Beim Mercedes 500 E schaltete sich die Politik ein. Und vor allem Porsche profitierte vom Benz.
- Gebaut zwischen 1990 und 1995
- 10’479 Exemplare produziert
- Feines Stück aus der «Iseli Collection»
Es ging Porsche nicht gut, damals, Ende der 80er Jahre. Es musste gar befürchtet werden, dass die Tore in Zuffenhausen geschlossen werden müssen. Wie es dann genau ablief, ist auch nicht weiter wichtig, auf jeden Fall brachte der damalige Ministerpräsident Lothar Späth Mercedes und Porsche an einen Tisch. Ob Porsche dem Daimler den Vorschlag für den 500 E machte oder ob die Sterne schon wussten, was sie wollten – wahrscheinlich letzteres. Denn bei Mercedes war man damals voll mit der Entwicklung der neuen S-Klasse beschäftigt, für kleinere Projekte nahm man gerne Hilfe von aussen in Anspruch.
So erhielt Porsche den Auftrag, das Fahrwerk des W124 so anzupassen, dass der neue 5-Liter-V8, der gerade im SL Premiere gefeiert hatte, in den Wagen passte. Eine etwas sportlichere Fahrwerksabstimmung durfte auch noch sein. Porsche entwickelte, doch dann stellte sich heraus, dass die angedachten Kotflügelverbreiterungen nicht durch die Fertigungsstrasse in Sindelfingen passten. Also konnte Porsche auch gleich noch die Montage des neuen Top-Modells übernehmen – das Vorgehen ist kompliziert, es dauert 18 Tage, bis so ein Mercedes 500 E endlich fertig ist.
Aber als der Mercedes 500 E dann 1990 auf den Markt kommt, da ist er schon ein sehr aussergewöhnliches Fahrzeug. Der edle 5-Liter-V8 bringt es auf 326 PS, damit rennt die weiterhin diskrete E-Klasse in weniger als 6 Sekunden von 0 auf 100 km/h und maximal 250 km/h schnell. Die Fahrleistungen sind zwar nicht besser als bei seinem sehr direkten Konkurrenten, dem BMW M5 (E34), doch in seinem Charakter ist der deutlich drehmomentstärkere Mercedes viel souveräner, perfekt geeignet für die deutschen Autobahnen.
Mit der Modellpflege 1993 wird aus dem 500 E der E 500, schon 1992 war die Höchstleistung des Vierventil-V8 leicht nach unten angepasst worden. Bis 1995 laufen über 10’000 dieser 5-Liter-E-Klassen von den Porsche-Bändern. Es gab dann auch noch den E 60 AMG mit dem 6-Liter-Motor, von dem aber nur etwa 150 Exemplare verkauft werden konnten. Fast spannender ist da der 400 E (später E 420), der ohne Kotflügelverbreiterungen auskommen musste, mit dem rund 280 PS starken 4,2-Liter-V8 aber auch sehr anständig motorisiert war. Ihn gab 1993 in der Schweiz für 89’800 Franken, während der 500 E dann schon saftige 141’350 Franken kostete. Für dieses Geld erhielt man auch einen Porsche 928 GTS, während der BMW M5 mit seinem Basispreis von 105’500 Franken fast schon ein Schnäppchen war.
Das Fahrzeug, das wir hier zeigen und das am 15. September bei RM Sotheby’s in St.Moritz zur Versteigerung kommt, stammt aus der famosen «Iseli Collection», ist in einwandfreiem Zustand, aussen wie innen, wurde. Der Schätzpreis des 92er_Modells (also 500 E) liegt bei (vernünftigen) 60’000 bis 70’000 Franken. Alle Fahrzeuge aus der «Iseli Collection» kommen als «no reserve» unter den Hammer.
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