Die vierte Generation des Honda Jazz ist seit 2020 auf dem Markt und wurde in diesem Jahr einem Facelift unterzogen. Alle Varianten des japanischen Stadtautos einschliesslich der Version Crosstar profitieren von leichten optischen Änderungen. Neben einer behutsamen Leistungssteigerung des Hybrid-Antriebsstrangs ist aber die Einführung einer neuen Ausstattungslinie die grösste Neuerung.
Die in diesem Test behandelte Ausstattungsvariante Advance Sport ist leicht erkennbar an ihren dynamischeren Linien. Sie erhielt modifizierte Stossfänger vorne, spezielle 16-Zoll-Leichtmetallfelgen und einen schwarzen Kühlergrill. Die Rückspiegel sind in glänzendem Schwarz lackiert. Apropos Farbe: Die Lackierung in Urban Grey unseres Testwagens ist nur in dieser Ausstattungsvariante erhältlich, ebenso die Bezüge im Innenraum. Die Sitze sind mit einer Kombination aus schwarzem Wildleder und grauem Leder bezogen – wobei es sich in beiden Fällen um die synthetische Materialvariante handelt. Das neue Dreispeichenlenkrad, die Mittelarmlehne und die Türverkleidungen sind mit gelben Kontrastnähten versehen, um den sportlichen Effekt zu verstärken.
Der Jazz soll Sportlichkeit jedoch nicht nur optisch ausstrahlen, sondern erhielt auch Fahrwerksmodifikationen. Nach Angaben von Honda wurde die Steifigkeit der vorderen Federn um genau acht Prozent verringert, während die hinteren Federn um 20 Prozent steifer wurden. Zusätzlich zu den überarbeiteten Federn wurden auch neue, steifere Stossdämpfer eingebaut.
Seit 2020 wird der Jazz in Europa nur noch als Hybridfahrzeug angeboten. Das Facelift macht da keinen Rückzieher, auch für die sportlichere Variante gibt es nur den Hybrid und keinen Antrieb mit reinem Verbrennungsmotor. Als Antrieb für alle Jazz-Modelle dient der von Honda entwickelte i-MMD (Intelligent Multi Mode Drive) . Dieser besteht aus einem 1.5 Liter grossen Vierzylinder-Saugbenziner im Atkinson-Zyklus mit indirekter Einspritzung, zwei Elektromaschinen und einer kleinen Lithium-Ionen-Batterie, die nicht von aussen an einer Steckdose aufgeladen werden kann.
Die Kurbelwelle des Verbrennungsmotors ist mechanisch mit einem Elektromotor verbunden. Dieser startet den Verbrennungsmotor oder wandelt im Generatormodus die kinetische Energie des Vierzylinders in Strom um. Je nach Bedarf des Antriebsstrangs oder der vom Fahrer gewählten Betriebsart kann diese Energie entweder in die Batterie eingespeist oder direkt an den zweiten Elektromotor übertragen werden – in beiden Fällen über Hochspannungskabel. Der grössere der beiden Elektromotoren ist mechanisch mit den Vorderrädern verbunden und treibt diese an. Beim Bremsen wird aus dem E-Motor ein Generator, der durch Rekuperation Strom erzeugt und in die Batterie einspeist. Bei höherer Last, etwa bei Autobahntempo, übernimmt der Verbrennungsmotor den Antrieb der Vorderräder.
Optimierte Leistung
Dieser Antriebsstrang, ein seriell arbeitender Hybrid, ist nicht neu, sondern funktionierte bereits im Vor-Facelift-Modell des Jazz sehr gut und arbeitet trotz seiner Komplexität homogen. Grosse Veränderungen gab es deshalb nicht, Honda spendierte dem System aber höhere Leistungswerte. Der Elektromotor, der die Räder antreibt, profitiert von einer Steigerung um zehn Kilowatt auf eine Gesamtleistung von 90 kW (122 PS). Auch der Verbrennungsmotor wurde um sieben Kilowatt auf 79 kW (107 PS) gesteigert, der Generator erhielt eine Leistungsanhebung auf 78 kW. Das maximale Drehmoment des elektrischen Antriebsmotors von 253 Nm und des Benzinmotors von 131 Nm bleibt unverändert. Alle Ausstattungsvarianten profitieren von der zusätzlichen Leistung.
Das Ziel dieser Leistungssteigerung ist ganz klar: Der Verbrenner soll nicht zu hoch drehen, wenn die Nachfrage nach Leistung grösser wird. Dies war übrigens einer der Punkte, den die AR bei ihrem Test im Jahr 2020 bemängelte: «Um bei höherer Geschwindigkeit mitzuhalten, muss sich der 1.5-Liter-Motor anstrengen, was den akustischen Komfort doch sehr beeinträchtigt», schrieb das AR-Testteam. Das Problem ist beim Jazz 2023 nicht vollständig gelöst, da der Verbrennungsmotor unter bestimmten Bedingungen, zum Beispiel an Autobahnanstiegen oder auf Passstrassen, immer noch sehr hoch dreht. Das ist jedoch weniger auffällig als früher. In der Stadt, für die er konzipiert wurde, ist der Jazz jedoch souverän und bewegt sich meist nur mit der Kraft des Elektroantriebs, also leise und ohne Ruckeln.
