waren, sondern weil Eric Berguerand auch schlecht gefahren ist.»
Weit weg vom Rekord
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der 38-jährige Romand in seinem Lola FA 99 die 1758 m lange Strecke über eine Höhendifferenz von 157 m schon deutlich schneller bewältigt hat. Immerhin hält er mit einer hohen 53er-Zeit den Streckenrekord. Diesmal kam Berguerand mit zwei tiefen 56er-Zeiten den Hügel hinaufgedonnert, Steiner dagegen mit zwei mittleren 54er-Zeiten. Offenbar, so hat sich der Titelverteidiger geäussert, hat er Probleme mit dem Unterboden gehabt. «Was wirklich Sache ist, wird sich im weiteren Verlauf der Saison zeigen», sagt Marcel Steiner. Beim ersten Rennen geht es auch ein bisschen darum, Mensch und Maschine an den Wettkampfmodus zu gewöhnen.
Erstmals seit Reitnau AG
Darum freut sich der Meister von 2010, 2011 und 2012 erst einmal drüber, dass mit seinem LobArt, an dessen Aufbau er und sein Team von Beginn weg involviert waren, wieder zuoberst auf dem Podest steht. Es ist für Steiner der erste Tagessieg seit vier Jahren – damals in Reitnau. Dabei liegt ihm Hemberg gar nicht wirklich. Zu kurz, zu eng, zu langsam für den pfeilschnellen Berner, der sich zuletzt eher mit Ehrenplätzen «bescheiden» musste. An der Spitze war für ihn zuletzt nichts zu bestellen. Dabei hätte 2016 eigentlich schon etwas mehr aus den Auspuffrohren kommen sollen; doch die «Probleme mit dem Motor waren grösser, als wir uns das zu dem Zeitpunkt vorgestellt hatten», so Steiner. Insofern wurde die letzte Saison eine Art Aufbausaison für ihn. Eine weitere solche Übungszeit soll es nicht geben. Jetzt ist Erntezeit. Weiter geht es Anfang Juli in Reitnau.
Schnellmann gewinnt
Auch im Feld der Tourenwagen vermochte sich «finalement» nicht der Topfavorit Reto Meisel in seinem Mercedes SLK340 durchzusetzen. Infolge technischer Probleme landete der Aargauer weit hinten in der Rangliste. Schon letztes Jahr war Meisel in Hemberg ausgefallen, gewann dann jedoch in der Folge bei allen weiteren Bergrenen – meist in Rekordzeit. Tja, in dem Sinn ein gutes Omen für ihn.
Ein ähnliches Schicksal wie Meisel ereilte in Hemberg den zweifachen FIA-Bergcup-Sieger Ronnie Bratschi. Der Urner schied mit einem Antriebsschaden schon im ersten Trainingslauf aus. Derlei ging der Sieg an den Innerschweizer Roger Schnellmann im Mitsubishi Lancer Evo. Der Wangener blieb im ersten Rennlauf unter einer Minute und markierte damit in seiner Klasse einen neuen Streckenrekord.