HEIMLICHER HELFER

Mit G-Vectoring hat Mazda eine Technologie entwickelt, die das Fahrgefühl verbessert, ohne dass der Fahrer dies mitkriegt.

Jinba Ittai – in Japan bei den Samurai bedeutet das die Einigkeit zwischen Reiter und Pferd. Mazda hat den Ausdruck assimiliert und macht ihn zum Credo für das Fahrerlebnis. «Human Centered» nennt Mazda diese Philosophie und sie beeinhaltet die Position des Sitzes, die Ausrichtung von Lenkrad, Schalthebel, Armaturen usw. Zusätzlich beinhaltet es aber auch das Fahrgefühl und das Sicherheitsgefühl, welches das Fahrzeug vermitteln soll. Dazu sollen sich alle Bewegungen des Fahrzeuges natürlich anfühlen. Natürlich bedeutet für den Menschen möglichst gleichmässig ohne ruckartige Bewegungen.
Die Spitze der Bemühungen Mazdas in dieser Richtung, die Mazda unter dem Oberbegriff Skyactiv-Vehicle Dynamics zusammenfasst, stellt jetzt das «G-Vectoring» dar, das in der kommenden Fahrzeuggeneration Einzug halten wird. Wir hatten aber bereits Gelegenheit, das System zu testen und direkt von den Entwicklern zu erfahren, was hinter der kryptischen Bezeichnung steckt.

Runder Kraftverlauf
«Die G-Vectoring-Technologie ist ein perfektes Beispiel für das Zusammenspiel zwischen Forschung und Industrie», erklärt Professor Masato Abe. Er war es, der am Kanagawa Institute of Technology einen Zusammenhang zwischen Längsbeschleunigung des Fahrzeuges und dem Ruck am Lenkrad gefunden hatte. «Zur selben Zeit, war Mazda auf der Suche nach einem System, das einen flüssigen Verlauf der Fliehkräfte bei Kurvenfahrt ermöglicht.»
Was Autofahren unnatürlich bis unangenehm machen kann, sind ständige Korrekturen am Lenkrad. Über eine subtile Veränderung des Motormoments bewirkt G-Vectoring eine Erweiterung der Fliehkraft (quer zum Fahrzeug) um eine Komponente in Längsrichtung. Durch diese leichte Verzögerung oder Beschleunigung verändern sich folglich auch die Radaufstandskräfte, was den Schräglaufwinkel beeinflusst. Zudem regelt das System konstant nach und verringert dadurch die Korrekturen, die am Lenkrad nötig sind und die der Fahrer völlig unbewusst vollzieht. Dadurch fühlt sich der Ablauf «runder», flüssiger und natürlicher an, was die Ermüdung der Insassen verringert.
G-Vectoring arbeitet aber nicht nur bei Kurvenfahrten, sondern auch bei Geradeausfahrt. Auch da vollziehen wir dauernd unbewusst Korrekturen am Lenkrad, um schön in der Spur zu bleiben und das G-Vectoring reduziert die Inputs, die nötig sind am Lenkrad.

Sehr subtil
Wie das G-Vectoring in der Praxis arbeitet, konnten wir auf dem Utac-Ceram-Testgelände nahe Paris selber erleben – oder eben nicht, denn das System agiert äusserst subtil. Das sei auch das Ziel gewesen, erklärt Joachim Kunz, Leiter Test & Forschung bei Mazda Europa. «Anders als beispielsweise ein Torque Vectoring ist G-Vectoring nicht auf sportliches Fahren ausgelegt, sondern auf ein komfortables und kohärentes Fahrgefühl.»
Um dies zu beweisen, hat Mazda Testfahrzeuge mit einem Schalter ausgerüstet, mit dem sich das System deaktivieren lässt, sowie einem Laptop und einer Kamera, welche die Lenkbewegungen aufzeichnen. Und in der Tat, unsere Korrekturen und Bewegungen am Lenkrad werden weniger, sobald das G-Vectoring eingeschaltet ist – was übrigens in der Serienproduktion immer der Fall sein wird, eine Möglichkeit zur Deaktivierung wird es nicht geben. Angesichts der kaum merklichen Eingriffe würde das auch kaum Sinn machen.
Dass das G-Vectoring ins Motormoment eingreift und nicht auf die Bremsen wirkt hat den Grund, dass diese zu langsam und zu wenig präzise sind in den Grössenordnungen, in denen Mazda arbeitet, erklärt Toru Yoshioka, Verantwortlicher für Fahrzeugdynamik bei Mazda. Dies enthüllt denn auch die grösste Schwachstelle: Es funktioniert bloss, solange der Fahrer zumindest ganz leicht auf dem Gas steht. In engen Kurven, in die hineingebremst wird, ist dies nicht möglich.

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