Die Biturbo-Reihe von Maserati geniesst den besten Ruf. Aber es gibt auch Ausnahmen.
- Gebaut von 1994 bis 2001
- Insgesamt 2400 Exemplare produziert
- Günstig in der Anschaffung, teuer im Unterhalt
Die Biturbo von Maserati stammten aus jener Ära, als Alejandro de Tomaso das Sagen hatte bei Maserati. Wie es dazu kam, ist eine so wilde wie schöne Geschichte, eine, wie sie sich nur in Italien abspielen kann. Nur eine kleine Anekdote am Rande: Umgerechnet 155 Euro bezahlte de Tomaso 1975 für Maserati. Also für alles, Werk, Boden, Teile, alles. De Tomaso nun hatte nun das Bedürfnis, aus Maserati einen Grossserien-Hersteller zu machen. Dafür brauchte er ein günstigeres Modell, das nicht mehr von Hand gefertigt werden musste – ihm schwebte ein Konkurrent zum 3er von BMW vor. 1978 begann die Entwicklung, schon 1981 wurde der Biturbo vorgestellt.
Über die Jahre gab es reichlich Versionen, darunter auch einen Spyder und die viertürigen Limousinen Biturbo 420/425 mit um 85 Millimeter verlängertem Radstand. Daraus entstanden dann wiederum die 430/430 4v, die zwar quasi baugleich waren, aber über grössere Motoren verfügten. Dann endlich, 1993, wurde der Quattroporte (Tipo 337) vorgestellt, die vierte Generation. Diese wiederum basierte auf dem Ghibli, der ein Nachfolger des 222 war, der ein Nachkomme des ersten Biturbo war. Noch alles klar? Wir haben nun also den Ghibli (Tipo AM336), dessen Radstand um 45 Millimeter verlängert wurde, damit aus dem Zwei- ein Viertürer werden konnte. Die Gestaltung übernahm Marcello Gandini.
Die Form ist grossartig. Punkt. Nicht nur, weil der Quattroporte über die wunderbaren, angeschnittenen Radläufe hinten verfügt. Es ist überhaupt diese extrem saubere Keilform mit dem hoch angesetzten Kofferraum, die auch heute noch begeistert – ein gerader Strich, das schaffte nur Gandini. Mit einer Länge von 4,55 Metern und einer Breite von 1,81 Metern wirkt der Maserati heute kompakt – und bietet den hinteren Passagieren trotz nur 2,65 Metern Radstand erstaunlich viel Platz. Und dazu noch einen anständigen Kofferraum. Und da haben wir noch gar nicht vom Innenraum geplaudert. Edles Holz, Leder, Alcantara, es ist eine wahre Pracht. Auch heute noch einfach nur: schön. Klar, so ein Maserati Quattroporte V8 3.2 Evo kostete 1999 stolze 108’800 Franken, aber ein Mercedes C43 AMG kam auch auf 97’700 Franken. Und sah dann innen wie aussen aus wie eine damalige C-Klasse.
Der Biturbo hatte seine Karriere als Zweiliter-Sechszylinder mit doppelter Aufladung begonnen. Das war im Prinzip eine feine Maschine, doch zu Beginn zu wenig ausgereift. Über die vielen Jahre wurde der Motor besser, stärker, auch grösser. Ab 1996 gab es dann auch den Achtzylinder mit 3,2 Liter Hubraum, vier obenliegende Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder. Und doch ziemlich heftige 335 PS bei 6400/min. Das trug ihn, manuell über sechs Gänge geschaltet, in weniger als 6 Sekunden auf 100, gegen oben war erst bei 270 km/h Schluss.
Dabei war der Maserati doch irgendwie entwurzelt, die vierte Generation des Quattroporte war ein Übergangsmodell zwischen ganz vielen Fronten. Als er entwickelt wurde, war Alejandro de Tomaso schon ziemlich klamm. Als er auf den Markt kam, übernahm kurz darauf Fiat das Ruder bei Maserati. Und ab 1997 hatte dann Ferrari den Lead. Das hingegen tat dem Quattroporte gut, denn schon 1998 kam er als «Evoluzione», 400 Verbesserungen sollen ihm angediehen worden sein mit Hilfe von Ferrari. Vor allem am Motor wurde gearbeitet, es gab neue Zylinderköpfe, eine modifizierte Kurbelwelle, neue Kolben – die Zuverlässigkeit lag auf einem deutlich höheren Niveau. Auch innen wurde der Tipo 337 weiter aufgewertet.
Heute sind sie Schnäppchen, diese Maserati Quattroporte Tipo 337, insbesondere die Sechszylinder-Versionen. Dafür sind sie nicht wirklich günstig im Unterhalt, insbesondere die Achtzylinder-Versionen. Aber sie sind auf jeden Fall liebens- und erhaltenswert.
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