Ab 1975 war Cadillac der letzte US-Hersteller, der noch ein Cabriolet anbot. Und ja, 8,2 Liter Hubraum.
- Eldorado ab 1953
- Zweite Generation mit Frontantrieb
- 8,2 Liter-V8, 215 PS
Die Krönung des Cadillac-Modell-Programms war ab 1953 der Eldorado. Er war schöner, besser ausgestattet, viel teurer – und auch wenn er sich nicht in grossen Zahlen verkaufte, so lockten er doch die Kundschaft zu den Händlern, die Amerikaner wollten sehen, wie der amerikanische Traum auf Rädern sich präsentierte. Noch besser wurde es, als 1957 der Eldorado Brougham als weitere Steigerung dazukam. Doch schon Anfang der 60er Jahre verloren die Eldorado viel von ihrer Strahlkraft, sie waren nur noch besser ausgestattet und teurer, die Bezeichnung war zu einer reinen Ausstattungsvariante verkommen. 1962 beschloss General Motors, dass der Cadillac Eldorado und der Oldsmobile Toronado auf die gleiche technische Basis zu stehen hatten. Das bedeutete: Frontantrieb.
Design-Chef bei General Motors war damals (immer noch) Bill Mitchell; der Entwurf des neuen Eldorado wird aber Stan Parker und «Chuck» Jordan zugeschrieben. Und es war wahrlich grossartig, was die beiden auf die Räder stellten, zuerst für die Studie XP-825 von 1964, die dann quasi unverändert für die Serie übernommen wurde. Klare, gerade Linien, scharfe Winkel, ein markanter Knick in der Seitenlinie – das «Razor Edge Design» war geboren. Unter sehr langen Motorhaube des 5,61 Meter langen Fahrzeugs arbeitete zuerst ein 7-Liter-V8 mit 340 PS, 1968 wurde der Hubraum auf 7,7 Liter erhöht (375 PS), 1970 dann sogar auf 8,2 Liter (400 PS); geschaltet wurde über die immer gleiche 3-Gang-Automatik. Der Eldorado stand auf einem Kastenrahmen mit einem für Cadillac ungewöhnlich kurzen Radstand von 3,05 Metern, vorne waren die Rädern einzeln an Querlenkern mit Drehstabsfedern und Teleskopstossdämpfern aufgehängt, hinten gab es Starrachse mit Blattfedern und immerhin vier Stossdämpfern; gebremst wurde der 2,2 Tonnen schwere Wagen zumindest vorne von Scheibenbremsen.
Die erste Generation der frontgetriebenen Cadillac war erstaunlich erfolgreich. Im ersten Produktionsjahr hätten deutlich mehr als die 18’000 gebauten Exemplare verkauft werden können, bis 1970 stiegen die Verkaufszahlen auf fast 29’000 Stück. Danach wurde es, wie so oft bei Cadillac, leider nicht mehr besser. Die immerhin schon neunte Generation Eldorado wurde zwar noch einmal grösser (5,69 Meter), der Radstand wuchs auf 3,21 Meter. Das Design des 1971 eingeführten Modells gefiel nicht allerorten. Aber es gab endlich wieder ein Cabriolet.
Es gab ganz böse Stimmen gegen den Eldorado, damals. «Automobile Quarterly», sonst nicht für harsche Kritik am einheimischen Schaffen bekannt, schrieb etwas von «null Effizienz», dem «verbrauchsintensivsten Auto auf dem Markt» und dem «Handling eines Schleppkahns». Aber der Eldorado war Anfang der 70er-Jahre der einzige offene Cadillac, ab 1975 sogar das einzige Cabriolet aus amerikanischer Produktion. Als Detroit verkündete, das Convertible laufe nach dem Modelljahrgang 1976 aus, konnte Cadillac noch einmal 14’000 Exemplare verkaufen – eines davon ist hier zu sehen. Im Modelljahrgang 1976 hatte der 8,2-Liter-V8 noch 215 PS, geschaltet wurde über eine 3-Gang-Automatik.
Die Lackierung trägt den schönen Namen «Greenbrier Firemist» und soll noch original sein. Das wundert nicht, denn der Cadillac war von 1976 bis 2018 in der gleichen Familie – und hat erst 6736 Kilometer auf dem Tacho. Wenige Kilometer und Originalzustand waren die Gründe, weshalb Daniel Iseli den Eldorado kaufte. Jetzt kommt der im Rahmen der RM-Sotheby’s-Versteigerung der «Iseli Collection» am 15. September 2023 in St. Moritz unter den Hammer. Wie bei allen Fahrzeugen aus dieser Sammlung gilt: no reserve.
Es entsteht hier eine hoffentlich hübsche Serie zu aussergewöhnlichen US-Cars, die schon ziemlich ausführlich ist und die wir auch schön zusammengefasst haben: hier. In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier.