Das legendäre 6-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps endet mit einem lupenreinen Doppelsieg für das Toyota-Team. Auf der weltbekannten ‹Ardennen-Achterbahn› wiederholte das Trio Sébastien Buemi, Anthony Davidson und Kazuki Nakajima den Triumph vom Saisonauftakt in Silverstone. «Ich freue mich natürlich sehr über diesen Sieg. Gerade auch deswegen, weil wir ja nicht das schnellste Auto waren. Aber wir lagen gut im Verkehr und hatten auch eine ordentliche Portion Glück auf unserer Seite», freute sich Buemi «finalement» und war gleichzeitig Realist. Denn eigentlich war der Schwester-Wagen von Mike Conway und Kamui Kobayashi der Star des Rennens. Vorab Mike Conway hatte einen Auftritt, wie man ihn auf diesem Planeten nur selten zu sehen bekommt. Schon zu Beginn machte der Brite ganz klar die Pace und setzte sich vom Rest des Feldes ab, als ob es ein Kinderspiel wäre. Eine Full-Course-Yellow sorgte dann indes für die Wende. Da der Toyota von Conway gerade gestoppt hatte als die Neutralisierung griff und die Konkurrenz unter gelb zum Service fahren konnte, ging die souveräne Führung flöten. Doch Conway gab nicht auf und arbeitete sich wieder in den Windschatten des Führenden, ehe das selbe Spiel ein zweites Mal begann. Buemi lieferte sich in der Schlussphase ein packendes Duell mit dem ehemaligen Sauber-Pilot Kamui Kobayashi. Der Japaner kam in der letzten Runde bis auf sieben Zehntel an den Romands ran. Der Schweizer konnte jedoch seinen Vorsprung ins Ziel retten. Letztlich entschieden läppische 1,992 Sekunden. «Wir waren heute sehr schnell unterwegs und haben einen guten Vorsprung heraus gefahren. Die beiden Gelbphasen kamen jedoch genau zur absolut falschen Zeit», so Conway.
Höhenflug hält an
Damit geht Buemis eindrücklicher Höhenflug in diesem Jahr weiter. In der Langstrecken-WM konnte er die ersten zwei Rennen der Saison gewinnen, parallel führt er auch die WM in der Formel E mit drei Siegen aus vier Rennen an. Eine beeindruckende Bilanz für einen Fahrer aus einem Land ohne eigene Rundstrecke, sprich einem Rundstreckenrennen-Verbot. Der Waadtländer reist somit in Topform zum Saisonhöhepunkt nach Le Mans. Am 17./18. Juni will er an der Sarthe erstmals das superprestigeträchtige 24-Stunden-Rennen gewinnen. Letztes Jahr blieb der Toyota bekanntlich in unfassbarer Manier wenige Meter vor dem Ziel stehen. Eine der empfindlichsten Toyota-Niederlagen in deren ruhmreichen motorsportlichen Geschichte. Solches soll sich heuer auf keinen Fall wiederholen – und wird es wohl auch nicht.
Jani ziemlich blass
Vervollständigt wurde das Podium vom Porsche 919 Hybrid von Timo Bernhard, Earl Bamber und Brendon Hartley. Mehr lag wohl nicht drin. Zunächst erforderte ein schleichender Plattfuss hinten links einen ausserplanmässigen Boxenstopp. Dann hatte nach einem leichten Crash in der Bus-Stopp-Schikane eine neue Fahrzeug-Nase montiert werden müssen. «Unsere Pace war ganz gut. Verglichen mit dem am Ende siegreichen Toyota waren wir eigentlich ebenbürtig. Gegen den anderen Toyota hatten wird aber keine Chance gehabt. Der ist regelrecht geflogen», analysierte Hartley. Damit lässt sich jetzt schon sagen, dass es für Porsche punkto Titelverteidigung 2017 extrem schwer wird. Zumal auch Neel Jani im zweiten Porsche keine grossen Stricke zerriss. Der Weltmeister und letztjährige Le-Mans-Sieger kam wie beim Saisonauftakt in Silverstone nicht recht auf Touren. Der Seeländer belegte mit seinen Porsche-Teamkollegen André Lotterer und Nick Tandy den 4. Platz. Auf Sieger Buemi verlor der Porsche mit der Startnummer 1 fast anderthalb Minuten. «Unsere Leistung war so wie erwartet. Mit einem Toyota konnten wir mithalten, der andere lag ausser Reichweite. Wir hatten Pech mit dem Timing der zwei Neutralisationsphasen und verloren dabei viel Zeit. Danach hätte uns nur noch Regen zurück ins Rennen spülen können», hielt Jani fest. Teamkollege Lotterer fasste das Ganze kurz und bündig sowie prägnant zusammen: «Die Toyota waren ziemlich stark, wir müssen ein bisschen aufholen.»