Es musste immer weitergehen – der Porsche 908 war die logische Folge des Porsche 906.
- Gebaut zwischen 1968 und 1971
- Es enstanden 31 Exemplare
- Bis in die 80er-Jahre bei Rennen eingesetzt
Böse Zungen behaupten, Porsche habe Ende der 60er-, auch in den 70er-Jahren jeweils an den neuen Rennsport-Reglementen der FIA mitgeschrieben. Es ist auf jeden Fall erstaunlich, wie früh die Stuttgarter jeweils von den grossen Änderungen wussten, so etwa 1967, als die FIA quasi über Nacht den Hubraum für Prototypen für die Saison 1968 auf 3 Liter beschränkte. Es heisst, dass Porsche bestens darauf vorbereitet war, die Entwicklungsabteilung einen ganz neuen Achtzylinder mit eben drei Liter Hubraum schon am Laufen hatte, als das neue Reglement im Oktober 1967 offiziell vorgestellt wurde. Als sicher gilt, dass Ferrari nicht auf dem gleichen Stand war wie Porsche, die Italiener waren deshalb derart sauer, dass sie 1968 gar nicht erst zu den Weltmeisterschaftsläufen antraten.
Wie auch immer: Porsche hatte da eine neue Maschine, wieder ein Boxer, acht Zylinder, drei Liter Hubraum, vier über Ketten angetriebene obenliegende Nockenwellen, Zylinder und Zylinderkopf aus Alu, Kurbelgehäuse aus Magnesium. In einer ersten Ausbau-Stufe brachte es das 178 Kilo schwere Aggregat auf 350 PS bei 8400/min. Dafür brauchte es nun natürlich auch ein neues Renngerät, den 908, Alu-Gitterrohrrahmen mit einer Kunststoff-Karosse, dies in verschiedenen Ausführungen, als offener Spyder oder dann als Coupé mit kurzem oder langem Heck.
Gleich beim ersten Rennen, den 1000 Kilometern auf dem Nürburgring, konnten Jo Siffert und Vic Elford einen Sieg einfahren. Auf dem Zeltweg gab es gleich einen Doppelsieg, deshalb waren die Hoffnungen von Porsche gross, 1968 endlich einmal den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans einfahren zu können. Man reiste mit vier Porsche 908 in der Sarthe, Jo Siffert fuhr auch die schnellste Trainingszeit, doch im Rennen erwiesen sich die Achtzylinder-Porsche als unzuverlässig, drei Fahrzeuge schieden aus, der dritte Platz (hinter einem eigentlich veralteten 907 und Sieger Rodriguez/Bianchi auf einem Ford GT40) war enttäuschend.
Und irgendwie war da auch schon klar, dass der Porsche 908 wohl nie eine ganz grosse Karriere schaffen würde. Denn die FIA hatte die Regeln schon wieder geändert, liess ab 1969 Sportwagen zu, von denen nur 25 Exemplare gebaut werden mussten. Auch davon wusste Porsche wieder frühzeitig, schon im März wurde auf dem Genfer Auto-Salon der 917 vorgestellt – der 12-Zylinder sollte für die Stuttgarter das Renngerät werden für die ganz grossen Siege. Die weitere Entwicklung des 908 stockte, Porsche holte zwar den Weltmeistertitel 1969, doch in Le Mans reichte es für den 908 nur auf den zweiten Platz, obwohl sich Hans Herrmann einen heroischen Kampf mit Jacky Ickx/Ford GT40 lieferte, am Schluss aber mit gerade einmal 120 Meter Rückstand auf den zweiten Platz kam.
Weil sich der 917 zuerst als schwer fahrbar und dann auf langsameren Strecken als wenig konkurrenzfähig erwies, wurde der 908 für 1970 dann doch noch verbessert, Jo Siffert/Brain Redman konnten in einem 908/03 1970 die Targa Florio gewinnen, Ahrens/Elford (1970) und Elford/Larousse (1971) die 1000 Kilometer auf dem Nürburgring. Mit Privatteams und dann meist auch mit dem neuen 2,1-Liter-Turbomotor ausgerüstet fuhren die 908 bis Anfang der 80er Jahre gute Resultate ein.
Das Fahrzeug, das wir hier zeigen, ist der Porsche 908-011, der sein Renndebüt am 26. Mai 1968 beim 1000-Kilometer-Rennen in Spa hatte und mit Herrmann/Stommelen auf den 3. Rang kam. Nach abenteuerlichen Umwegen wurde das Fahrzeug restauriert und kürzlich über Bring A Trailer für 1,4 Millionen Dollar verkauft.
Es entsteht hier eine kleine Serie von «seltenen Porsche», wir haben sie in einer Liste zusammengefasst, zu sehen: hier. Mehr Old- und Youngtimer finden Sie in der monatlichen Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE, Abos gibt es: hier.