Wie schrieb Mazdas Presseabteilung am 28. Oktober 2015 im Vorfeld der Präsentation des RX-Vision an der Tokyo Motor Show: «Mazda has never stopped research and development efforts towards the rotary engine.» Der englische Satz bezieht sich auf den Kreiskolbenmotor und das Verdienst Mazdas, diesen «als einziger Automobilhersteller der Welt erfolgreich auf den Markt zu bringen und in Grossserie zu produzieren».
Im Gegensatz zu allen anderen Grossserienherstellern, die sich im Laufe der letzten Jahrzehnte fast komplett vom Kreiskolbenmotor abgewendet hatten, hält Mazda eisern am Wankel fest. Und periodisch bringt man ein neues Fahrzeug mit dieser Motorbauart heraus. In den letzten Jahren waren dies fast ausschliesslich Sportwagen.
Ein modernes Aggregat
Der letzte mit einem Wankelmotor ausgestattete Serien-Mazda war der Sportwagen RX-8, er wurde von 2003 bis ins Jahr 2012 gebaut. Doch nach knapp 200 000 gebauten Exemplaren war vorerst Schluss und die Fans betrauerten das zunächst vorläufige Ende des Wankelmotorenbaus bei Mazda.
Doch man hatte offenbar die Rechnung ohne die Ingenieure des Autobauers aus Hiroshima gemacht. Denn ihnen war es offenbar gelungen, das grosse Problem aller Wankelmotoren (hoher Öl- bzw. Benzinverbrauch) soweit in den Griff zu bekommen, dass die neue Wankelmotorengeneration auch den scharfen, modernen Emissionswerten standhält.
Wohl mit Turbo
Wie das die Mazda-Techniker genau hinbekamen, bleibt vorerst ein Geheimnis, denn den Motor des RX-Vision, «Skyactiv-R» genannt, hat noch kein Journalist so richtig zu Gesicht bekommen. Gerüchteweise heisst es, er habe – was für einen Wankelmotor eher unüblich ist – einen Turbo spendiert erhalten.
Weiter wird vermutet, dass seine Leistung bei über 400 PS liegt, was ja für ein leichtes Sportauto eine ganze Menge wäre. Nun soll 2017 eine Serienversion des RX-Vision kommen. Sie dürfte anders heissen, vermutlich RX-9, denn dies würde die Ahnenreihe (RX-7, RX-8) logisch fortsetzen.
Eine flache Flunder
Doch kommen wir zurück zu den Fakten. Fest steht, dass beim RX-Vision am grundsätzlichen Layout (Frontmotor, Hinterradantrieb) nicht gerüttelt wurde. Auch die Kodo-Designsprache mit ihren fliessenden Linien ist, wie bei allen modernen Serien-Mazdas, ebenfalls beim RX-Vision deutlich erkennbar.
Vor allem aber fällt auf, dass das neue Wankelaggregat trotz eines allfälligen Turboladers sehr kompakt ausfällt. Denn eine solch tiefliegende Motorhaube hat ansonsten kaum ein anderer Autohersteller im Sortiment.
Ein weiterer Leuchtturm
Der RX-Vision ist 4.38 m lang, 1.95 m breit und gerade 1.16 m hoch. Wer also meint, der Mazda MX-5 sei eine hübsche kleine Roadsterflunder, hat den RX-Vision in Natura noch nicht gesehen – der MX-5 ist nämlich 7 cm höher.
Wie auch immer: Es wäre schön, wenn Mazda 2017 tatsächlich den RX-9 bringen würde. Riesige Absatzzahlen sind wohl kaum zu erwarten, dazu wird der Wankelmotor für viele Käufer auch weiterhin zu exotisch sein. Aber wie viel ärmer wäre die Automobilgeschichte ohne solche «Leuchtturm-Modelle»?