Mehr Temperament
In der Standardausführung bietet der Jazz einen hervorragenden Kompromiss zwischen Fahrkomfort und Dynamik. In der Advance-Sport-Ausführung mit ihrer insgesamt härteren Aufhängung wird das noch einmal besser. Das Auto schwankt und rollt in Kurven deutlich weniger.
Und nicht nur die Federung trägt zu der gewissen Sportlichkeit des Kleinwagens bei, mit einem Leergewicht von 1255 Kilogramm (nach AR-Messung) ist der kleine Jazz ein echtes Leichtgewicht. Trotz der eher mässigen Beschleunigungswerte (gemessene 9.9 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h) dürfte die zusätzliche Dynamik, die durch das optimierte Fahrwerk erreicht wird, vor allem junge Fahrer ansprechen, die eindeutig die Zielgruppe dieser neuen Ausstattung sind. Diese werden sich auch über den niedrigen Verbrauch ihres Autos freuen, der auf der AR-Normrunde bei 4.3 l/100 km lag. Das ist besser als bei den meisten Konkurrenzmodellen. Was die Sicherheit angeht, so sind die Fahrhilfen auf ein Minimum reduziert. Ausserdem ist das Auto zwar leicht, bremst aber schlechter als seine Rivalen.
Die gute Nachricht ist, dass sich trotz der sportlichen Ausstattung das Grundkonzept nicht geändert hat: Der Jazz bleibt aussen ein kompakter Minivan, der innen sehr praktisch ist, wie zum Beispiel die clevere Rückbank mit dem Magic-Seats-System beweist. Damit kann man nicht nur die Rückenlehnen nach vorne auf die Sitzflächen um-, sondern, ähnlich wie bei Kinosesseln, auch die Sitzflächen über die Rückenlehnen hochklappen. So lassen sich auch hohe und sperrige Gegenstände leicht transportieren.
Hinter dem Lenkrad befindet sich ein digitales Kombiinstrument, das zwar klein ist, aber alle notwendigen Informationen liefert. Überall auf der Mittelkonsole und dem Lenkrad sind zahlreiche physische Tasten verteilt. Sie wirken etwas unübersichtlich, aber immerhin sind es echte Tasten für die Klimaanlage und die Grundfunktionen des Radios. Zum Infotainmentbildschirm ist anzumerken, dass er mit seinen neun Zoll nach heutigen Massstäben klein und veraltet wirkt. Im Kofferraum können 304 Liter Gepäck mitgenommen werden. Das ist ein Wert im mittleren Bereich.
Generell könnten die verwendeten Materialien zwar hochwertiger sein, aber die Verarbeitungsqualität ist hervorragend, vor allem wirkt das Ganze robust. Das neue Dreispeichenlenkrad liegt gut in der Hand, es gibt viele Ablagen, und die grosse Windschutzscheibe bietet, vor allem dank der geteilten A-Säulen, eine gute Rundumsicht auf die Strasse. Was die Anhängelast betrifft, kann der Jazz jetzt bis zu 500 Kilogramm ziehen.
Mit einem Preis von knapp unter 30 000 Franken ist der Honda Jazz nicht ganz so billig, wie es die junge Zielgruppe vermutlich gern hätte. Dennoch bietet er mit seiner fortschrittlichen Hybridtechnologie und seiner unglaublichen Variabilität eine Menge Auto fürs Geld.
Testergebnis
Gesamtnote 78/100
Antrieb
Honda hat den Antriebsstrang des Jazz überarbeitet, damit er bei starker Beanspruchung weniger oft hoch dreht. Das Ergebnis ist überzeugend, aber nicht perfekt.
Fahrwerk
Die härtere Federung der Version Advance Sport bringt ein Plus an Sportlichkeit und könnte junge Kunden überzeugen.
Innenraum
Die Modularität des Innenraums ist zweifellos die Stärke des Jazz. Die Kofferraumgrösse ist jedoch nur durchschnittlich.
Sicherheit
Bei Bremsen und Fahrhilfen gehört der Jazz nicht zur Spitzengruppe. Die Rundumsicht ist jedoch ausgezeichnet.
Budget
Mit einem Preis von rund 30 000 Franken ist der Jazz nicht gerade billig, aber seine Modularität und vor allem seine Antriebstechnik machen ihn zu einem der interessantesten Modelle im B-Segment (Kleinwagen).
Fazit
Der kleine Honda Jazz ist attraktiv. Mit seinem modularen, hellen Innenraum und dem durchdachten Antriebsstrang ist das kleine Stadtauto angenehm zu fahren. Seine niedrigen Verbrauchswerte zeichnen ihn als sparsamen Kleinwagen aus, zumindest wenn man den Kaufpreis ausser Acht lässt.
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