Sonntag, 12. Juni bis Mittwoch, 15. Juni 2016: Bevor ich nun mit meinen Ausführungen zu unseren Erlebnissen seit dem Start in Peking beginne, möchte ich gerne erklären, wie die Rallye im Generellen abläuft: Grundsätzlich besteht das Ziel darin, von Peking nach Paris zu fahren. Diese Strecke ist unterteilt in verschiedene „Stages“, die täglich gefahren werden (mit Ausnahme der vier Ruhetage). Für diese Abschnitte wird einem eine fixe Zeit vorgegeben, welche eingehalten werden muss.
Wenn diese über ein gewisses Mass überschritten wird, wird die vorgegebene Zeit mit der überschrittenen Zeit, die dann als Strafminuten gelten, addiert. Zusätzlich gibt es während den Tagesabschnitten Spezialprüfungen, in denen eine bestimmte Strecke so schnell wie möglich zurückzulegen ist. Die Zeit, die man benötigt um diese Prüfung zu absolvieren, wird zur für den Tagesabschnitt gebrauchten Zeit hinzugerechnet. Die daraus resultierende Gesamtzeit entscheidet über die Rangierung der Rallyeteilnehmer.
Zur Fahrt über die fast 1000 Kilometer während den ersten zwei Etappen (12. & 13.6.) auf chinesischem Territorium darf ich berichten, dass wenn wir den Weg zur Chinesischen Mauer ausser Acht lassen, alles sehr geschmeidig verlief. Das Auto machte mit Ausnahme von kleineren Kupplungsschwierigkeiten keine Probleme und die Strassen waren in beeindruckend gutem Zustand. Es ist erstaunlich, wie viel China in seine Infrastruktur investiert. Wir sind fast ausschliesslich auf modernen Strassen gefahren, die mit dem europäischen Niveau locker mithalten können.
Natürlich ist hier zu erwähnen, dass unsere Route von chinesischen Behörden begutachtet und festgelegt wurde. Wir waren davon überrascht, mit welcher Begeisterung uns das chinesische Volk empfangen hatte. Egal wo wir vorbeifuhren oder anhielten, innert kürzester Zeit bildete sich eine Menschenmenge, die das Auto bestaunte oder es, sowie auch uns, genauestens inspizierte. Oft wurden wir von Neugierigen gebeten, mit ihnen ein Foto zu machen.
Landschaftlich lassen sich die Eindrücke rasch zusammenfassen. Ich beziehe mich dazu auf den italienischen Fürsten Scipione Borghese, welcher 1907 die erste Austragung dieser Rallye von Peking nach Paris, begleitet durch seinen Mechaniker und Chauffeur Ettore Guizzardi sowie den Reporter Luigi Barzini, gewonnen hatte. Borghese beschrieb den Weg bis zur mongolischen Grenze als ein Wechselspiel von Ebenen und Bergketten. Man durchquere eine Ebene, um anschliessend eine Bergkette zu überqueren, nur um danach erneut durch eine Ebene zu fahren.
Donnerstag, 16. Juni und Freitag, 17. Juni 2016: Der Start in Richtung Mongolei war eher happig. Wir waren früh von Erenhot losgefahren, um gegen halb 9 Uhr bei der Grenze zu sein. Schlussendlich waren wir erst gegen 13:00 Uhr in der Mongolei. Als wir allerdings dort waren und unsere ersten Kilometer zurückgelegt hatten, verstanden wir, warum von der Mongolei geschwärmt wird. Die landschaftliche Weite ist atemberaubend! Die Kombination aus Wüste, Hügeln, und Bergen gibt dem Ganzen eine fast schon malerische Atmosphäre.
Am Mittwochabend kamen wir dann in Ulanbataar, der Hauptstadt der Mongolei, an. Von den ungefähr 2000 Kilometer, die wir seit Peking schon zurückgelegt haben, sind wir bereits 350 km auf Schotter gefahren, wovon 130 Kilometer Spezialprüfungen waren. Das Fahren auf Schotter ist eine grosse Herausforderung für Mensch und Maschine. Doch es macht mindestens doppelt so viel Spass. Besonders bei den Spezialprüfungen, bei denen Geschwindigkeiten von bis zu 120 km/h gefahren werden, wird unser Volvo PV544 von 1967 enormen Belastungen ausgesetzt.
Hier zeigt sich, wie gut das Auto vorbereitet wurde. Leider hatte uns eine Beschädigung aufgrund einer Fehlnavigation während der letzten Spezialprüfung vom Mittwoch aufgezeigt, wo die Grenzen unseres Autos liegen. Unser hinterer linker Stossdämpfer war solchen Belastungen ausgesetzt, dass er sich durch den Kofferraumboden bohrte und dort ein 1×1 cm grosses Loch in den oberen Benzintank – wegen der langen Distanzen und um ca. 600 Kilometer mit einer Tankfüllung fahren zu können bauten wir zwei Benzintanks ein – gerissen hat. Zusätzlich brach auch die Halterung der Auspuffanlage. An weiteren Schäden erlitt der Volvo ein Leck in der rechten Halbachse sowie einen verbogenen Querlenker.
Trotz all dem haben wir es nach Ulaanbaatar geschafft, wo das Auto seit Mittwochabend repariert wird. Dies nachdem wir eine Fahrt auf 40 km Schotter und 270 km Asphalt überstanden hatten. Es scheint als seien wir in der Lage morgen pünktlich starten zu können, um uns der wahrscheinlich grössten Herausforderung der ganzen Rallye zu stellen. Wir werden versuchen, uns auf Strassen die mehrheitlich aus Schotter bestehen, quer durch die Mongolei zu kämpfen.
Auch wenn wir uns nicht sonderlich auf die nächsten sechs Nächte im Zelt freuen, bin ich sehr gespannt, was wir alles sehen und erleben werden! Gerne möchte ich bei dieser Gelegenheit mitteilen, dass die Möglichkeit besteht, uns im Internet zu „tracken“. Auf der folgenden Webseite findet man zudem laufend aktualisierte Informationen sowie die aktuelle Route oder auch das Klassement.