Zwar war der Lincoln Capri ein Luxus-Auto, aber auch sportlich genug, um die Carrera Panamericana zu gewinnen.
- Gebaut von 1952 bis 1959
- 132’290 Exemplare produziert
- Dreifacher Sieger bei der Carrera Panamericana
Im Prospekt muss der neue Lincoln Capri für 1952 ein verlockendes Angebot gewesen sein. Er bot den ersten OHV-V8-Motor mit hoher Verdichtung und war als säulenloses Hardtop-Coupé erhältlich. Er verfügte also über die nötige Leistung und das gewisse Etwas, um die anspruchsvollen Käufer eines Luxusautos anzusprechen. Das heisst, falls dieser anspruchsvolle Käufer von Luxusautos nicht bereits ein ähnliches Auto von einem der Rivalen von Lincoln gekauft hatte. Denn Cadillac hatte schon 1949 seinen eigenen hochverdichteten OHV-V8-Motor auf den Markt gebracht, im selben Jahr, in dem es mit seinem neuen Coupe de Ville das Hardtop-Design einführte, was damals eine Sensation. Auch Chrysler bot seit 1951 die Kombination aus OHV-Hemi-V-8-Motor und Hardtop-Design an.
DerLincoln Capri war zwar nicht der erste auf der Party, aber er sorgte für frischen Wind. Die Hauptrolle spielte der neue «Y-Block»-V-8, so benannt nach seinem kräftigen, tief eingefassten Block. Der neue Kurzhubmotor war kleiner, leichter, laufruhiger und effizienter als der Flathead-V8, den er ersetzte, und leistete 160 PS bei einem Hubraum von 317 ci (5,2 Liter). Unter der Motorhaube war nicht der einzige Ort, an dem ein Lincoln-Käufer Verbesserungen fand. Der neue Capri war das erste in Serie gefertigte US-Automobil, bei dem die Vorderradaufhängung mit Kugelgelenken anstelle von Achsschenkeln ausgestattet war, was das Fahrverhalten des Wagens verbesserte. Der Lincoln versprach mit dem neuen Fahrwerk und der kalibrierten Federung eine erstaunliche Sportlichkeit unter den Luxus-Fahrzeugen.
Lincoln hatte sich von seinem schwerfälligen Badewannen-Look verabschiedet und stattdessen schlankere Flanken und eine aggressiver gestaltete Frontpartie mit leicht aus den Kotflügeln herausragenden Scheinwerfern gewählt. Das Styling wurde vom zweitürigen Hardtop-Coupé, der viertürigen Limousine und dem Cabriolet übernommen – und hatte es starke Ähnlichkeit mit seinen Geschwistern von Ford und Mercury. Ein gemütlicher Innenraum im Salon-Stil empfing die Passagiere, während der Fahrer auf ein Armaturenbrett blickte, bei dem die Instrumente entlang einer langen, horizontalen Tafel angeordnet waren.
Den Käufern gefiel, was sie sahen: 1952 wurden 14’342 Capris verkauft, 1953 stiegen die Verkaufszahlen deutlich auf dann 26’640 und im folgenden Jahr auf 29.552. Diese Verkäufe wurden wahrscheinlich durch die Dominanz von Lincoln in der anspruchsvollen Carrera Panamericana begünstigt, wo Chuck Stevenson 1952 die Wertung der Serienfahrzeuge gewann, der Capri 1953 die ersten vier Plätze belegte, aber dann 1954 «nur» noch Doppelsieger wurde.
Während der vier Jahre, die der Wagen auf dem Markt war, nahm Lincoln die üblichen Verbesserungen im Jahresrythmus vor. Eine Erhöhung der Verdichtung und ein Vierfach-Vergaser brachten im Jahr 1953 die Leistung auf 205 PS; ausser Cadillac hatte noch kein anderer amerikanischer Hersteller einen 200-PS-Motor in ein Serienfahrzeug eingebaut. 1954 wurden einige stilistische Verbesserungen vorgenommen, für 1955 gab es ein umfangreicheres Restyling, die Einführung der Lincoln-eigenen Turbo-Drive-Automatik und eine Vergrösserung des Hubraums auf 5,8 Liter Hubraum, was die Leistung des Capri dann auf 225 PS steigerte.
Es gab dann ab 1956 so etwas wie eine zweite Generation des Lincoln Capri, doch die Verkaufszahlen brachen komplett ein. Das sportliche Luxusmodell wurde zwar noch bis 1959 gebaut, insgesamt entstanden 132’290 Exemplare, doch die ersten Jahre waren die besten. Heute sind diese Lincoln bei weitem nicht so gesucht wie die Cadillac jener Jahre, obwohl sie deutlich seltener sind – und Carrera-Panamerican-Siege vorweisen können.
Es entsteht hier eine hoffentlich hübsche Serie zu aussergewöhnlichen US-Cars, die schon ziemlich ausführlich ist und die wir auch schön zusammengefasst haben: hier. In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier.