Er ist in eine Welt hinein geboren, die er sich – gut möglich – freiwillig nicht ausgesucht hätte. Das auf jeden Fall wäre eine Erklärung dafür, dass Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg, der auch ein starker Triathlet und Tennisspieler ist, dieser Welt nun nach seiner «Mission accomplished» rasch den Rücken kehrt und geht. Mit einem gigantischen Energieaufwand hat der 31-jährige finnisch-deutsche Doppelbürger vollbracht, woran viele Söhne berühmter Väter scheitern. Grosses Kompliment dafür.
Bei all den besagten Söhnen geht oft vergessen, dass diese immer in einer anderen Zeit geboren werden als ihr Vater und oft nicht mit dem gleichen Talent gesegnet sind wie der Papa. Das addiert, ergibt unter dem Strich ganz andere Voraussetzungen. Oft bleibt diesen Söhnen darum nur, zu schuften wie ein Verrückter, um mit viel Fleiss, Wille und Disziplin zu versuchen, das zu erreichen, was alle von ihnen erwarten. Leicht nachvollziehbar, dass so was auf die Dauer extrem strapaziös, belastend und erschöpfend wird. Viele genannte Promi-Söhne brechen darum die «Übung» irgendwann frustriert ab, ohne je an das Heroische des Vaters respektive die eigenen Erwartungen herangekommen zu sein. Versagt sozusagen; dabei wären viele in einer anderen Welt, der eigenen notabene, wohl viel einfacher viel erfolgreicher geworden. Nico Rosberg hat es in dem Sinn geschafft, obwohl er weder das Talent in die Wiege gelegt bekam noch ein «easy going»-Typ wie ein Hamilton oder Verstappen ist. Charaktere, denen in dieser beinharten, bisweilen kaltblütigen und oberflächlichen Ellbogen-Formel-1-Welt alles ein bisschen leichter fällt und die sich darin deshalb wohlfühlen. Umso höher ist der WM-Titel von Rosberg einzustufen und umso nachvollziehbarer ist jetzt sein Rücktritt (siehe Seiten 18 und 19).
Der Abgang von Rosberg ist für Mercedes überhaupt kein Problem. In der Königsklasse des Motorsports zählt in erster Linie das Geld, in zweiter das Geld und in dritter der Fahrer. Das Auto, sprich dessen Entwicklungsstand und -möglichkeiten, entscheidet, ob du um den Titel oder das goldene Bremslicht kämpfst. Seit Jahren ist das so, und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sich an der Dominanz einzelner weniger Teams nächste Saison etwas ändern sollte. Neue Regeln hin oder her. Aber man wird sehen. Aus sportlicher Sicht gibt es für die Sterne bezüglich der Wahl des Rosberg-Nachfolgers nur eine ernsthafte Option: Jugend voran. Aus diesem Grund kommen nach gesundem Menschenverstand nur die ex-Mercedes-Junioren Pascal Wehrlein und Esteban Ocon infrage. Ein 22- und ein 20-jähriger, hungriger Youngster – beide populär und mit grosser Fangemeinde in ihrer Altersklasse und beide fähig, dem 31-jährigen Hamilton Dampf und ihm das Leben schwerer zu machen, als dieser es vielleicht vermuten würde.
INHALT
AR 49/2016
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SPORT
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RUBRIKEN
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