«Mit dem Lauf auf dem Norisring in Nürnberg fand das DTM-Saisonhighlight statt. Das Rennen ist nicht nur Höhepunkt, weil es das Heimrennen von Audi, meiner Marke, ist, sondern auch wegen der unvergleichlichen Atmosphäre und der vollen Tribünen. All dies steigert die Motivation aller Beteiligten zusätzlich. Umso enttäuschender endete mein erstes Rennen. Auf Rang 9 liegend machte ich in Runde 6 einen Fehler, blockierte beim Anbremsen in Kurve 1 die Hinterachse und rutschte sanft in meinen Teamkollegen Mike Rockenfeller. Dieser drehte sich und ich kassierte eine Durchfahrtsstrafe wodurch unsere Rennen kaputt waren. Ich wurde 21. Diese Scharte wollte ich in Rennen 2 auswetzen und legte mit dem 3. Startplatz den wichtigen Grundstein dazu. Der Start klappte fast optimal und ich übernahm in Kurve 1 Rang 2. Danach verfolgte ich den führenden BMW von Tom Blomqvist und versuchte auch an ihm vorbei zu kommen, was vorerst nicht klappte. Dank tollen Rundenzeiten auf alten Reifen konnten wir dann den obligatorischen Boxenstopp länger rauszögern als die Konkurrenz. Dank eines Super-Reifenwechsels meiner Audi-Sport-Team-ABT-Jungs kam ich in Führung liegend wieder auf die Strecke zurück. Obwohl eine späte Safetycar-Phase meinen auf über 2 Sekunden angewachsenen Vorsprung zunichte machte, liess ich mich nicht aus der Ruhe bringen und gewann mein erstes DTM-Rennen. Was für eine unglaubliche Genugtuung, und das alles auch noch am Norisring, auf dem Audi zuvor 14 Jahre lang sieglos blieb. Das erste Rennen gewann mein Markenkollege Edoardo Mortara.»
Betont cool
So schreibt Nico Müller in seinem Blog. Nachdem der 24-jährige Berner bereits zum Saisonauftakt auf dem Hockenheimring als Dritter erstmals in seiner Karriere aufs Podest fuhr, gelang ihm nun also bereits in Rennen 8 von 18 der Saison 2016 der erste Sieg. «Es fühlt sich einfach toll an», sagt Müller. «Die Echos auf seinen Sieg seien gross gewesen. «Es waren schon mehr SMS und anderweitige Glückwünsche dabei als sonst.» Aber auch punkto Medienanfragen kam die eine oder andere mehr. Ansonsten aber bleibt Müller nach seinem Husarenritt betont cool. «Ich habe zwar noch nicht wirklich in dem Moment mit einem Sieg gerechnet, aber aufgrund der tollen Arbeit meines Teams und dem Podestplatz zum Saisonauftakt in Hockenheim war das Potenzial dazu gegeben.» Im 34. Rennen seiner DTM-Karriere, die in ihrer dritten Saison steckt, sorgte Nico Müller damit erstmals dafür, dass für ihn an der Siegerehrung die Schweizer Nationalhymne erklang. Und das am Tag, als die Schweizer Nati an der EM in Frankreich gegen Polen unglücklich ausschied.
Alles perfekt
«Es hat alles perfekt gepasst», blickt Müller auf seinen bis dato grössten Erfolg als Profirennfahrer zurück. Und diese Perfektion ist auch nötig, um in der beinhart umkämpften DTM zu siegen. Ein Fehler, sei es taktischer, fahrerischer oder boxencrewseitiger Natur, kostet schnell drei, vier, fünf Ränge. In der Gesamtwertung rückt der Schweizer nach seiner Gala auf dem Norisring nun auf den siebten Rang vor. Ein besonderes Augenmerk auf diese Wertung, die zurzeit von Marco Wittmann angeführt wird, legt Müller nicht. «Nein, wir versuchen an jedem Rennwochenende das Beste zu geben — das Gesamtergebnis resultiert dann aus der Summe der Einzelteile.» So oder so darf man indes unterstreichen: Der Teamwechsel von Rosberg zu Abt hat den Ladedruck im Müller-Turbo mächtig erhöht. «Frische Luft tut immer gut», so der Liebhaber mediterraner Küche. Allein schon mental soll ein «Changer» allfällige unterbewusste «Verkrampfungen» lösen und locker machen. Und je lockerer Du als Rennfahrer drauf bist, umso besser und präziser triffst Du in den verbleibenden Sekunenbruchteilen die richtigen Entscheide. Weiter gehts für Müller & Co. Mitte Juli in Zandvoort. «Eine meiner Lieblingsstrecken.» Na dann: schnallt Euch die Ohrenschützer an, ihr Konkurrenten, Müller droht für Durchzug zu sorgen.