Nach Experimenten mit kleineren Motoren fand Ferrari 1956 mit dem 290 MM wieder zurück zu seiner Bestimmung: V12.
- Nur vier 290 MM gebaut
- War aber ursprünglich ein 860 Monza
- Die Geburtsstunde einer grossen Ära
Das Fahrzeug, das wir hier zeigen, hat eine interessante Karriere hinter sich. Der Ferrari mit der Chassisnummer #0628 begann seine Karriere nämlich mit einem 3,5-Liter-Vierzylinder, wurde damals als 860 Monza bezeichnet – und fuhr 1956 mit Collins/Klemantaski auf einen famosen zweiten Rang bei der Mille Miglia. Es war ein legendäres Rennen, das bei strömendem Regen stattfand, Ferrari belegte die ersten fünf Plätze – und Collins musste sich nur Eugenio Castelotti geschlagen geben, der mit einem 290 MM angetreten war. Das Fahrzeug des Italieners war mit einem neuen 3,5-Liter-V12 ausgerüstet, den Vittorio Jano entwickelt hatte.
1953 und 1954 hatte die Scuderia Ferrari die ersten beiden Weltmeisterschaften für Sportwagen gewonnen, doch 1955 mussten sich die Italiener Mercedes geschlagen geben. Was unter anderem daran lag, dass Ferrari viel experimentierte, drei unterschiedliche Vierzylinder einsetzte, den 500 Mondial (2 Liter Hubraum, den 750 Monza (3 Liter Hubraum), den schon erwähnten 860 Monza (3,5 Liter Hubraum). Dazu kamen noch zwei Sechszylinder-Motoren, der Tipo 118 und der 121 LM, beide mit 4,4 Liter Hubraum.
Vittorio Jano, geboren 1891, war von Fiat über Alfa Romeo zu Lancia gekommen. Als Lancia sich aus der Formel 1 zurückzog und seine Rennabteilung an Ferrari abgab, kam Jano nach Maranello – und räumte zuerst einmal die Motorenabteilung auf. Zusammen mit Andrea Fraschetti konstruierte er in kurzer Zeit einen neuen Zwölfzylinder mit Doppelzündung, den Tipo 130, der 40 PS stärker war als der gleich grosse Vierzylinder aus dem 860 Monza. Bei der Mille Miglia 1956 zeigte Castelotti deutlich, dass gegen den V12 kein Kraut gewachsen war.
Für die Saison 1957 erhielt #0628 dann auch einen Zwölfzylinder, zuerst einen Tipo 136 (wie er auch im 290 S montiert war, zwei obenliegende Nockenwellen) – und später dann, für 12 Stunden von Sebring, den Tipo 130, wie er in den anderen drei Ferrari 290 MM eingebaut war (eine obenliegende Nockenwelle, also: etwas weniger scharf). Überhaupt hatte #0628 noch ein wildes Leben, nach einem Unfall 1958 wurde die Front im Stil des 250 Testa Rossa abgeändert. 1969 kaufte der legendäre Ferrari Importeur Luigi Chinetti – er blieb, blau lackiert, fast 20 Jahre in Familienbesitz.
Zwischen 2011 und 1015 wurde das Fahrzeug dann von Ferrari komplett restauriert – als Ausgangspunkt nahm man die 12 Stunden von Sebring 1957. Danach stand #0628 lange im Ferrari Museum in Maranello – und wurde 2018 für über 22 Millionen Dollar versteigert. Das ist durchaus verständlich, denn die vier 290 MM, die zwei 315 S und die drei 335 S sind Sinnbild für eine ganz grosse Ferrari-Ära im Sportwagen-Rennsport der 50er Jahre.
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Ansonsten entsteht hier eine sonntägliche Reihe von Ferrari, da haben wir eine Liste mit diesen schönen Geschichten erstellt, zu bewundern: hier.