In meiner Jugend gab es zwei «TV-Pflichttermine»: am Samstagabend die Sendung «Sportschau» mit der deutschen Fussball-Bundesliga und am Sonntagnachmittag die Formel 1. Letztere mangels Alternative zuerst noch im Schweizer Fernsehen, dann eroberte der Sender RTL die Bühne und ich konvertierte. Es war während Jahren undenkbar, dass ich um 14 Uhr – ohne Rennen mit Zeitverschiebung – einen Start verpasste. Die Sonne konnte noch so nach draussen locken, die Rennen mussten einfach gesehen sein. Doch jede Serie wird einmal gebrochen, ich verpasste effektiv einen Zieleinlauf! Doch ich war gar nicht draussen. Vielmehr verpasste ich den Ausgang des besagten F1-WM-Laufes, weil ich noch während des Rennens eingeschlafen war. Skandal: TV-Schlaf bei einer Formel-1-Live-Übertragung! Früher ein undenkbarer Frevel, heute eine nicht mehr so gros-se Seltenheit.
Nein, nein, ich liebe die Formel 1 noch immer! Doch sie begann mich teilweise anzuöden – oder sogar zu nerven. Erinnert sei an dieser Stelle etwa nur an Medienberichte mit dem Titel «Formel Gähn» anlässlich der unglaublichen Überlegenheit des Mercedes-Teams. Und auch das Reglement strapazierte die Nerven der treuen F1-Fans über Gebühr. Dies begann etwa schon vor dem Start mit den idiotisch drakonischen Strafen für mechanische Eingriffe beim Training wie etwa einen Motorenwechsel. Da gab es plötzlich Kombinationen von Strafen für solche «Vergehen», weswegen sich ein Pilot in einem Grid mit vielleicht 12 Reihen um 36 Reihen oder so «zurückversetzt» sah und am Renntag schlichtweg als Letzter loszufahren hatte. Und dann der Zieleinlauf! Nicht selten kam es vor, dass man infolge von Reglementsverstössen im Rennen erst nach der entsprechenden Sanktion wusste, wer eigentlich wo rangierte. Die Funktionäre schienen die Formel 1 erobert zu haben.
Nun geht es am 26. März in Melbourne/Australien in eine neue Formel-1-Saison. Wir haben uns dies zum Anlass genommen, die technischen – aber insbesondere auch die finanziellen – Aspekte der Königsklasse des Motorsports zu beleuchten. Dabei scheint – glaubt man zumindest unserem Interview-Partner Sébastien Buemi – eines sicher: Es wird die Post abgehen. Also: Wachbleiben ist angesagt!
INHALT – AR 9/2017
TITELTHEMA
Hinter den Kulissen der F1: Bernie Ecclestone, big Business der F1, Technik, Evolution F1 vs. Formel E, Interview Sébastien Buemi
TESTS & FAHRBERICHTE
Test Renault Clio 120 TCe: Frühlingsputz
Seat Leon Cupra: Fahrbericht
NEUHEITEN
Genfer Perlen: Hyundai, Porsche, Ford und Audi
SPORT
Stefano Comini: Der «Champ» sucht noch ein Cockpit
Kris Richard: Mit Vollgas für seinen Traum unterwegs
GT Electric: In dieser Saison geht die spannende Serie los
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