AUCH DIESE GUTEN DINGE SIND DREI

Am Samstag startet der legendäre Langstrecken-Klassiker in Le Mans zum 84. Mal. Mit Neel Jani, Marcel Fässler und Sébastien Buemi haben drei Schweizer grosse Siegchancen.

Neel Jani, Sébastien Buemi und Marcel Fässler beim Interview mit der Automobil Revue.

„Es ist das wichtigste Rennen im Jahr, sowohl für den Fahrer, wie aber auch für das Team“, verdeutlicht Audi-Pilot Marcel Fässler an einem gemeinsamen Medien-Event von ihm, Jani und Buemi im Fahrtrainingszentrum der Test & Training tcs AG in Lignières NE die grosse Erwartungshaltung. Und diese Aussage kommt aus berufenem Mund, schliesslich vermochte der 40-Jährige «Mans» bereits 2011, 2012 und 2014 zu gewinnen.
Nicht geringer ist die Erwartung bei Neel Jani. Kein Wunder, denn er hat seit 2015 eine Rechnung offen: Mit einer Fabelzeit von 3:16,887 hatte er auf dem 13,6 km langen «Circuit de la Sarthe» die Pole herausfahren können, doch dann resultierte nach diversen Problemen für Jani und seine Kollegen Romain Dumas (F) und Marc Lieb (D) nur der 5. Platz. Sieger wurden Nico Hülkenberg (D), Earl Bamber (NZL) und Nick Tandy (GB) im Schwesterauto.

Le Mans 2016 grid
«Während einer Ablösung fahren wir drei bis vier Stunden am Stück und dabei belastet uns Piloten speziell die grosse Hitze im Auto», erzählt Jani zu den Anforderungen während des 24-Stunden-Rennens.

Neel Jani in Form
Nach den ersten zwei Rennen der Saison, in Silverstone und in Spa-Francorchamps, fährt der Porsche-Pilot mit Wurzeln im Berner Seeland dieses Jahr als Leader in der Langstrecken-WM (WEC) nach Le Mans. «Wir hatten in diesen Läufen sicher auch Glück, doch wir leisteten vor allem strategisch gute Arbeit», erklärt der 32-Jährige den aktuellen Höhenflug. In Lignières erklärte Jani die besonderen Umstände, welche das Langstreckenrennen auf dieser legendären Piste so schwierig machen: «Während einer Ablösung fahren wir drei bis vier Stunden am Stück und dabei belastet uns Piloten speziell die grosse Hitze im Auto». Wie der Seeländer weiter erklärt, müssen die Piloten aber auch auf die hohe Pulsfrequenz achten.

02, © Peter Rohrer
Neel Jani (Porsche)

Wichtige Fitness
Gemäss Jani leidet durch die Hitze und den schnellen Puls vor allem die Konzentration, was besonders während der Fahrt durch die Nacht problematisch ist. Er sei deshalb froh, verfüge dieses Jahr sein Porsche über neue LED-Leuchten.
Gegenüber 2015 auf neues Material bauen darf auch Toyota-Pilot Sébastien Buemi. So haben die Japaner den LMP1-Boliden TS050 gründlich überarbeitet. Bei der Hauptprobe, dem 6-Stunden-Rennen in Spa Mitte Mai, konnten Buemi und seine Kollegen Anthony Davidson (GB) und Kazuki Nakajima (JAP) das Rennen für 90 Runden anführen, hatten schliesslich aber einen Motorenschaden.

Optimistischer Buemi
«Leider hatten wir auch in Silverstone, wo wir einen Unfall zu beklagen hatten, kein optimales Rennen, doch weil wir auch dort vorne mitmischen konnten, fahren wir nun zuversichtlich nach Le Mans», erklärt der 27-jährige Waadtländer. Er fährt ausser für Toyota in der WEC auch in der Formel E für das Team E.Dams Renault sowie in der Formel 1 für Red Bull Racing als Test- und Ersatzfahrer. Dass Toyota Gazoo Racing in der WEC gegenüber dem Vorjahr signifikant besser unterwegs ist, führt Buemi auf eine nun «bessere Hybrid-Technologie» zurück. Der rund 1000 PS starke Prototyp wurde gründlich überarbeitet. Das Herz des TS050-Antriebsstrangs ist ein 2,4-Liter-V6-Turbomotor in Verbindung mit einem Hybridsystem, neu der 8-Megajoule-Klasse. «Wir verbrauchen nun weniger Treibstoff, konnten den Top-Speed verbessern und sind so gleich stark wie die Konkurrenz», so Buemi.

01, © Peter Rohrer
Sébastien Buemi (Toyota)

Fässler nur bedingt happy
Obwohl bei Audi der R18 e-tron überarbeitet wurde, hadert auch der Einsiedler Marcel Fässler mit dem Saisonbeginn: «In Silverstone waren wir absolut dabei und konnten das Rennen sogar gewinnen. Weil wir aber zu tief fuhren und sich die Bodenplatte so zu stark abgenutzt hatte, wurden wir leider disqualifiziert.» Dann in Spa-Francorchamps habe er technische Probleme gehabt und der Speed sei auch nicht optimal gewesen.
Für Fässler, sowie auch für seine Konkurrenten Neel Jani und Sébastien Buemi, «liegen alle Werksteams unglaublich nahe beisammen und Le Mans 2016 wird extrem spannend». Laut Fässler werden die Standfestigkeit, der Verkehr auf der Strecke sowie die Standzeiten an der Box entscheidend sein. Zwar ist auch für Neel Jani die Zuverlässigkeit ein Schlüsselfaktor, doch er betont, dass beim Porsche 919 «im Gegensatz zur Konkurrenz das hybride Antriebskonzept bewährt ist». So vertraut Porsche nach 2014 und 2015 auf einen Zweiliter-Vierzylinder-Turbo-Benziner in Verbindung mit zwei Energie-Rückgewinnungssystemen (Bremsenergie von der Vorderachse und die Abgasenergie). Sechs Autos — je zwei von Porsche, Audi und Toyota — haben in Le Mans Siegchancen. Drei davon werden von Schweizern pilotiert. Die Chance auf einen Schweizer Sieg liegen also bei 50 Prozent.

03, © Peter Rohrer
Marcel Fässler (Audi)

Sehen Sie dazu auch die Videointerviews mit den Fahrern.

 

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