Derzeit findet in Düsseldorf (D) die selbst ernannte Weltleitmesse für mobiles Reisen statt. Hersteller, Um- und Aufbauer von Wohnmobilen und Wohnwagen zeigen hier ihre Produkte. Am ersten Wochenende des Events besuchten über 75 000 Caravaningfans eine der grössten Messen für mobile Freizeitgestaltung. Dieser Erfolg ist auf die laufend hohe Nachfrage der Kunden nach diesen Fahrzeugen zurückzuführen. Allein zwischen 2020 und 2022 haben die deutschen Hersteller mehr als 375 000 neue Freizeitfahrzeuge produziert. Die Branche liegt derzeit zwar unter diesen aussergewöhnlichen Rekordwerten, ist aber dennoch in einer sehr guten Verfassung. «Die Auftragsbücher der Hersteller sind nach wie vor gut gefüllt, und die Nachfrage ist in allen Geschäftsbereichen hoch», schreiben die Messeveranstalter.
Hersteller zeigen sich in Düsseldorf viele: Mehr als 750 Aussteller aus 37 Ländern präsentieren noch bis zum Ende der Woche, also bis 3. September 2023, in 16 Hallen und im Aussenbereich Reisemobile und Wohnwagen aller Grössen und Preisklassen. Auch Zubehör, Ausrüstung und Zelte werden gezeigt. Natürlich gibt es auch viele Hersteller, die geduldig auf die Veranstaltung gewartet haben, um ihre Neuheiten zu präsentieren. Dazu gehören vor allem die grossen Automarken. Das Timing scheint perfekt zu sein, denn zwar ist die Saison 2023 bald vorbei, aber wer jetzt bestellt, kann im Frühling mit seinem neuen Camper in die Saison 2024 starten.
Ford Transit Nugget: Verbesserter Aussenseiter
Der Ford Transit Nugget fristet im Campersegment derzeit noch ein Nischendasein. Das will Ford auf das neue Modelljahr hin mit diversen Verbesserungen ändern. Montiert wird der Nugget weiterhin von Westphalia Mobil in Rheda-Wiedenbrück (D). Er basiert auf der neuen Nutzfahrzeugplattform von Ford, einem Fahrgestell mit Einzelradaufhängung (auch an der Hinterachse) und wird von einem 125 kW (170 PS) starken Vierzylinder-Turbodiesel angetrieben, der mit einem neuen Achtgang-Automatikgetriebe gekoppelt ist. Ein Plug-in-Hybridantrieb wird zu einem späteren Zeitpunkt angeboten, ebenso ein Allradantrieb.
Die Inneneinrichtung mit einer klaren Trennung von Küche (L-förmig im Heck), Wohn- und Schlafzimmer wird beibehalten. «Man muss sagen, dass dieses Konzept bei der vorherigen Modellgeneration sehr beliebt war. Und das aus gutem Grund, es ermöglicht den Passagieren, sich im Innenraum frei zu bewegen, zu kochen oder ein- und auszusteigen, ohne sich gegenseitig zu behindern», erläutert Lisa Hoenika, Produktspezialistin Nutzfahrzeuge bei Ford. Die zweite Tür auf der linken Seite, die bisher nur als Option für die Trail-Version erhältlich war, wird nun für alle Versionen als Option angeboten. In der Küche gibt es einen neuen Kühlschrank mit Schubladen. Er ist praktischer und ermöglicht eine grössere Arbeitsfläche. Eine Warmwasserversorgung gehört jetzt ebenso zur Serienausstattung wie eine Aussendusche. Für den serienmässigen Campingtisch und die dazugehörigen Stühle gibt es neue Stauräume in der Vordertür und in der Heckklappe. Zudem wurden die Vorhängen durch Jalousien ersetzt.
Die Steuerung und Kontrolle der Wohnmobilfunktionen wie der Standheizung und die Anzeigen für Batterieladung und Wasservorrat erfolgen über einen Sieben-Zoll-Touchscreen. Wenn Strom benötigt wird, ist eine zusätzliche Stromversorgung über ein extradünnes Solarpanel (auf dem Dach) als Option erhältlich. Ansonsten unterscheidet sich der neue Nugget durch viele kleine Details von seinem Vorgänger. «Wenn beispielsweise das Hochbett eingebaut ist, kann ein Teil der Matratze hochgeklappt werden, um den Rücken beim Lesen zu stützen oder die Kopffreiheit in der Küche zu erhöhen», erklärt die Spezialistin von Ford.
Obwohl der Nugget bereits vorbestellt werden kann, gibt Ford den offiziellen Verkaufspreis noch nicht bekannt, da die ersten Auslieferungen nicht vor Sommer 2024 erwartet werden.
