Hier steht also das Spitzenmodell der Panamera-Reihe. Äusserlich unterscheidet es sich nur durch die limettengrünen Modellschilder und Bremszangen sowie durch eine zweite Füllstützenabdeckung auf dem linken hinteren Kotflügel von seinen Gevattern. Es sind die gleichen Details, die wir kürzlich beim kleinen Bruder Panamera 4 E- Hybrid (AR 6/2017) beschrieben haben. Das Gleiche gilt für das Interieur des Super-Panamera: Einzig die Hybridfunktionen-Anzeige ist anders als bei den anderen.
Worum geht es?
Wie der Modellname andeutet, übernimmt der Panamera Turbo S E-Hybrid den Benziner vom Panamera Turbo. Das ist der Biturbo-V8 mit 550 PS mit einem Maximaldrehmoment von 770 Nm, der mit einem Elektromotor mit 136 PS und 400 Nm gekoppelt wird. Die Systemleistung summiert sich auf 680 PS und 850 Nm, die zwischen 1400 und 6000/ min anstehen.
Das resultiert in folgende Fahrleistungen: 0–100 km/h in 3.4 s, Zwischen- spurt von 100 auf 200 km/h in 8.3 s und Höchstgeschwindigkeit 310 km/h; das sind 2 Zehntel, 9 Zehntel und 4 km/h besser als beim herkömmlichen Turbo. Die Kräfte werden über alle vier Räder via ein neues PDK-Getriebe mit acht Stufen auf die Strasse gebracht.
Der Stromer wird von 130 kg wiegenden Lithium-Ion-Akkus mit einer Kapazität von 14 kWh versorgt. An einer 230-V-Haushaltssteckdose mit 10 A dauert eine volle Ladung per Standard-Ladegerät (2.4 kW) etwa 6 Std. Gegen Aufpreis kann sich der Kunde ein stärke- res Ladegerät zulegen (7.2 kW), das allerdings auf 230 V und 32 A angewiesen ist. Die volle Batterieladung dauert dann nur noch 2.4 Std. Dieses Gerät ist zudem über das PCM (Porsche Communication Management) oder über die App Porsche Connect für Smartphones programmierbar. Gleichzeitig kann der Innenraum dank der serienmässig eingebauten Stand-Klimaanlage ferngesteuert gekühlt oder geheizt werden.
Der Top-Panamera verbraucht gemäss der NEFZ-Norm durchschnittlich 2.9 l/100 km und spuckt 66 g CO2/km aus. Die rein elektrische Reichweite wird mit 50 km angegeben.
Auf der Startlinie
Wir wurden zur Vorpremiere ins Nardò Technical Center nach Italien eingeladen, um die Rakete aus Zuffenhausen (D) auf dem firmeneigenen Testgelände kennenzulernen.
Am Anfang stand der Handling-Parcours, eine Kurvenstrecke mit mehreren Höhenwechseln. LMP1-Profirennfahrer Timo Bernhard und Lars Kern (Nord- schleife-Rekordhalter mit dem Panamera) waren während unseres exklusiven Kennenlernens die Fahrer. Mit aktiviertem Launch Control gings los, damit von Anfang an alles klar ist: die Post ging ordentlich ab. Das Fahrverhalten durch die Wechselkurven zeigte auf, wie gut der Wagen liegt. Handlichkeit und Stabilität waren verblüffend, die Karosserieneigung minimal, die Bremsleistung eindrücklich und die Beschleunigung sensationell. Schwer zu glauben, dass wir mit einem Wagen unterwegs waren, der 2.3 t auf die Waage bringt.
Stunde der Wahrheit schliesslich bei der Topspeed-Jagd auf dem Hochgeschwindigkeitsoval (Circle Track), für welches Nardò bekannt ist. Wir fingen ganz entspannt und in aller Ruhe mit Umrundungen bei 150 und 200 km/h an. Einzig die Demonstration der Zwischenbeschleunigung und des Durchzugs lenkten mit ihren atemberaubenden Ausführungsgeschwindigkeiten vom Da- hingleiten ab. Der Fahrer steigerte allmählich den Takt, ohne seine Erklärungen zu unterbrechen, und ehe wir uns versahen, standen 315 km/h auf dem Tacho! Die komfortable Fahrwerksabstimmung des Wagens machte die Übung schon fast zu einfach, was irritieren könnte.
Nobles Erbe
Porsche versucht sich mit der Performance-Auslegung des Hybrids ganz im Geist des 918 Spyder. Der Panamera Turbo S E-Hybrid gibt ein eindrückliches Showcase für das technische Know-how der Stuttgarter ab, wobei er sich mit den beiden perfekt aufeinander abgestimmten Antriebstechnologien auch auf den Alltagsverkehr versteht. Und als Krönung des Ganzen sichert sich dieser Panamera auch noch den Titel der stärksten und schnellsten Hybrid-Limousine auf dem Markt. Das Modell kommt im Juli in den Verkauf und kostet ab 226 600 Fr. Die Version Executive mit um 150 mm verlängertem Radstand steht mit 243 000 Fr. in der Preisliste.
Sébastien Morand