Gerne durchstöbern wir das Angebot der bekannten Auktionshäuser. Wenn uns etwas besonders gut gefällt, präsentieren wir es hier als «Pick of the Week». Heute ist es ein Voisin C25, gefunden bei RM Sotheby’s.
- Gebaut von 1934 bis 1937
- Wahrscheinlich 25 Exemplare
- Für Liebhaber
Sie kommen sehr selten auf den Markt, die Fahrzeuge der ehemaligen französischen Marke Avions Voisin; es gab ja nicht besonders viele. Und wenn dann einmal eines dieser seltenen Stücke verkauft wird, dann ist das die aussergewöhnliche Gelegenheit, in den erlauchten Kreis der Voisin-Besitzer einzutauchen, zu denen etwa Jay Leno, der Earl of March oder Chris Bangle gehören.
Zuerst baute Gabriel Voisin, geboren 1880 in Belleville, ein Dampfboot. Dann baute er, noch keine 20, ein Flugzeug. Und dann auch noch ein Auto. Dann erst begann Gabriel Voisin seine Studien, Architektur und Maschinenbau. Das war ihm zu langweilig, deshalb gründete er mit seinem Bruder ein Unternehmen zur Herstellung von Fluggeräten, das so erfolgreich war, dass Voisin im 1. Weltkrieg zu einem der grössten Flugzeug-Hersteller überhaupt wurde, rund 3000 Exemplare seiner Voisin III, VIII und X standen im militärischen Einsatz. Der Krieg machte den Franzosen zum Pazifisten – er verkaufte seine Fabriken nicht, sondern hörte einfach von einem Tag auf den nächsten mit der Flugzeug-Produktion auf. Und baute zuerst einmal Fertighäuser. Und wandte sich schliesslich dem Automobil zu, dies ab 1919.
Vom luxuriösen C-1 konnten einige Hundert Exemplare abgesetzt werden, zuerst mit 80, ab 1920 dann mit 100 PS. Der C-2 hatte dann aber schon einen V12-Motor mit 7,2 Liter Hubraum, der C-3 war dann wieder kleiner, der C-4 das erfolgreichste Modell, Jahr für Jahr wurden in der Fabrik in Issy-les-Moulineaux mehr als 1000 Stück produziert. Diese frühen Voisin wurden sehr geschätzt für ihre hohe Qualität – und die leisen, zuverlässigen Motoren. Voisin kopierte dafür ziemlich schamlos eine Idee des amerikanischen Journalisten Charles Yale Knight, der die damals noch sehr anfälligen Ventile durch Schieberhülsen und Schlepphebel ersetzte. Und schon damals legte Voisin grossen Wert darauf, dass die Maschinen nicht nur gut funktionierten, sondern auch optisch ein erfreulicher Anblick waren. Für seine Autos galt das sowieso.
Doch über die Jahre wurde Gabriel Voisin immer exzentrischer. Und das färbte auch auf seine Fahrzeuge ab. Die technischen und optischen Höhepunkte seines Schaffens waren die Modelle C25 Aérodyne von 1934 und die beiden Aérosport C27 und C28. Die Bezeichnungen machen schon klar, dass Aerodynamik ein weiteres Thema war, das den ehemaligen Flugzeug-Konstrukteur faszinierte. Die Verarbeitung ist liebevollst, die Details ein Genuss – der Aérodyne etwa verfügt über ein Panaorama-Dach mit Bullaugen, das über einen Seilzug geöffnet wird. Doch weil Avions Voisin die Schieber-Motoren nicht mehr weiter entwickelte, die Fahrzeuge aber trotzdem immer teurer wurden, wurde Ende der 30er Jahre das Geld knapp. Und ging dann ganz aus, 1939. Gabriel Voisin zog sich aus dem Geschäftsleben zurück, wandte sich einer viel jüngeren Tänzerin zu.
Vom Voisin C25 entstanden zwischen 1934 und 1937 wahrscheinlich 25 Exemplare, am berühmtesten sind die schon erwähnten Aérodyne. Hier zeigen wir aber einen «Clairiere», etwas konservativer gestaltet, aber immer noch grossartig. Für Vortrieb sorgt ein 3-Liter-Reihensechszylinder, selbstverständlich ein Schieber-Motor, der es auf etwa 80 PS bringt – und fast lautlos läuft. Geschaltet wird über ein Cotal-Vorwählgetriebe mit vier Vorwärts- und zwei Rückwärtsgängen. RM Sotheby’s versteigert diesen Voisin C25 Anfang 2024 in Paris.
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Unter «Pick of the Week» präsentieren wir gerne günstige und vor allem spannende Automobile, die wir auf Auktions-Vorschauen entdecken – eine Liste der schon vorgestellten Fahrzeuge finden Sie hier.