Gerne durchstöbern wir das Angebot der bekannten Auktionshäuser. Wenn uns etwas besonders gut gefällt, präsentieren wir es hier als «Pick of the Week». Heute ist es eine Ginetta G40R, gefunden bei Collecting Cars.
- Etwa 100 Exemplare gebaut
- Angetrieben vom 2-Liter-Ford-Motor
- Der wahre Leichtbau
Welch wunderbare Automobile hat Ginetta doch gebaut, seit das Unternehmen 1958 von den vier Brüdern Bob, Ivor, Trevers und Douglas Walklett im englischen Woodbridge gegründet worden war. Unter Kennern gehört der G4 zu den besten englischen Sportwagen überhaupt. Zwar entstanden pro Jahr immer nur ganz wenige Ginetta, doch die Walklett-Brüder schufen sich selber Kultstatus durch extremen Leichtbau und ausgezeichnete Fahrwerke – man fuhr da sicher in der gleichen Liga wie Lotus.
1989 verkauften die Brüder Ginetta an eine Gruppe von Investoren unter der Leitung von Martin Phaff. Dieser brachte die Ginetta G20 und G33 auf den Markt, dann ging ihm das Geld aus. Es folgte 2005 die LNT Automotive des ehemaligen Rennfahrers Lawrence Tomlinson als neuer Besitzer, auch er hielt an den Walklett-Prinzipien fest, sein G50 wurde zu einem erstaunlichen Erfolg. Auch heute noch produziert Ginetta Jahr für Jahr ein bis zu mehrere Dutzend Fahrzeuge.
2010 brachte Ginetta den G40 auf den Markt, einen 850 Kilo schweren Rennwagen, der von einem 140 PS starken 1,8-Liter-Ford-Motor angetrieben wurde. Dieses Fahrzeug war für die in England erstaunlich erfolgreiche Ginetta-Rennserie vorgesehen, verkaufte sich auch relativ gut, dies sicher auch deshalb, weil es rennfertig nur 24’950 Pfund kostete. Vom G40 gab es dann auch eine Strassenversion, als G40R bezeichnet, zu Beginn von einem 2-Liter-Mazda-Motor angetrieben, der auf 175 PS kam. Das machte die Ginetta G40R zu einem wunderbaren Spielzeug, denn die Strassenversion wog weniger als 800 Kilo – und verzichtete auf jeglichen Luxus.
Später gab es den G40R auch mit einem 2-Liter-Ford-Motor, der dann 200 PS leistete. Das Leistungsgewicht wurde also noch besser, die Ginetta ging in deutlich unter 6 Sekunden von 0 auf 100 km/h, war gut 230 km/h schnell – nicht so schlecht für ein Spielzeug, das weniger als 30’000 Pfund kostete. Die Engländer planten eine Produktion von 100 Exemplaren pro Jahr. Das war vor 13 Jahren, der G40R wird auf Wunsch noch immer gebaut – und es sind wohl über all die Jahre nicht mehr als insgesamt 100 Stück entstanden. Was unter anderem daran liegen könnte, dass der G40R zu den unkomfortabelsten Autos aller Zeiten gehört, Pilotinnen mit Rückenproblemen sollten auf diese Ginetta besser verzichten.
Doch wer den rein, komplett unverfälschten Fahrspass liebt, der dürfte durchaus Spass haben an diesem Engländer. Sie kommen nur selten auf den Markt, aktuell steht ein schönes Exemplar bei Collecting Cars in der Auktion – der Preis erscheint uns derzeit als noch sehr vernünftig.
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Unter «Pick of the Week» präsentieren wir gerne günstige und vor allem spannende Automobile, die wir auf Auktions-Vorschauen entdecken – eine Liste der schon vorgestellten Fahrzeuge finden Sie hier.