Eigentlich müsste es ein Menschenrecht sein, einen Mazda MX-5 in der Garage zu haben.
- Erste Generation von 1989 bis 1998
- 431’506 Exemplare gebaut
- War, ist und bleibt begehrenswert
Es war wider sämtliche Vernunft, was Mazda da Ende der 80er Jahre plante: Heute würden die Finanzer das Projekt schon vor der Startphase abschiessen. Auch intern gab es anscheinend Widerstände, es heisst, die verantwortlichen Ingenieure hätten in ihrer Freizeit an diesem «kleinen, leichten Sportwagen» arbeiten müssen. Doch es war ja tatsächlich etwas irr, was da Toshihiko Hirai und sein Team im Kopf hatten: verschärfte Sicherheitsbestimmungen und vor allem der Markt hatten in den Jahren zuvor fast sämtliche Roadster aus dem Rennen genommen, das Interesse schien extrem gering. Mazda selber ging bei der Präsentation 1989 von 5000 Exemplaren aus – zum Ende des Produktionsjahres 1990 waren dann aber schon 140’918 MX-5 verkauft.
Der MX-5 war nicht nur ein Glücksfall für Mazda (er ist es heute noch, bald kommt die fünfte Generation auf den Markt), er hatte auch grossen Einfluss auf die Auto-Industrie, BMW, Mercedes, Fiat, Toyota bauten plötzlich auch Autos, die Spass machten (und gaben meist schnell wieder auf). Vor allem aber für die Autopilotinnen und Selbstfahrer war der 3,97 Meter lange, 1,68 Meter breite, 1,24 Meter hohe und knapp eine Tonne schwere Japaner ein Volltreffer: Der Roadster machte schlicht und einfach glücklich.
Die Technik war einfach, 1,6 Liter Hubraum, 115 PS, das 5-Gang-Getriebe mit seinen extrem kurzen Schaltwegen ein Traum, das Fahrwerk auf hohem Niveau (auch wenn schon 1992 dann noch eine hintere Querstrebe eingeführt wurde). Logisch: Heckantrieb, Gewichtsverteilung 50:50. Das Dach liess sich mit einer Hand öffnen und schliessen, es gab zu Beginn genau drei Farben. Mit einem Preis von knapp unter 30’000 Franken im Jahr 1991 war der Mazda zwar nicht günstig, aber jeden einzelnen Rappen wert.
Genau einen solchen Mazda MX-5 von 1991 durften wir kürzlich wieder fahren. Es kamen ganz viele Erinnerungen auf, gute Zeiten, wilde Fahrten etwa auf Korsika – und die reine, unverfälschte Fahrfreude war ab der ersten Minute wieder da. Es ist doch so einfach: vier Räder, etwas Motor, ein Lenkrad. Es geht nicht grob, aber anständig vorwärts: man kann an die Grenzen des Fahrzeugs gehen, ohne gleich mit beiden Beinen im Gefängnis zu stehen. Kurven sind das wahre Vergnügen, Gangwechsel auch. Ja, es windet heftig, es gibt keinen Airscarf, es gibt auch nicht viel Platz, aber genau so ist gut so. Auch heute noch. Heute vielleicht mehr denn je. Würden alle Menschen einen Mazda MX-5 fahren, die Welt wäre eine bessere, sicher fröhlichere, unbeschwertere. Und eigentlich müsste es ein Menschenrecht sein, einen solchen Roadster in der Garage zu haben. Für die schönen Stunden.
Randbemerkung: Wir haben uns diesen 91er MX-5 mit einem bekannten englischen Auto-Journalisten geteilt. Knapp über 30, er ist schon alles gefahren, Porsche, Pagani, Ferrari. Doch er sass noch nie in einem MX-5, weder neu noch älter. Er konnte es kaum glauben, wie viel Freud’ der Roadster macht, man hätte eine Tonaufnahme machen müssen von seinen Schreien der Verzückung. Wir nahmen dann noch ein paar Ecken mehr, manchmal sehr quer, nach der Rückkehr griff er sofort zu seinem Handy und suchte auf den einschlägigen Portalen nach einer Occasion. Seither schickt er mir täglich Bilder, der Kreis der Favoriten engt sich aber ein.
Gut ist, dass gebrauchte Mazda MX-5 günstig sind, man kriegt sie für deutlich weniger als 10’000 Franken. Sie machen kaum Probleme, halt das, was bei älteren Autos üblich ist. Aber häufig sind die Japaner gut gepflegt, sie sind halt so etwas wie Familienmitglieder. Freudenspender, die man mehr ehrt als den Kombi. Nein, grossartige Wertsteigerungen muss man nicht erwarten.
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Online entsteht ausserdem eine Reihe mit diesen Kult-Autos aus Japan, die Zusammenfassung gibt es: hier.