TRUMP: LEIDET NUN EUROPAS AUTOINDUSTRIE?

Donald Trump hatte doch eher überraschend die US-Präsidenten-Wahlen gewonnen. Nicht zuletzt die Autoindustrie Europas befürchtet nun gravierende Nachteile im Handel mit den USA.

Donald Trump weist in den USA künftig den Weg.

Donald Trump hatte in seinem Wahlkampf immer wieder davor gewarnt, dass die Vereinigten Staaten von Amerika beziehungsweise deren Wirtschaft, namentlich durch Europa und Asien bedroht sind. Dass man deshalb am Wahltag sorgenvoll aus Europa «über den Teich» geäugt hatte, ist nachvollziehbar. Denn auf seinem Weg zum Sieg gegen Hillary Clinton versprach der Hardliner zum einen Schutzzölle für die US-Binnenwirtschaft, zum anderen wetterte er bei jeder Gelegenheit gegen den freien Handel.
Der Kandidat der Republikaner hatte mit «I will renegotiate our disastrous trade deals» angekündigt, dass er die «desaströsen Handelsverträge» neu verhandeln wolle. Dabei ist ein für die Wirtschaft Europas extrem wichtiges Abkommen noch gar nicht unter Dach und Fach: Seit Sommer 2013 verhandeln die EU und die USA über die sogenannte Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP). Unter anderem geht es dabei um den Zollabbau für Industrie- und Agrarprodukte und die Beseitigung anderer Handelshemmnisse wie etwa technische Vorschriften. Mit dem Machtwechsel im Weissen Haus scheint die TTIP nun stark gefährdet.

Befürchtungen und Skepsis
Nach der Amtseinsetzung von Donald Trump als 45. Präsident der USA am 20. Januar könnte vor allem den Autobauern in Europa ein kälterer Wind entgegen wehen. «Ich hoffe, dass sich das Wahlergebnis nicht noch nachteiliger auf den VW-Konzern auswirkt.» Diese Besorgnis tat zum Beispiel Volkswagen-CEO Matthias Müller an einer Konferenz in München (D) einen Tag nach der Wahl in den USA kund. Und diese Sorgen sind erklärbar. Schliesslich verhandelt VW mit dem US-Justizministerium über die Höhe einer Strafzahlung im Zusammenhang mit dem Abgasskandal. Die Analysten, wie auch VW selbst, rechnen mit einem Betrag in Milliardenhöhe.
Angesichts dieser Entwicklung erstaunt diese Reaktion aus Deutschland wohl niemanden. So äusserten sich nach dem «Presidential Election day» 2016 auch andere Vertreter der in unserem nördlichen Nachbarland so wichtigen Automobilindustrie besorgt. Zum Beispiel herrscht bei Daimler-Chef Dieter Zetsche mit Blick auf den Wahlausgang «eine gehörige Portion Skepsis».

Dass sich gerade die deutschen Autohersteller besorgt zeigen, hat seinen guten Grund: Autos «Made in Germany» werden auch in Nordamerika geschätzt. So geht aktuell jeder achte von Deutschland aus exportierte Personenwagen in die USA. Von Januar bis September 2016 wurden 410 300 Einheiten in die USA ausgeführt (–12 % gegenüber der Vorjahresperiode).

Wichtiger Exportmarkt
Nun hat die Schweiz zwar keine eigentliche Autoproduktion in Grossserie, doch vor allem wegen der vielen Zulieferfirmen ist die aktuelle Entwicklung in der US-Politik auch für unser Land von Bedeutung. Schliesslich sind die USA für die schweizerische Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) mit ihren rund 320 000 Beschäftigten der drittwichtigste Absatzmarkt.

Von den Exporten der MEM-Industrie im Umfang von insgesamt 63.1 Milliarden Franken gingen 2015 immerhin 13 Prozent ins «Land der unbegrenzten Möglichkeiten». Doch ob nun eine Trump-Administration an der Spitze der USA gut oder schlecht für die Schweiz im Allgemeinen und die MEM-Industrie im Besonderen sein wird, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Hierzu trägt auch die vergleichsweise besondere Stellung der Schweiz in Europa bei.

Was das für Europas Autoindustrie bedeutet, und wohin Autos – bzw. wie viele – künftig nach Übersee verschifft werden, ist abzuwarten. © zVg.
Was das für Europas Autoindustrie bedeutet, und wohin Autos – bzw. wie viele – künftig nach Übersee verschifft werden, ist abzuwarten. © zVg.

Folgen nicht absehbar
Für die Schweiz als europäische Nation wäre ein gemeinsamer Wirtschaftsraum mit den USA ohne Zölle und mit gemeinsam anerkannten Standards und Normen gewiss eine gute Sache, gerade für die MEM-Industrie, welche fast 80 % ihrer Produkte exportiert. Doch auf der anderen Seite könnte eine TTIP für die Schweiz nicht einfach nur ein Segen sein. Denn es gibt Kräfte, welche in dieser Partnerschaft ein Diskriminierungspotenzial für Schweizer Industriefirmen sehen.
Immerhin besteht die Möglichkeit, dass wenn es zwischen der EU und den USA zu einem solchen Vertrag käme, Schweizer Firmen gegenüber der Konkurrenz aus der EU beim Zugang zum amerikanischen Markt benachteiligt wären. Somit ist abzuwarten, wie sich der Appell von Donald Trump, «Make America great again!», auf Europa und die Schweiz auswirken wird.

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