Es ist Montag, wir feiern Jubiläen. Heute mit dem (Ford) Lotus Cortina, der vor 60 Jahren nicht bloss Rennfahrer begeisterte.
- Erste Serie von 1963 bis 1966
- 3306 Exemplare gebaut
- Grossartige Rennerfolge
Harry Mundy, Autojournalist und Ingenieur, konstruierte 1961 im Auftrag von Lotus für den Ford-Kent-Motorblock (1340 cm3) aus dem Ford Consul Classic einen neuen Zylinderkopf mit zwei obenliegenden Nockenwellen und einem Steuergehäuse für den Kettentrieb an der Stirnseite. Im Lotus Elan Typ 26 ging dieser Motor Ende 1962 mit 1558 Kubikzentimeter Hubraum in Serie, nun aber mit dem Motorblock des neuen Ford Cortina GT als Ausgangsbasis.
Im Zuge des «Total Performance»-Programms nach der gescheiterten Ferrari-Übernahme dachte Ford England über den Einsatz des Cortina in der Gruppe 2 der Tourenwagen nach, dazu mussten aber zur Homologierung innert Jahresfrist 1000 Wagen gebaut werden. Aufgrund der erfolgreichen Zusammenarbeit beim Elan erhielt Lotus von Ford den Auftrag, diese Sonderserie mit dem neuen Lotus-Motor zu bauen. Lotus-Gründer Colin Chapman und sein kleines Werk in einem Londoner Vorort ritten damals auf einer ungeahnten Erfolgswelle, die im Jahr 1963 im Gewinn der ersten Formel-1-Weltmeisterschaft gipfelte und für volle Auftragsbücher für den sensationellen, neuen Strassensportwagen Elan sorgte.
Die Kernkompetenz von Lotus lag aber nicht im Motorenbau, Harry Mundy war ein Freelancer. Lotus’ Stärken waren das Fahrwerk und der Leichtbau. So verpasste die kleine Mannschaft um Chapman dem Cortina an der Vorderachse kürzere Federn und einen dickeren Querstabilisator. Das Getriebe wurde dank einer Leichtmetall-Kupplungsglocke leichter, die Blattfedern hinten fielen weg. Die hintere Starrachse – nun mit Leichtmetall-Differenzialgehäuse – erhielt obere Längslenker, ein unteres Reaktionsdreieck und Schraubenfedern im Stil des Lotus Seven. Die nicht sehr verwindungssteife Karosserie war dadurch an Stellen belastet, die nicht dafür ausgelegt waren, deshalb mussten die Federaufnahmen über den hinteren Radhäusern mit Streben in den Kofferraumflanken verstärkt werden.
Bei der ersten Vorführung vor den Ford-Oberen mussten die Lotus-Mechaniker kaschieren, dass ein Hinterrad den Radlauf touchierte, weil es wegen dieses Setups samt Lager glatt aus dem Achsgehäuse gerissen worden war. Auch für die Aluhauben und Türen gab es den typischen Chapman-Approach: Er ignorierte die Meinung der Experten, dass sich auf den Originalwerkzeugen für Stahlblech kein Aluminium pressen lasse, und akzeptierte die etwas geringere Vorspannung des Blechs oder die unterschiedlichen Radien der Kanten von Hauben und Türen.
Ob mit Jack Sears, Jim Clark oder John Whitmore auf der Rundstrecke (Sieger Britische Tourenwagenmeisterschaft 1963/64 und Tourenwagen-EM 1965), mit Bengt Söderström im Rallyesport (Europameister 1967) oder auch hierzulande bei den Bergrennen von Les Rangiers JU (Siege Whitmore 1964, Ussi 1965) oder Kriens–Obernau–Eigenthal LU (Sieg Whitmore 1966) – der Lotus Cortina Typ 28 war ein Erfolgsgarant und Meistermacher.
Für den geneigten Sportfahrer gab es ihn statt mit serienmässig 106 PS für rund 18’000 Franken auch mit 1598 Kubikzentimetern und 140 PS für stolze 30’000 Franken. 1964/65 wurde der Wagen mit Blattfederachse vereinfacht, 1967 kam der Nachfolger Ford Cortina Lotus Mk II heraus. Statt aus der Lotus-Fabrik rollte nun auch der Cortina Lotus aus der Ford-Fabrik in Dagenham (GB). Lotus war schon 1966 nach Norfolk in ein neues Werk in Hethel gezogen, das nicht zuletzt durch den Ford-Deal finanziert werden konnte. (MS)
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Ansonsten entsteht hier eine Reihe mit den Jubiläen von 2023, da haben wir eine Liste mit diesen schönen Geburtstag-Stories erstellt: hier.