Schritt für Schritt der Perfektion entgegen. Dies scheinen die Mazda-Ingenieure in jede Bürotüre eingraviert zu haben, so gewissenhaft kümmert sich der Hersteller aus Hiroshima um jedes Detail. Das heisst nicht, dass sich Mazda morgen in Sachen Verarbeitungsqualität mit Bentley anlegen will. Vielmehr folgen die Japaner einer Philosophie der Tugendhaftigkeit, alle Arbeitsprozesse zu optimieren, selbst wenn das nach aussen nicht sichtbar wird. Der aktuelle Mazda 6 ist ein gutes Beispiel dafür: Die neusten Veränderungen dürften nur von einem geübten Auge ausgemacht werden. Die Aus-senspiegel haben jetzt zusätzliche Blinkerleuchten, und die neue Lackierung in Machine Grey Mica kommt hinzu. Auch innen ist nichts sehr auffällig; der Fahrer kann sich über ein Head-up-Display mit Farbanzeige, ein beheiztes Lenkrad und einen TFT-Bildschirm im Kombiinstrument freuen.
Aber das ist nicht alles, unter dem Blech kann der hübsche Japaner mit einer ganzen Reihe unauffälliger, neuer Details aufwarten. So ist der Mazda 6 der erste Mazda, der serienmässig das G-Vectoring (GVC) eingebaut bekommt. Wir hatten das System bereits in AR 29/2016 vorgestellt. Seine Wirkung kommt von einem kleinen zusätzlichen Drehmomentschub für das kurvenäus-sere Antriebsrad, was die Traktion verbessert und für ein spontaneres Einlenken sorgt. «Der Drehmomentunterschied beträgt nur 0.01 bis 0.5 G. Wenn der Fahrer vom Gas geht, dann ist die übertragene Kraft geringer als 0.1 G. Der Effekt ist für den Lenker nicht fühlbar, aber das Fahrverhalten wird dennoch deutlich verbessert», erklärt Alexander Fritsche, Verantwortlicher für die Entwicklung des Systems. Der Eingriff erfolgt innerhalb von 50 ms und reduziert zudem die Antriebseinflüsse auf die Lenkung. Die verbesserte Spurstabilität eliminiert den Bedarf an Lenkkorrekturen. Der Hersteller spricht von einem flüssigeren, reaktionsfreudigen Fahrverhalten.
Unauffällige Wirkungsweise
Um den Versprechen der Techniker auf den Grund zu gehen, begaben wir uns für erste Fahrversuche mit dem schönen Japaner nach Barcelona (E). Auf den ersten Blick gibt es keine Überraschungen, denn der Mazda 6 hat sich äusserlich seit unserem letzten Kontakt vor einem Jahr, wie erwähnt, kaum verändert (AR 39/2015). Die Karosserielinien vermitteln mit ihren ausgeprägten Kanten und gestreckten Wölbungen nach wie vor den Eindruck von Kraft und Sinnlichkeit. Das Gleiche gilt für das ergonomische und gut verarbeitete Interieur, von einigen Kunststoffteilen einmal abgesehen. Die Sitzposition stimmt, und alle Bedienungsschalter sind dort, wo man sie sucht. Die selbst auferlegte Vorgabe von Mazda, «null Stress» zu vermitteln, hat etwas für sich.
Dann können wir uns also ganz auf die Wirkung des G-Vectoring konzentrieren. Auf dem Versuchsparcours im Stadtverkehr, über Autobahnen und kurvige Nebenstrassen glänzt das System – durch Unauffälligkeit. Die Reaktionen auf Lenkbefehle erfolgen fein, das Einlenken in die Kurven passt genau, aber dies waren schon die dynamischen Tugenden vor der Einführung des GVC. Alles ist einfach noch eine Spur angenehmer, wenn auch kaum wahrnehmbar, dadurch aber umso erfreulicher.
Weniger Vibrationen
Der 2.2-L-Diesel erfuhr ebenfalls eine leichte Überarbeitung mit der Auswuchtung des Kolbenbolzens, wie man das bereits vom 1.5 L des Mazda 3 kennt. Das Triebwerk überzeugt durch Sanftheit, Laufruhe und Vibrationsfreiheit. Auch in diesem Fall sind die kleinen Verbesserungen keine Revolution, diesmal jedoch klar feststellbar.
Auf unseren Fahrten mit dem aufgefrischten Viertürer aus Hiroshima bestätigen sich die Anstrengungen des Herstellers, in kleinen Schritten Verbesserungen in seine Produkte einzubauen. Mazda konzentriert sich auf die Funktion ohne schreierische Auftritte, rückt dabei aber eindeutig immer näher an die Klassenbesten heran. Umso erfreulicher, dass die Kunden für die Fortschritte nicht zu tief in die Tasche greifen müssen. Die Preise beginnen bei 34 850 Fr. für den Mazda 6 Sport Wagon in der Ausführung Ambition (die bisherige Basisversion Challenge wurde gestrichen). Der Mazda 6 des Modelljahrs 2017 ist bereits bei den Markenvertretungen verfügbar.
Schrittweise Verbesserungen
Das G-Vectoring ist die erste Stufe des Technologieprogramms Skyactiv-Vehicle Dynamics von Mazda. Der Begriff soll alle Funktionen von Antrieb, Fahrgestell und Aufhängung zusammenfassen. Die Hardware-Entwicklung folgt dem Prinzip des «Jinba Ittai», was auf Japanisch so viel bedeutet wie «Der Reiter wird eins mit seinem Pferd». Die japanischen Ingenieure übertragen das Konzept auf das Automobil und zielen darauf, ihren Produkten natürliche Reaktionen auf den Input des Fahrers anzuerziehen. Die Reaktionen des Gaspedals sind ein gutes Beispiel dafür. Dieses soll gleichmässig ansprechen und dem Beschleunigungsvorgang proportional entsprechen. Vor allem aber hat Mazda beschlossen, die reinen Benzinmotoren nicht aufzugeben. Während viele Hersteller die Effizienz ihrer Triebwerke durch Hybridantrieb zu verbessern versuchen, glaubt man in Hiroshima daran, dass der klassische Verbrennungsmotor noch gros-ses Potenzial besitzt. «Unsere Skyactiv-G-Motoren kommen bereits auf einen Wirkungsgrad von 38 %», erklärte Mazda-Europachef Jeff Guyton. «Wir haben uns zum Ziel gesetzt, diesen auf 50 % hochzuschrauben.» Was noch vor wenigen Jahren als ein Ding der Unmöglichkeit gewesen ist, wird Schritt für Schritt immer realitätsnaher.