Es würde nicht überraschen, wenn er es irgendwie hinkriegte, dass US-Präsident Donald Trump himself als Ehrengast den nächsten Erweiterungsbau seines schon heute imposanten Garagenbetriebs an der Schachenstrasse in Lyssach BE einweihte. 2017 soll nämlich der Spatenstich erfolgen, um all das zu überdachen, was bei Vogel’s Offroads, dem landesweit grössten Direktimporteur von US-Cars jeglicher Marke und Sorte, derzeit noch nicht überdacht ist. Der projektierte Ausbau wird noch spektakulärer und noch mächtiger als das rote, vierstöckige «Gebäude», das am 23. Oktober 2014 nach 18-monatiger Bauzeit mit der grössten Flasche Wein, die die Welt je sah, mit einem Fassungsvermögen von 3094 Litern eröffnet wurde. Die Mega-Pulle ist in ihrer XXL-Dimension und ihrer aufsehenerregenden und einmaligen Art ein allegorischer, sprich sinnbildlicher Ausdruck der Vogel’s Offroadschen Philosophie. Millionen Menschen sind während der Bauphase des 8840 m2 grossen Garagenneubaus, dem grössten seiner Art im Mittelland mit einem Fassungsvermögen von 40 000 Kubikmetern, an der Baustelle, direkt an der extrem frequentierten Ein- und Ausfahrtsstrasse ins Emmental, vorbeigefahren. Sie alle haben wachsen sehen, was da Enormes entsteht. Ein ins Auge stechender Bau aus 8000 t Beton, 250 t Plättli, 1300 m2 Fenster, mit 35 km Heizungsschläuchen; mehr als 20 m hoch und 60 m lang und rot wie die Leidenschaft, Willenskraft und Entschlossenheit. Das Gebäude ist heute Heimat von 300 Mustang, Dodge, Chrysler, Jeeps und schnittigen Booten.
Neubau wird 120 000 m2 gross
«Ich baue halt einfach gern», sagt Firmenboss André Vogel. Die Lust, zu erschaffen ist in seinem Fall Hingabe und Passion. Wobei Erschaffen sich in Vogels Fall nicht allein auf Infrastruktur und Gebäude beschränkt. Da gehört der stete Ausbau dessen, was an Sortiment und Dienstleistung in äquivalentem Ambiente dar- und angeboten werden soll, auch dazu. Was die neuerliche Ausweitung seines «US-PS-Imperiums» auf Lyssacher Gemeindegebiet angeht, so soll diese wie erwähnt noch «bigger» werden als die letzte. 120 000 Kubikmeter auf 28 000 Quadratmeter sind geplant, die ab 2019 noch viel mehr Platz bieten sollen, um all die form- und designschönen Fahrzeuge und Boote amerikanischer Herkunft ideal aufzubewahren und zu präsentieren, und eine Ambiance zu schaffen, die zum Einkaufen einlädt. Dabei soll der exemplarisch gastfreundliche Stil, der im Neubau gezielt erschaffen wurde und gepflegt wird, beibehalten werden. Wer weich sitzt und im Fumoir eine edle Zigarre, direkt importiert aus Nicaragua, mit Blick auf all die Fahrzeuge rauchen und einen Whisky geniessen kann, ist als Mann tendenziell empfänglicher dafür, sich vom Neuen, sprich: dem Kauf, überzeugen zu lassen. «Der Kunde soll sich bei uns wohl fühlen», sagt André Vogel. Wie auf dem Ponyhof. Ein Autokauf ist nicht dasselbe, wie wenn ich in der Migros 24 WC-Rollen oder 4 Cervelats kaufe. Insofern geht die Entwicklung bei Vogel’s Offroads, was die Atmosphäre und das Klima in den Verkaufsräumen betrifft, konsequent in Richtung «Alice und ich im Wunderland des Ponys oder Mustang». Auch wenn der legendäre Mustang, das US-Kultauto schlechthin, zwar ein wichtiges Produkt im Angebot ist, ist er längst nicht der einzige «Burner». Auch mit einem Dodge, Chrysler oder Chevrolet lässt sich gut Umsatz machen. «Sie können davon ausgehen», sagt Vogel, «dass wir jeden Tag mindestens ein Auto verkaufen.» Viel tiefer will sich der Branchenleader nicht in die Verkaufs- und Umsatzzahlen blicken lassen und derlei näher ausführen, wie genau er das alles stemmt. Rund 6 Millionen hat der Neubau gekostet; der nun folgende wird noch teurer. Offenbar rentiert es.
