François Launaz wurde vergangene Woche in Altishofen LU in seiner Funktion als Präsident von auto-schweiz für drei weitere Jahre bestätigt. Der Walliser verdiente sich die einstimmige Unterstützung der Generalversammlung der Importeure-Vereinigung für die Position, die er seit 2014 innehat. François Launaz erläutert uns gegenüber die Rolle von auto-schweiz und äussert sich zu den grossen Herausforderungen der Zukunft.
«Automobil Revue»: Welches sind die Prioriäten für Ihre zweite Amtszeit?
François Launaz: Wir haben kurzfristig eine sehr dringende Aufgabe vor uns. Es gilt, dafür zu sorgen, dass die Bedingungen zum CO2-Gesetz, das bis 2020 eine Limite von 95 g/km vorschreibt, auf die Schweizer Bedingungen angepasst werden, denn die Ausgangslage benachteiligt uns gegenüber der Europäischen Union. Wir wollen vor allem ein «Phasing-in» erreichen, eine progressive Aufnahme des Fahrzeugbestandes, der für die Berechnung des CO2-Durchschnittswerts herbeigezogen wird. Es braucht zudem die Supercredits für saubere Fahrzeuge. Die Schweiz ist noch weit vom Ziel der 95 g/km entfernt, weil wir bei uns die Autoindustrie nicht unterstützen, weder mit Prämien noch mit Ladestationen. Das Ziel von 70 g/km für 2025 wird noch schwieriger. Man will uns die strengsten Umweltnormen der Welt auferlegen. Das kann uns in eine Straflage bringen und Millionenkosten verursachen. Die zweite Priorität betrifft das politische Engagement auf dem Gebiet des Mobility Pricings, des Projekts zur Besteuerung der Pendler entsprechend ihrer Kilometerleistung. Die Rahmenbedingungen werden im Parlament undurchsichtig zusammengebastelt. Auto-schweiz muss sich Gehör verschaffen, damit die Autofahrer nicht benachteiligt werden.
Wie sehen Sie Ihre Rolle?
Es ist mir wichtig, die Probleme für die Autobranche vorauszusehen, dafür zu sorgen, dass die Importeure am gleichen Strick ziehen. Das bedeutet, dass ich für den Dialog, für die Aufklärung sorgen muss. Ich muss auch die Hindernisse zwischen den Importeuren und den Garagen abbauen. Wir organisieren mindestens einmal pro Jahr ein Treffen der Importeure, um ihre Bedürfnisse zu besprechen, ihre Anliegen wahrzunehmen, ihnen zu helfen, Probleme zu lösen. Das reicht von der Vermittlung von Kontakten mit dem Bundesamt für Strassen, mit den richtigen Politikern, bis zu anderen Initiativen, für die sie intern nicht die Zeit haben. Auto-schweiz ist quasi die Gesprächsplattform zwischen den Importeuren und Politikern sowie zwischen den Importeuren und den Markenvertretungen.
Wie bewerten Sie den Gesundheitszustand des Schweizer Marktes?
Ich mache mir um den Markt bei uns keine grossen Sorgen. Er ist stabil und befindet sich in Wandlung. Diese Wechsel wurden in den vergangenen Jahren durch die Entwicklung des Euro-Wechselkurses beeinflusst und haben den Premiummarken Aufwind gegeben. Die Oberklassehersteller haben ihr Modellangebot ausgebaut und ihre Preise angepasst, sodass die Nicht-Premiummarken keine leichte Aufgabe haben. Der andere Wandel zeigt die langsame Verschiebung zu den Alternativenergien hin. Diese Entwicklung dürfte sich in den kommenden Jahren mit den oben erwähnten CO2-Auflagen noch beschleunigen. Die Zunahme bei den Elektroautos – sie sollen bis 2025 15 % der Verkäufe ausmachen – wird sich nicht nur auf die Importeure auswirken, sondern auch auf das ganze Garagengewerbe. Je mehr Elektrofahrzeuge wir haben, umso weniger Arbeit fällt in den Werkstätten an. Es ist also lebenswichtig für die Autobranche, sich auf die neue Lage einzustellen, denn wir müssen uns anpassen.
Wie würden Sie die Beziehungen zwischen Importeuren und Garagen bewerten?
Ich habe den Eindruck, dass die Importeure die Arbeit und die Herausforderungen der Vertretungen besser verstehen als umgekehrt. Die oft kurzen Amtszeiten der Marken-CEO machen die Situation der Kommunikation und der Partnerschaft zwischen den beiden Seiten leider nicht besser. Wenn ich mit den Garagisten spreche, höre ich oft Klagen zu neuen Auflagen oder zur Kürzung der Margen oder Boni. Sie vergessen dabei, dass die Änderungen vom Hersteller kommen und nicht vom Importeur. Dieser muss die Firmenpolitik durchsetzen und gleichzeitig dafür sorgen, dass diese für die Vertretungen tragbar ist.
Haben die Lobby-Anstrengungen der Autobranche im Parlament Erfolg?
Ich hatte die Gelegenheit, mit Parlamentariern und Vertretern der Bundesverwaltung zu sprechen. Sie sind mit mir einer Meinung, dass auto-schweiz und unsere Partner die Öffentlichkeit aufklären sollen, ihr die Anliegen erklären, die Zielsetzung erläutern. Ich meine, dass die Kontakte der letzten drei Jahre mit den Politikern und mit der Bundesverwaltung Früchte tragen. Wir haben den regelmässigen Gedankenaustausch eingeführt und unsere Kompromissbereitschaft bewiesen, was im besten Interesse der Autofahrer ist. Das ist ja der Grundsatz des Lobbyings.
Teilen Sie die herrschende Begeisterung in Sachen autonomes Fahren?
Wie kann ich mich auf ein Auto freuen, das ich nie fahren kann? Ich finde die Hysterie um die autonomen Fahrzeuge verrückt. Sie werden eines Tages Realität, aber nicht so schnell, wie man glaubt. Ich rechne mit einer grösseren Verbreitung in 25 oder 30 Jahren, nicht vorher. Die Sicherheitssysteme, die das autonome Fahren möglich machen, sind aber ein grosser Fortschritt. Machen wir uns doch nichts vor: Das völlig autonome Fahren wird zunächst im abgegrenzten Umfeld wie im Silicon Valley realisiert werden. Dann muss das Problem der Gesetzgebung, zum Beispiel bei tödlichen Unfällen, gelöst werden. Auch die Verkehrsvorschriften müssen angepasst werden. Der Prozess wird jedenfalls sehr lang.
Und wie steht es um die Elektroautos?
Zum Erreichen der Emissionsnormen für 2025 müssen sehr viele Elektrofahrzeuge verkauft werden. Sie haben zwei grosse Nachteile: die Reichweite – ich meine, wir brauchen 400 km – und die Kosten. Beides sollte aber bald gelöst werden. Dann müssen wir uns die Frage stellen, woher der Strom stammt. Wir stimmen ja am 21. Mai über die Energie 2050 ab, mit vielen Subventionen für erneuerbare Energie, aber eine Hilfe zur Förderung von Elektrofahrzeugen fehlt in der Schweiz …