DIE TRANSJURANE IST DURCHGEHEND OFFEN

Die neue 85 km lange Autobahn durch den Jura verbindet diese Region mit dem Mittelland.

Das obligate Zeremonienband durchschnitten haben die bernische Bau-, Verkehrs- und Energiedirektorin Barbara Egger-Jenzer, Verkehrsministerin und Bundespräsidentin Doris Leuthard und Paolo Annoni, Präsident der Gemeinde Val-birse BE (v. l.). © Christelle Geiser

Am vergangenen Montag war es so weit: Bundespräsidentin Doris Leuthard eröffnete den letzten Autobahnabschnitt der A16 (Transjurane) zwischen Court BE und Loveresse BE. Damit wird es nun möglich, die 85 km zwischen Biel BE und der schweizerisch-französischen Grenze in Delle-Boncourt JU in einer Stunde zurückzulegen. Am anderen Ende liegt rund 15 km von der Landesgrenze der Bahnhof Belfort-Montbéliard, von wo aus man mit dem TGV schnell nach Paris gelangt.

Die Karte zeigt den Verlauf der Transjurane von Biel BE bis Boncourt JU. © Tiefbauamt Bern

30-Jahre-Projekt

Es war ein langer Weg bis zur Vollendung der Transjurane. Welches Gesicht diese Juraquerung einmal haben könnte, zeigten erste Variantenstudien schon in den 1970er-Jahren. Aber erst mit der Aufnahme der A16 in den Plan des Nationalstrassennetzes am 1. Oktober 1984 startete die konkrete Ausarbeitung des Gesamtprojekts, obwohl erste Projekte einer schnellen Juraquerung zwischen Biel und Belfort bereits 1964 existierten. Zuvor hatten sich die Jurassier in einer Volksabstimmung am 7. März 1982 mit 71 Prozent Ja für den Bau der neuen Autobahn ausgesprochen, und auch der Berner Jura votierte stets für die neue Autobahn.

Mit der neuen Autobahn A16 von Biel an die französische Grenze beabsichtigt man, eine direkte Anbindung der Juraregion und der Ajoie an das Mittelland sowie der Schweiz an das französische Autobahnnetz zu gewährleisten. Auf diese Weise kann auch der Verkehrsknoten Basel in Richtung Frankreich entlastet werden. Darüber hinaus erhofft man sich vom Bau der Transjurane, sie möchte der eher strukturschwachen Region einen Entwicklungsschub in wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Hinsicht geben und die Attraktivität des Jura erhöhen. Diesen Schub hat die Juraregion bitter nötig.

Die neue Autobahn verbindet im Weiteren die lokalen Zentren mit den abgelegenen Gebieten, die durch diese Topografie bisher klar voneinander getrennt waren. Zwar gebe es ein ÖV-Angebot, erklärte der verantwortliche Bauingenieur beim Berner Tiefbauamt, Alain Koenig, die Menschen seien aber auch auf das Auto angewiesen. Die Transjurane werde die Mobilitätssituation deutlich verbessern, da sie mehr Sicherheit schaffe. Wie bekannt, gehören Autobahnen im Vergleich zu den übrigen Strassen zu den sichersten. Vor allem im Winter sind die kleinen Strässchen, die sich durch die engen Schluchten winden, für den Autofahrer oft gefährlich.

Die A16 fängt darüber hinaus einen Grossteil des lokalen und regionalen Verkehrs auf und bringt den umliegenden Dörfern eine willkommene Entlastung. So hat etwa Reconvilier BE nach der Inbetriebnahme des Teilstücks Loveresse–Tavannes einen spürbaren Verkehrsrückgang in Dörfern erfahren wie auch Moutier BE seit der Eröffnung der Umfahrung. Und nicht zu unterschätzen: Der Weg zwischen Biel und Boncourt kann nun in einer Stunde, statt wie bisher in 90 Minuten bewältigt werden.

Viele Kunstbauten und Tunnels

Dass ein solches Mammutprojekt teuer ist, bedarf keiner weiteren Erklärung. Verantwortlich dafür waren die geologischen Bedingungen, das heisst die vielen Rutschhänge, welche das ganze Bauwerk zu einem schwierigen Unterfangen machten.

Insgesamt führt die 85 km lange Transjurane (48 km davon im Kanton Jura und 37 km im Kanton Bern) durch 33 Tunnel und Galerien. Das bedeutet, dass rund 43 Prozent der gesamten Strecke unter-irdisch verlaufen. Des Weiteren gibt es auf der Transjurane bis an die französische Grenze 20 Viadukte. Und mit ihren über 18 Anschlüssen und 6 Halbanschlüssen verbindet die A16 die Ortschaften der Jurakette miteinander.

Ökologie ist nicht gratis

Neben den vielen Kunstbauten, welche das Projekt verteuerten, beeinflussten aber auch andere Faktoren massgebend die Höhe der Kosten. So wurde grossen Wert auf die Qualität der Kunstbauten sowie auf die Umweltverträglichkeit gelegt. Die A16 sollte möglichst gut in die jurassische Landschaft eingebettet sein. Das ist dank der obligatorischen Umweltverträglichkeitsprüfung gut gelungen, auch wenn sich nicht bestreiten lässt, dass ein solches Bauwerk die Landschaft erheblich verändert. Deshalb wurden ökologische Ersatzmassnahmen realisiert. Was an Waldgebieten abgeholzt werden musste, wurde andernorts wieder aufgeforstet. Zudem wurden Bäche revitalisiert, neue ökologisch wertvolle Weiher geschaffen und Wald- und Feldwege angelegt. Derartige sinnvolle  Vorkehrungen trugen dazu bei, dass die Kosten anwuchsen.

Insgesamt verschlang die gesamte Autobahn A16 rund 6.6 Mia. Franken, wobei allein das letzte 9.4 km lange Teilstück zwischen Court BE und Loveresse auf 660 Mio. Franken zu stehen kam. Die Hauptlast trug dabei der Bund, der im Kanton Bern bis 2005 84 Prozent und danach 87 Prozent der Kosten übernahm. Für die Strecke im Jura steuerte der Bund 95 Prozent der Kosten bei. Der Rest ging zulasten der beiden Kantone. Der Ausbaustandard ist teils vierspurig (Autobahn), teils zweispurig (Autostrasse).

Mit der Eröffnung des letzten Teilabschnitts zwischen Court und Loveresse ist nun die Juraregion an das schweizerische Mittelland angeschlossen. Zwar gehört die Transjurane nicht zu den meistbefahrenen Autobahnverbindungen unseres Landes, aber die Anbindung dieser Region an die übrige Schweiz ist ein Akt staatspolitischer Notwendigkeit und deshalb von grosser Bedeutung. Wenn diese neue Autobahnverbindung in den Jura dieser Region neue kraftvolle Impulse verleihen könnte, läge das im Interesse der ganzen Schweiz.

ao

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