Feines Gespür
Man sieht es dem vierfachen Familienvater im ersten Augenblick nicht zwingend an, aber hinter dem Bauernsohn verbirgt sich ein Typ, der ein signifikantes Gespür fürs Business und wirkungsvolles Marketing und auch für Menschen besitzt. Vogel weiss vielleicht weniger, was er dem Kunden wie vorsetzen muss, um ihn in kaufwillige Stimmung zu versetzen, als dass er es intuitiv spürt und das ist erheblich wertvoller als Wissen. Wie hat Einstein gesagt: «Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.» Insofern hat der geborene Luzerner auch einiges mit dem Neo-US-Präsidenten Donald Trump gemein, der ja für ihn als Unternehmer nicht ganz unwichtig ist, weil Trumps Tun und Nichttun den Dollarkurs erheblich beeinflussen kann. Der Dollarkurs ist für Vogel «entscheidend», sagt er. Stichwort Trump: Man mag von ihm als Politiker und Mensch halten, was man will – als Unternehmer ist er unbestritten Klasse. Dies auch seiner «Es-ist-mir-relativ-egal-was-die-anderen-von-mir-denken-wenn-es-dem-Kunden-gefällt-mach-ich-mal»-Einstellung wegen. Trump erarbeitete sich in der Immobilien- und Unterhaltungsbranche Milliarden und machte seinen Namen zur Marke. Er kaufte Spielbanken und ging Pleite damit, er betreibt Golfplätze, er hat mit den New Jersey Generals ein Football-Team besessen, er hat einen Boxkampf für Mike Tyson orchestriert, er ist in Filmen aufgetreten, er hat Hotels gebaut und wieder verkauft und so weiter. Für Trump ging es immer weiter – er hat sich nie auf dem Erfolg ausgeruht und es sich im Liegestuhl bequem gemacht und sich gesagt: «Jetzt bin ich gross genug.» Und auch, wenn mal was schieflief, liess er sich dadurch nicht entmutigen, sondern lebte den Satz: «Jetzt erst recht». Wachsen, erschaffen, kreieren, diversifizieren … das alles scheint sein unternehmerisches Credo. Just in diesem Credo und diesem Pioniergeist sowie dem Flair für den spektakulären und wirkungsvollen Auftritt ist Vogel dem reichsten US-Präsidenten aller Zeiten ähnlich. Darum erstaunt es nicht, wenn Vogel sagt, dass «ich Christoph Blocher gern einmal begegnen würde». Nun, wenn Trump am Eröffnungstermin des Garagenneubaus 2019 gerade keine Zeit haben sollte, dann könnte allenfalls der SVP-Übervater diesen Job verdankenswerterweise übernehmen. Denn schliesslich ist André Vogel ja eben viel bauernständiger, als man vermuten möchte, wenn man ihm heute als Chef von 25 Angestellten (Büro, Verkauf, Garage) begegnet.