VW California Concept: Der Mythos wird neu belebt
Die neue Generation des Volkswagen California, des Königs unter den Reisemobilen, ist der Star auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf – obwohl es sich nur um eine Konzeptstudie handelt, die einen Vorgeschmack auf das für das nächste Jahr geplante Serienmodell gibt. Die grösste Neuerung sind die zwei Schiebetüren. «Unsere Idee dahinter war, die Lebensqualität der Insassen durch eine neue Raumaufteilung zu optimieren», erklärt Olivier Bousquet vom California-Produktmarketing und führt weiter aus: «In der Mitte befinden sich das Esszimmer und die Innenküche, die jetzt durch zwei Schiebetüren zugänglich sind. Auf der linken Seite bilden die Markise, die Tische und die Klappstühle einen Terrassenbereich, der sich bei früheren Generationen auf der rechten Seite des Wohnmobils befand. Darüber dient das Dachbett als Hauptschlafzimmer und bietet Platz für zwei Personen. Auf der rechten Seite befindet sich eine neue Schiene, die dem Dach entlang verläuft und es ermöglicht, ein Vorzelt oder sogar ein komplettes Zelt, das separat als Zubehör gekauft werden kann, zu installieren, um bei Bedarf einen zusätzlichen Schlafraum zu schaffen. Natürlich kann der zentrale Wohnbereich mit Küche und Esstisch auch in ein Schlafzimmer verwandelt werden.» Abgesehen von den Vorteilen, die sie beim Campen bietet, ermöglicht die zweite Schiebetür einen besseren Zugang.
Die zweite Tür wurde durch den Einbau eines neuen Küchenmoduls ermöglicht, das der verantwortliche Senior-Designer Jörg Hinkfoth wie folgt beschreibt: «Wir wollten, dass es so gross und schlicht ist wie ein Schweizer Taschenmesser.» So sind die vielen Schubladen mit Stauraum hinter Schiebewänden verborgen, die das Gesamtbild auflockern. «Das Herzstück dieser neuen Einheit ist zweifellos die Arbeitsplatte», sagt Hinkfoth, «sie kann verschoben werden, um eine Spüle und einen Gasherd freizugeben, die beide unter doppelseitigen Abdeckungen verborgen sind – geschwärztem Glas auf der einen Seite und einem Schneidebrett auf der anderen.» Darüber hinaus bietet die Arbeitsfläche ein 230-Volt-Induktionskochfeld. Die von aussen leicht zugängliche Küchenzeile verfügt ausserdem über einen Kühlschrank, der in einer unteren Schublade versteckt ist. Das VW-Küchenmodul bietet auch einen Elektrogrill und einen ausklappbaren Beistelltisch, der an die ersten Generationen von Wohnmobilen erinnert.
Jörg Hinkfoth und sein vierköpfiges Team haben ein Jahr lang an dieser Küche gearbeitet. Er versicherte der AR, dass etwa 95 Prozent der Elemente dieses Konzepts in das für 2024 geplante Serienmodell übernommen würden – was die Frage aufwirft, welche fünf Prozent auf der Strecke bleiben. «Die Espressotassen werden wir wahrscheinlich nicht behalten, aber den Rest schon», erklärt Hinkfoth mit einem Lächeln. Auf jeden Fall ist das Konzept ein Vorgeschmack auf die höchste Ausstattungsvariante des California, der aber natürlich auch in einfacheren Versionen erhältlich sein wird. Was die Motoren betrifft, wird der VW-Camper auf die gleichen Aggregate wie der Multivan zurückgreifen. Es wird also Verbrennungsmotoren (1.5 TSI, 2.0 TSI und 2.0 TDI), ein PHEV (1.4 E-Hybrid) und eine neue Version mit elektrischem Allradantrieb geben, die statt einer Antriebswelle eine zusätzliche elektrische Maschine an der Hinterachse aufweist.
Citroën Teaser Type Holidays: Stilvoller Ausblick
Citroën hat das Caravaning bereits mit verschiedenen Konzepten wie dem Hyphen, dem Rip Curl oder The Citroënist gestreift. Mit dem Teaser Type Holidays bekräftigt das Unternehmen sein Engagement, er gibt einen Vorgeschmack auf ein Serienmodell und wird über des Citroën-Netz verkauft. Der auf Basis des Spacetourer gebaute Holidays übernimmt dank des italienischen Karosseriebauers Caselani das Aussehen des früheren Typs H und wurde von Citroën mit einem neuen Design ausgestattet. Darüber hinaus verfügt er über ein Hubdach mit Platz für ein Doppelbett sowie über einen unteren Schlafplatz, eine Küchenzeile (Kochnische, Spüle, Kühlschrank), einen Klapptisch, mehrere Schränke und ein Webasto-Heizsystem.
Mercedes-Benz Marco Polo: Schicker Van verfeinert
Auch Mercedes-Benz nutzt den Caravan-Salon, um seinen aktualisierten Marco Polo zu präsentieren. Dieses Fahrzeug ist in Zusammenarbeit mit Westphalia Mobil auf die Messe hin gebaut worden. Obwohl es sich sehr seriennah präsentiert, «ist das Wohnmobil ein Prototyp», mahnt Peter Oehler, Marketingleiter bei Mercedes. Abgesehen vom neuen Aussendesign wurde vor allem das Armaturenbrett deutlich weiter entwickelt und ist jetzt vollständig digital. Die Luftfederung Airmatic ist nun mit einem System namens Camper-Level-Control gekoppelt, welches das Fahrzeug im Stand um bis zu zwölf Zentimeter absenkt. «Das ist natürlich sehr praktisch, da man so auf Rampen verzichten kann», erklärt Oehler.