Nach den Porsche 904, 906 und 908 kann es nur eine logische Folge geben: Porsche 910. Wobei…
– Gebaut von 1966 bis 1968
– 35 Exemplare produziert
– Keine Strassenzulassung
Wir zählen hier einfach weiter, es ist uns selbstverständlich bewusst, dass der 910 nicht der Nachfolger des 908 ist. Wie ja beim 911er (964, 993, 996, 997, 991, 992) ist die Zählweise von Porsche auch bei den Rennsportwagen etwas unübersichtlich, in der zeitlichen Abfolge wäre es: 550, 718, 904, 906, 910, 907 und 908. Der 910 ist also der direkte Nachfolger des 906, wurde zwischen 1966 und 1968 gebaut und ab 1967 durch den 907 ergänzt.
Mit dem 906 hatte Porsche ein absolut taugliches Fahrzeug auf die Rennstrecken gebracht. Doch für mehr als Klassensiege reichte es gerade bei den grossen Rennen – mit Ausnahme der Targa Florio – nicht. Dabei war man in Stuttgart längst auch erpicht auf die Langstrecken-Klassiker. Und gerade deshalb ist die Entwicklung des Porsche 910 etwas erstaunlich, basierte er doch auf dem 906 – und erhielt zu Beginn wieder «nur» einen Zweiliter-Sechszylinder (Typ 901), der es auf etwa 220 PS brachte. Einfach zur Erinnerung: Ford trat 1967 in Le Mans mit einem 7-Liter-V8 an, Ferrari mit einem 4-Liter-V12. In jenem Jahr fuhr der Porsche 910 mit Stommelen/Neerpasch in der Sarthe auf den 6. Rang, mit 37 Runden Rückstand auf die Sieger Gurney/Foyt in in ihrem Ford GT40.
Es war aber schon ein feiner Wagen, der Porsche 910. Das Fahrwerk war im Vergleich zum 906 komplett neu, Einzelradaufhängung mit Längszugstreben rundum, vorne gab es dazu noch Querlenker. Querliegende und stufenlos verstellbare Stabis sorgten für eine bessere Strassenlage, es gab zudem progressiv wirkende Schraubenfedern und hydraulische Teleskop-Stossdämpfer. Im Gegensatz zum 906 wurde der 910 nicht als Strassenfahrzeug homologiert.
Nachdem man spüren musste, dass der Sechszylinder-910 einfach nicht schnell genug war, erhielt der Porsche 910 ab der Targa Florio 1967 dann einen 2,2-Liter-Achtzylinder (Typ 771) mit einer Bosch-Einspritzanlage und Doppelzündung, der es auf 270 PS brachte. Neu war auch die Trockensumpfschmierung. Das reichte dann für einen erneuten Sieg bei der Targa Florio, auch die 1000 Kilometer auf dem Nürburgring konnten erstmals gewonnen werden, doch in der Sportwagen-Weltmeisterschaft war Ferrari doch wieder vorne. Immerhin konnte sich Gerhard Mitter in einem speziellen Porsche 910/8 «Bergspyder» 1967 und 1968 in der Berg-Europa-Meisterschaft.
Das Fahrzeug, das wir hier zeigen, trägt die Chassis-Nummer 910-022 und wurde von Porsche hauptsächlich zu Testzwecken eingesetzt. Später wurde der Porsche an einen Amerikaner verkauft, der ihn bis 1973 auch bei grossen Rennen einsetzte, zuletzt 1973 bei den 24 Stunden von Daytona. 910-022 wurde diesen Sommer für 2,5 Millionen Dollar auf Bring A Trailer versteigert.
Es entsteht hier eine kleine Serie von «seltenen Porsche», wir haben sie in einer Liste zusammengefasst, zu sehen: hier. Mehr Old- und Youngtimer finden Sie in der monatlichen Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE, Abos gibt es: hier.