Es geht vorwärts mit dem Bau auf den Schweizer Strassen. Gestützt auf das 8. langfristige Bauprogramm für die Fertigstellung der Nationalstrassen, das der Bundesrat im Februar 2012 beschlossen hat, und nach der Freigabe der notwendigen Kredite durch das eidgenössische Parlament in der Wintersession 2015, bewilligte nun das eidgenössische Verkehrsdepartement (Uvek) die entsprechenden Bauprogramme für 2016. Im vergangenen Jahr konnten keine neuen Abschnitte dem Verkehr übergeben werden. Insgesamt waren Ende 2015 1823 km Nationalstrassen oder 96,3 Prozent der gesamten Netzlänge von 1893 km in Betrieb. Im laufenden Jahr investiert der Bund rund 1,8 Mia. Franken in das Nationalstrassennetz. 509 Mio. davon fliessen in den Bau von neuen Abschnitten, 1,17 Mia. Franken werden für den Ausbau und den Unterhalt des bestehenden Netzes eingesetzt. 131 Mio. Franken werden für Projekte zur Beseitigung von Engpässen verwendet.
Im Wallis und im Jura
Was den Neubau von Strecken angeht, wofür wie erwähnt 509 Mio. Franken bereitgestellt werden, stehen die A9 im Oberwallis, die A16 (Transjurane) in den Kantonen Bern und Jura, der Ost-Ast der Umfahrung Biel (A5) sowie die neue Axenstrasse A4 in den Kantonen Uri und Schwyz im Vordergrund. Allein dem Kanton Wallis wurden Kredite im Betrag von 238 Mio. Franken zugeteilt. Für die Kantone Bern und Jura waren es zusammen 205 Mio. Franken. In den kommenden vier Jahren sollen im Durchschnitt je 460 Mio. Franken für die Finanzierung des Bundesanteils (im Durchschnitt 87 Prozent) in die Netzfertigstellung investiert werden, nachdem der Bundesrat das auf vier Jahre ausgelegte 9. langfristige Bauprogramm gutgeheissen hat. Allerdings liegt der Bedarf aufgrund von Projektverzögerungen nicht bei ursprünglich 617 Mio., sondern bei 509 Mio. Franken für 2016.
Für Projekte im Rahmen des Programms Engpassbeseitigung stehen dieses Jahr die genannten 131 Mio. Franken zur Verfügung, wobei diese Gelder zur Hauptsache in den Sechsspur-Ausbau der Nordumfahrung Zürich (A1) investiert werden. Für diesen werden die Hauptarbeiten ausgelöst.
Ausbau und Unterhalt kosten viel
Den Hauptteil machen Ausbau und Unterhalt der in Betrieb stehenden Nationalstrassen aus. Diese Gelder stammen aus der Spezialfinanzierung Strassenverkehr (SFSV). 2016 starten die Hauptarbeiten für wichtige Erhaltungsprojekte. Dazu zählen etwa der Abschnitt Bernex-Ferney (GE) auf der A1 (Tunnelsicherheit), der Sanierungstunnel Belchen auf der A2 (BL/SO), die Strecke Rubigen-Thun (BE) auf der A6 oder die Umfahrung Roveredo auf der A13 (Graubünden).
Neueröffnungen 2016
Für dieses Jahr sind drei Eröffnungen von Nationalstrassenabschnitten vorgesehen:
-A9 Sierre-Gampel, Teileröffnung
-A16 Delsberg Ost-Grenze JU/BE
-A28 Umfahrung Küblis GR
Im Jahr 2017 folgen dann die Eröffnungen
-A5 Biel Ost-Biel Süd
-A9 Gampel- Brig Glis
-A16 Court-Tavannes.
Zu den weiteren grossen Projekten der Netzfertigstellung zählen
-A4 Neue Axenstrasse
-A5 Umfahrung Biel Westast
-A9 Umfahrung Visp, Pfynwald, Riedberg.
Kommentar – Das Kreuz der Eröffnungen
So sehr zu begrüssen ist, dass die Vollendung des Nationalstrassennetzes langsam näher rückt, muss man sich doch fragen, ob die Akzente richtig gesetzt werden. Die A9 im Wallis und die A16 im Jura sollen fertiggestellt werden. Das ist richtig und wichtig im Hinblick auf den nationalen Zusammenhalt. Insofern hat der Abschluss eine staatspolitische Komponente. Doch Hand aufs Herz und bei allem Respekt: Die grossen Engpässe liegen nicht auf der A16 im Jura und auf der A9 im Wallis, sondern anderswo. Etwa auf der Zürcher Nordumfahrung, am Gubristtunnel, zwischen Bern und Kriegstetten sowie bei den Umfahrungen Lausanne und Genf. Ist es deshalb so unvorstellbar, auf diesen Teilstrecken etwas mehr Gas zu geben zulasten der A9 und A16? Zweifellos löste ein solcher Gedanke keine Freudentänze in den betreffenden Gegenden aus und brächte im Gegenteil vermutlich grosse Schelte. Trotzdem sollten die Verantwortlichen in Bundesbern zumindest nachts oder heimlich einmal darüber nachdenken.
ao