Einsprache der Käseunion
So amerikanisch seine Welt heute geprägt ist, mit dem riesengrossen Messing-Bullen vor der Haustür und dem mächtigen Adler im Parterre des Showrooms, so eidgenössisch, bodenständig ist die Herkunft und sind die Werte, die Vogel mit auf den Weg bekam. Aufgewachsen ist er im Untertellenbach in Escholzmatt – im Luzernischen also. Seine Mechaniker-Lehre absolvierte der begeisterte Jodler und frühere Präsident des Jodlerklubs Lyssach bei der Garage Felder in Schüpfheim LU. «Ich hatte einen tollen Lehrmeister», sagt der Unternehmer rückblickend. Einen, der ihn in seinem Unternehmergeist motiviert und animiert hat. Sofort nach der Lehre machte sich Vogel selbstständig und betrieb von zu Hause aus eine Mechanikerwerkstatt und verkaufte Occasionen. Im ganzen Land sammelte er damals vorab Nissan Patrol, Toyota Land Cruiser oder Mitsubishi Pajero ein, entrostete sie, brachte sie mechanisch auf Vordermann, lackierte sie neu und verkaufte sie. Schon bald musste mehr Platz her, also pachtete der ambitionierte Jungunternehmer, damals Anfang 20, für 5000 Franken jährlich 1000 m2 Land neben dem elterlichen Hof und belegte das Ganze, nachdem eine Einsprache der örtlichen Käsereigenossenschaft Lehn bereinigt war, mit Kies. Derlei konnte Vogel’s Offroads seine Autos fortan auf einer «amächeligeren» Fläche präsentieren und wenn ein Kunde eine Probefahrt machen wollte, musste das Auto der Begierde nicht erst mit dem Traktor aus dem «Matsch» gezogen werden. Bald wurde dem «Businessgreenhorn» von damals aber auch dieses Terrain zu eng. Die Affinität zu den US-Cars begann zu wachsen. So transferierte Vogel 1996 aus dem Luzernischen ins Bernische an den heutigen Standort an der Schachenstrasse. Allein die Bilder zeigen am eindrücklichsten, wie der «zuckersüsse» Betrieb von einst bis heute zum grössten US-Car-Verkaufs- und -Service-Checkpunkt in der Schweiz angewachsen ist.
Den Hummer gebracht
Auf dem Weg zum «Big Player», der bis heute unabhängig von Importeuren ist und dadurch marktwirtschaftliche Strategien und Taktiken fahren kann, die für den Kunden letztlich in ein verlockendes Preis-Leistungs-Verhältnis münden, hat André Vogel, wie erwähnt, immer wieder ein Näschen für die Marktlücke und sein Feeling für verkaufsfördernde, da effektvolle, Massnahmen bewiesen. Dabei kam ihm auf dem Weg zu Grösse und finanziellem Gutgehen auch das Glück des Tüchtigen zu Hilfe. Der Dollarkurs etwa hat sich in den letzten Jahren in eine für ihn sehr günstige Richtung entwickelt. Kommt hinzu, dass die Modelle von Dodge, Ford, Chrysler oder Chevrolet punkto Design, Fahreigenschaften und Qualität für den europäischen Kunden extrem an Attraktivität gewonnen haben. Ein von Ausstattung und Motorisierung mit einem Ford Mustang oder Dodge Challenger vergleichbarer Europäer kostet locker das Doppelte. «Glück braucht man immer», sagt Vogel. Doch längst nicht alles ist Glück. Dass er etwa den populärsten Mundartrocker Golä schon damals, als dieser noch fast nichts kostete, als «Markenbotschafter» und Zugpferd für Kundenevents einspannen konnte, hat nichts mit Glück, dafür viel mit Cleverness zu tun. Ebenso, dass Vogel 2003 der erste war, der den legendären Hummer H2 nach Europa, sprich in die Schweiz brachte und damit nationales Aufsehen erlangte. Der Hummer war damals vor allem im Besitz von US-Filmgrössen wie Arnold Schwarzenegger oder Silvester Stallone. Unnötig, zu erwähnen, dass der gewiefte Geschäftsmann die Präsentation des durch seinen Einsatz im Golfkrieg weltbekannten Autos seinerzeit mit einer aufsehenerregenden Party verband, anlässlich der er den geladenen Gästen gekochten Hummer à gogo servierte. XXL eben dem, dem XXL gebührt.
