Schon der Ferrari 340 MM war ein Monster. Doch es musste mehr her, also der 375 MM.
- Nur 1953 gebaut
- 23 Exemplare
- Erster Sportwagen-Weltmeister
Gianni Marzotto hatte die Mille Miglia 1953 auf einem Ferrari 340 MM gewonnen, vor allem deshalb, weil er mit seinem 300 PS starken 4,1-Liter-V12 die Gegner einfach deklassierte. Doch schon zwei Monate später erlitt der 340 MM eine empfindliche Niederlage: Bei den 24 Stunden von Le Mans war er gegen die nur etwa 220 PS starken Jaguar C-Type chancenlos. Das lag nicht an den Fahrleistungen, das lag ganz einfach an den Bremsen: Die Engländer verfügten über Scheibenbremsen, die Italiener nicht.
Enzo Ferrari tat, was er in solchen Situationen gerne tat: aufrüsten. Es musste mehr Leistung her, es durfte einfach nicht sein, dass die Konkurrenten Rennen gewinnen konnten, nur weil sie besser bremsten. Seine Rechnung war so simpel wie logisch: Wenn man auf der Geraden genug Vorsprung herausfuhr, dann war man auch in der Kurve vorne.
Es gab dann zwei doch sehr unterschiedliche Motoren-Varianten für den 375MM. Die meisten Fahrzeuge erhielten eine Lampredi-Maschine mit erhöhtem Hubraum (Tipo 108). Der Hub zwar auf 68 Millimeter verringert, die Bohrung aber auf 84 Millimeter vergrössert, das ergab dann 4523 cm3. Es gab noch eine andere Kurbelwelle, drei Weber-40IF/4C-Vergaser – und schon war man bei 340 PS bei 7000/min. Die vom Werk eingesetzten Fahrzeuge waren allerdings mit dem Formel-1-Motor aus dem 375 F1 (Tipo 102) ausgerüstet, Bohrung x Hub 80 x 74,5 mm, 4494 cm3, drei Weber-42DCZ, aber auch 340 PS.
Es reichte: Beim 24-Stunden-Rennen von Spa, dem vierten Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft 1953, fielen zwar zwei der ganz neuen Ferrari 375 MM aus. Farina/Hawthorn hatten aber am Ende 18 Runden Vorsprung auf einen privat gemeldeten Jaguar C-Type – bei einer Rundenzeit von fast fünf Minuten war das eine Weltreise. Auch den nächsten WM-Lauf bei den 1000 Kilometern auf dem Nürburgring gewann ein Ferrari 375 MM, diesmal mit Ascari/Farina. Ende des Jahres war Ferrari erster Sportwagen-Weltmeister.
Es entstanden insgesamt 23 dieser Ferrari 375 MM, wobei die ersten drei Exemplare aufgerüstete 340 MM waren. Die meisten Exemplare wurden von Pininfarina entweder als Berlinetta oder Spyder eingekleidet, dazu kam ein Coupé von Ghia sowie ein Spyder von Vignale.
Wie man sich unschwer vorstellen kann, kosten solche Ferrari 375 MM Unsummen. Das Exemplare, das wir hier zeigen, trägt die Chassis-Nummer #0320AM, ist einer der drei vom Werk aufgerüsteten 340 MM, nahm an den 24 Stunden von Spa und der Carrera Panamericana teil – und wurde vor zehn Jahren für knapp 10 Millionen Euro versteigert. Da dürfte unterdessen noch etwas Wertzuwachs dazugekommen sein.
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Ansonsten entsteht hier eine sonntägliche Reihe von Ferrari, da haben wir eine Liste mit diesen schönen Geschichten erstellt, zu bewundern: hier.