DER VOLKSWAGEN FÜRS GROBE

Werden alle vier Räder angetrieben, ist bei VW der 4Motion-Antrieb am Werk. Und das bei verschiedensten Fahrzeugen.

Die Stimme am Funk wird immer unverständlicher. Wenn ich richtig hingehört habe, wies mich der Offroad-Experte aus der Ferne an, das Gaspedal nur ganz behutsam zu behandeln und unbedingt darauf zu achten, dass die Räder geradeaus gerichtet sind. Das klingt für mich alles logisch, und ich setze die Anweisung in die Tat um. Ich will unbedingt meinen Amarok durch diese immer tiefer werdende Wasserrinne hinausmanövriert haben, bevor die Funkverbindung vollends abbricht.

Zum Glück verfügt der VW Pick-up über den bei Volkswagen bewährten 4Motion-Antrieb (vgl. Kasten). So vermag ich effektiv, den Amarok DoubleCab 3.0-l-TDI Highline heil und ohne nasse Füsse aus dieser «Wasserfalle» zu steuern, und ich kann wieder zur Konvoispitze aufschliessen, wo unser Guide über Funk die Anweisungen erteilt.

Auch offroad nicht auf Abwegen

Wir sind mitten in einem riesigen Waldgebiet bei Gelnhausen (Bundesland Hessen), eine Autostunde östlich von Frankfurt am Main (D). Volkswagen hatte in diesen Ausläufer des bekannten Spessart-Waldes, wo sich Fuchs und Hase mangels Gesellschaft «gute Nacht» sagen müssen, eingeladen, um die Effizienz des 4Motion-Allradantriebs in der Praxis zu demonstrieren. Das Gebiet mit rund 400 km Offroadwegen ist für diesen Zweck perfekt. Nebst dem Amarok mit dem unlängst neu eingeführten V6-TDI (165 kW/224 PS, 550 Nm, 8-Gang-Automatik) fuhren wir den Caddy Alltrack 4Motion (2.0 TDI, 110 kW/150 PS, 340 Nm, 6-Gang-DSG) sowie eine Variante des T6-Transporters Rockton.

Und gerade der Rockton als Ableger des VW-Nutzfahrzeuge-Modells Transporter Kombi überzeugte. Unser Rockton hatte einen 2.0-TDI (110 kW/150 PS, 340 Nm, 6-Gang-Schaltgetriebe) und natürlich 4Motion-Technik. Diese T6-Version ist für das Gelände wie gemacht. So ist das Fahrgestell um 30 mm höhergelegt und es gibt einen massiven Unterfahrschutz, welcher sensible Bereiche wie Motor, Getriebe oder den Tank wirksam abschirmt. Und auch die mechanische Hinterachs-Differenzialsperre verleiht dem praktischen Transporter ungeahnte Kraxler-Fähigkeiten.

Rockton – warum nicht für uns?

Das 4.9 m kurze Fahrzeug soll Personen und Arbeitsausrüstung abseits von befestigten Wegen, wenn nötig auch ins Gelände, transportieren können. Das macht es etwa für Installateure oder auch für Förster oder Landwirte interessant. Es ist für Leute, die ein grösseres Transportbedürfnis haben, aber auf einen leistungsfähigen Allrad angewiesen sind.

Ein Fahrzeug wie der T6 Rockton – sein Vorgänger auf T5-Basis ist punkto Antrieb und Fahrwerk verwandt mit dem «Widder», einem Transportfahrzeug der deutschen Bundeswehr – wäre für die Schweiz ideal. Doch leider ist nach Auskunft der Schweizer VW-Importeurin Amag das in Deutschland mit etwas über 45 300 Euro angeschriebene Fahrzeug hierzulande grundsätzlich nicht erhältlich. Laut VW-Sprecher Christian Frey ergab eine Umfrage im Schweizer VW-Händlernetz «keinen ausgewiesenen Bedarf». «Es gibt bereits heute schon viele T6-Derivate, doch vom Rockton können individuelle Bestellungen direkt im Werk gemacht werden», erklärt Christian Frey. Er sieht gerade aufgrund der ausgewiesenen Offroad-Qualitäten dieses geländegängigen VW-Transporters grundsätzlich «ein Potenzial in der Schweiz von jährlich rund 100 bis 200 Verkäufen». Dass diese Annahme wohl sehr vorsichtig formuliert ist, belegt ein Blick in die Verkaufsstatistik. Denn immerhin verfügte in der Schweiz 2016 rund jedes zweite verkaufte Fahrzeug der T-Baureihe (Modelle Transporter, Caravelle, Multivan und California) über einen 4Motion-Antrieb. Und darüber hinaus gibt es für den Rockton optional einen Schienenboden. So kann man etwa weitere Einzelsitze installieren oder auch eine Gittertrennwand.

Der Caddy als Offroad-PW

Klar, dass auch der T6 Rockton, wie zuvor der Amarok, den Testparcours mit Bravour zu meistern vermochte. Doch wie steht es um den doch ziemlich «zivileren» Caddy? Immerhin ist in der Schweiz über jeder dritte VW Caddy mit 4Motion-Antrieb unterwegs. Er markiert bei den VW-Nutzfahrzeugen den Einstieg in die Welt der Allradler. Der von uns auf den hessischen Waldpfaden gefahrene Caddy Alltrack erledigte seine Sache jedenfalls tadellos. Interessant beim Caddy ist, dass er sich auch zivil, etwa als Familienauto, nutzen lässt. Man kann ihn aber auch als Kombi oder Kastenwagen für eine gewerbliche Nutzung ordern.

Aktuell feiert VW Nutzfahrzeuge mit dem Caddy Edition 35 den 35. Geburtstag der Baureihe. Obwohl seit Beginn der 4Motion-Anteil bei VW Nutzfahrzeugen konstant zunahm – von der Rekordproduktion 2016 von 477 000 Fahrzeugen (plus 2.7 %) hatten fast 90 000 Einheiten 4Motion –, sieht man sich «mehrheitlich nicht als 4×4-Anbieter». Dafür seien die zu bedienenden Zielgruppen sowie deren Wünsche und Bedürfnisse zu unterschiedlich. Man darf aber sagen, dass Volkswagen mit dem permanenten Allradantrieb 4Motion ein Produkt anbietet, das im beruflichen wie auch im privaten Alltag willkommen ist. Deshalb wird die 4Motion-Story wohl noch manches zusätzliche Kapitel erhalten. Und einen Guide, der sagt, wo es langgeht, benötigt VW auch nicht.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.