Sofort liefern
Nebst dem Verkauf der US-SUV, Trucks und Muscle Cars ist André Vogel im Verlauf der Jahre auch zum Importeur der US-Boot-Marke Monterey geworden. Beileibe nicht das wichtigste Standbein in seinem Reich, aber «eines, das immer stärker wird». Ein muskulöses Standbein neben dem Verkauf der muskulösen Autos ist dagegen der Verkauf und Einbau einer Zugvorrichtung, mit der eine erhöhte, zugelassene Anhängelast von 15 t bewegt werden kann (s. Box). Es ist Prinzip, Leitgedanke und Doktrin von Vogel, dass seine Kunden, viele notabene aus der Westschweiz, bei ihm ein Rundum-Wohlfühl-all-inclusive-Paket erhalten. Wer will, kann derlei ein «Package» mitkaufen, in dem alles enthalten ist, was das neue Auto während seines irdischen Daseins braucht: Service, Reifen, Reifenwechsel usw … «Der Kunde braucht sich um nichts mehr zu kümmern, wir übernehmen alles.» Zudem übernehme er, sagt der Boss, bei jedem seiner Autos zwei Jahre Garantie auf alles. «Und da diskutiere ich nicht über Selbstbehalte und allfälliges Eigenverschulden und so. Da sind wir kulant und unbürokratisch.»
Das Wohlfühl-Paket tritt bereits in Kraft, wenn der Kunde das Auto ordert. «Bei uns heisst es Anfang Woche bestellen und Ende Woche ausliefern.» Kein lästiges, monatelanges Warten auf das Gekaufte also. Solches ist auch typisch amerikanisch «easy». Möglich wird ein solcher Service, weil «wir die Autos in grossen Stückzahlen einkaufen», sagt Vogel. Derlei könne man auch den Verkaufspreis tief halten. «Für mich geht der Preis über alles. Wenn der stimmt, schlage ich zu.» So sind es dann halt mal eben 20 Mustang oder 20 Dodge Ram auf einmal, die da bestellt werden. Und dabei kauft er seine Autos nicht bei Pontius und Pilatus, sondern hat nur «drei, vier, fünf Händler», die in Übersee für ihn die Autos kaufen. «Auch in der Beziehung hatte ich Glück, dass ich die richtigen Leute traf.»
Eine Mogelpackung
Wie die Story von Vogel’s Offroad weitergeht …? Man darf gespannt sein. Mit dem Erweiterungsbau, mit dem es dieses Jahr losgeht, wird auf jeden Fall ein nächstes, sprichwörtlich grosses Kapitel geschrieben. Führungen durch den aussergewöhnlichen Garagenbetrieb gibt es schon heute. «Oft sind es Belegschaften von KMU, die einen Ausflug machen», erzählt Vogel. Und nicht selten kommt einer aus diesen Gruppen zurück und kauft ein Auto. Nach der Betriebs- und Besichtigung der keineswegs alltäglichen XXL-Autowelt, geht es dann nicht selten ins «Durango», das hauseigene Restaurant. Wer will, kann da natürlich einen XXL-Burger bestellen. Nun, wer weiss, vielleicht schliesst Vogel ja bald einen Kooperationsvertrag mit dem Disneyland Paris als Aussenstelle «Car World» ab, und man kann dann mit einem Elektro-Mustang oder -Dodge durch Vogel’s World cruisen. Vorbei an Seen und Bisons und Indianerstämmen und Donald Ducks Haus und Onkel Dagoberts Geldspeicher. Verwundern würds nicht.
Apropos E-Antrieb. Die US Cars sind zwar dabei, ihr Image als unpraktische, «versoffene» Benzinschleudern abzulegen und sich dem europäischen Standard anzupassen. Aber: «Wir sind auf gutem Weg, aber es fehlt noch ein gutes Stück», sagt Vogel. Die V8-Motoren, die da verbaut werden, schlucken immer noch fette zehn und deutlich mehr Liter auf 100 km. Was indes die sonstigen Betriebskosten angeht, sind die US Cars mit der Konkurrenz inzwischen kompatibel.Und was hält der Grossmeister der grossen Motoren von Elektroantrieb? «Solange der Strom dafür und für die Batterieherstellung noch durch umweltbelastende Kraftwerke generiert werden muss, ist das für mich eine Mogelpackung.» Sobald er den Strom, den sein Auto benötige, auf seinem Autodach mittels Sonne oder was auch immer fabrizieren könne, «steige ich sofort um». Nun, bis dahin dürfte noch ein Weilchen vergehen; wobei die US-Auto-Bauer just in der Beziehung ja alles andere als schlafen und sich darum für Vogel’s Offroads, als immer grösser werdender grösster US-Car-Importeur der Schweiz, da schon bald ein neues Verkaufsfeld öffnen könnte.