Der Porsche 914/6 hatte es schwer. Der 916 war der Versuch, das Projekt doch noch auf einen guten Weg zu bringen.
- Gebaut 1971/72
- Es entstanden 10 Prototypen
- 210 PS, schneller als die damaligen 911
Es hätte ja auch gut kommen können, denn die Idee eines Mittelmotor-Sportwagens war nicht schlecht. Ferdinand Piëch von Porsche und Heinrich Nordhoff hatten sie sich ausgedacht, mit einem Handschlag besiegelt. Als VW-Porsche 914 sollte das Fahrzeug eine günstige Einstiegsmöglichkeit zu guten Fahrleistungen werden, bei Porsche sollte der 914-6 mit einem 2-Liter-Sechszylinder-Boxer den 912 ersetzen. Doch dann starb Nordhoff, seine Nachfolger fühlten sich dem Handschlag nicht mehr verpflichtet – und Porsche musste ein Projekt stemmen, das für die Stuttgarter eigentlich zu gross war.
Damit das klar ist: Der VW-Porsche 914, erhältlich zuerst mit dem nur gerade 80 PS starken 1,7-Liter-Vierzylinder aus dem 411E, später dann auch mit einem 100 PS starken 2-Liter, verkaufte sich ziemlich gut. Zwischen 1969 und Frühjahr 1976 wurden immerhin 118’978 Einheiten produziert. Doch Porsche wurde seine Sechszylinder-Version fast nicht los. Im ersten Modelljahr konnten immerhin noch 2657 Stück verkauft werden, 1971 waren es dann noch 432 Exemplare, 1972 nur noch 229. Das war das schnelle Ende des 914/6, der zwar über 200 km/h schnell war, aber auch 19’980 Mark kostete, nicht entscheidend viel weniger als ein 911T.
Doch Piëch sah schon Potential in «seiner» Variante, ganz besonders, nachdem ein 914 GT 1970 bei den 24 Stunden von Le Mans auf den sechsten Gesamtrang und zum Klassensieg gefahren war. Mit einem stärkeren Motor, dachte sich Piëch, würde auch das Interesse grösser, so ein paar Hundert eines Porsche 916 würden sich sicher verkaufen lassen. Ein erster Prototyp erhielt 1971 den Übernamen «Brutus» und eine 2,9-Liter-RSR-Maschine mit 245 PS, das soll dann so richtig gut marschiert sein. Für die Serie sollte es aber dann der Motor aus dem 911 S sein, 2,4 Liter Hubraum, 190 PS. Davon entstanden dann auch drei weitere Prototypen.
Das Problem war: die Kosten liefen aus dem Ruder. Zwar konnte ein grosser Teil der Entwicklungsarbeit aus dem Budget für den 914/6 GT bezahlt werden (der ja dann auch kein Erfolg wurde). Der Umbau für die 916 geschah bei Baur, es wurde unter anderem ein festes Dach und andere Kotflügel montiert, die Front und das Heck aus Fiberglas modelliert. Auch innen wurde fleissig aufgerüstet, das war dann viel mehr Porsche als VW. Aber eben: zu teuer, man errechnete einen Verkaufspreis von 45’000 DM (den 911 S gab es für 30’000). Piëch zog sich selber den Stecker bei diesem Projekt.
Doch vorher wurden noch sieben weitere Exemplare produziert, alle mit dem 2,7-Liter-Motor, der auch in den Carrera RS 2.7 verbaut wurde. Das waren dann 210 PS – und weil der 916 gut 100 Kilo leichter war als ein 911 S, waren auch seine Fahrleistungen entsprechend besser. Den Sprint von 0 auf 100 km/h soll er in weniger als 7 Sekunden geschafft haben. Die meisten der 10 Exemplare gingen an Mitglieder der Familien Porsche und Piech, das Exemplar, das wir hier zeigen (Chassisnummer 9142330011), wurde am 23. Juli 1971 an Louise Piëch ausgeliefert. Diese verkaufte es 1973 an die Porsche-Ingenierin Erna Götten. Später kam das Fahrzeug über Amerika und Japan in die Hände der österreichischen Porsche-Gurus Gruber/Konradsheim, die diesen 916 sanft restaurierten und ihm auch ein schönes Buch widmeten. 2020 wurde 9142330011 von RM Sotheby’s in Florida für 957’000 Dollar versteigert.
Es entsteht hier eine kleine Serie von «seltenen Porsche», wir haben sie in einer Liste zusammengefasst, zu sehen: hier. Mehr Old- und Youngtimer finden Sie in der monatlichen Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE, Abos gibt es: hier.