Der Fahrzeugmarkt in der Schweiz und in Liechtenstein hat auch im Mai weiter an Tempo aufgenommen. Am meisten Gas gegeben wird laut der monatlichen Statistikauswertung von Auto-Schweiz in dem Fahrzeugsegment, in dem gar nicht mehr Gas gegeben wird: bei den vollelektrischen Fahrzeugen. Die Verschiebung der Anteile weg vom reinen Verbrenner führt dazu, dass inzwischen mehr als die Hälfte der neu immatrikulierten Autos der Gruppe der alternativen Antriebe angehört.
Insgesamt fanden im Mai 21 569 fabrikneue Autos einen Abnehmer. Damit lag der Schweizer Markt um rund 3000 Autos über dem Vorjahresmonat (18 450 im Mai 2022), das ist ein Plus von 16.9 Prozent. Ein weiteres Signal, dass die Branche die Talsohle definitiv durchschritten hat, auch wenn Auto-Schweiz nur vorsichtig optimistisch ist und vor konjunkturellen Risiken warnt. «Nach dem neunten Monatsplus in Folge wissen wir, dass die Erholung nachhaltig ist. Trotzdem werden wir erst frühestens im kommenden Jahr wieder das gewohnte Level an Zulassungszahlen sehen, vielleicht auch erst 2025», sagt Auto-Schweiz-Sprecher Christoph Wolnik. Wie schnell und wie erfolgreich der Weg zu den Normalzahlen der Vergangenheit sei, hänge aber auch von der weiteren konjunkturellen Entwicklung ab. Auf die Probleme der letzten Jahre abzielend bilanziert Auto-Schweiz jedoch: «Der Lieferketten-Blues ist vielerorts überwunden, die Bestellzeiten zahlreicher Modelle befinden sich wieder auf Normalniveau.»
Wie die Markterholung verläuft, belegt auch der Blick auf die kumulierten Jahreszahlen. Nur knapp blieb man in den ersten fünf Monaten des Jahres unter der sechsstelligen Verkaufsmarke: Exakt 98 538 Neufahrzeuge registrierten die Strassenverkehrsämter. Das sind gut 10 000 mehr als im vergangenen Jahr, was zu einem Jahresplus von 11.6 Prozent führt. Vor allem im Frühling haben die Neuimmatrikulationen spürbar angezogen, nachdem der Jahresstart mit niedrigen Zuwachsraten nur verhalten positiv war. Gleichwohl hat der Trend Bestand, der Mai war der neunte Monat in Folge, in dem mehr Autos neu zugelassen wurden als im Vergleichsmonat des Vorjahres.
Die grösste Dynamik entwickelt dabei das Segment der vollelektrischen Autos (BEV, Battery Electric Vehicles). Rund 4300 BEV-Neuzulassungen bedeuten ein Plus von fast 64 Prozent zum Vorjahr. Damit wurden im Mai zweimal mehr Batterieautos verkauft als Diesel. Der Selbstzünder ist der grosse Verlierer in der Statistik, übers Jahr summiert sich das Minus auf über 14 Prozent, Tendenz weiter steigend. Klassische Verbrenner ohne elektrische Unterstützung sind inzwischen in der Minderheit. Gemäss Auto-Schweiz-Statistik hatte die Gruppe der Fahrzeuge mit alternativem Antrieb im Mai einen Anteil von 55.2 Prozent erreicht, aufs Jahr gesehen sind es 54.3 Prozent. Seit Jahresbeginn wuchs dieses Segment um 22 Prozent und somit stärker als der Gesamtmarkt. Unter alternativen Antrieben summiert Auto-Schweiz neben Steckerautos, die von aussen geladen werden können (BEV und Plug-in-Hybride, PHEV) auch alle Voll- und Mildhybride sowie Gas- und Wasserstoffautos. Letztgenannte spielen auf dem Markt aber praktisch keine Rolle: Acht Gasautos (CNG) sowie ein Brennstoffzellenauto wurden im Mai neu registriert, aufs Jahr gesehen lagen die Zahlen bei 30 für CNG und 20 für die Brennstoffzelle.
Meistverkaufte Automodelle
Der Blick auf die Zulassungsstatistik nach Modellen unterstreicht die hohen Elektro-Zuwachsraten. Auf Rang eins der Jahreswertung steht der Tesla Model Y, gefolgt von Škoda Octavia, Audi Q3, Škoda Karoq und einem weiteren E-Fahrzeug, dem Škoda Enyaq. Unter den Top 15 befinden sich mit dem BMW X1 und dem Fiat 500 zwei weitere Modelle, bei denen die elektrische Variante rund die Hälfte aller Verkäufe ausmacht. Beim BMW teilt sich das wiederum auf in BEV und PHEV. Und mit Audi Q4 hat es ein weiteres Elektromodell unter die Top 15 geschafft.
Dass mit dem Tesla Model Y ein elektrisches Auto über alle Antriebsarten hinweg die Zulassungsstatistiken anführt, ist dabei kein Schweizer Phänomen, sondern ein weltweiter Trend: Im ersten Quartal, dessen Auswertungen jetzt vorliegen, war nach Analyse des Marktbeobachtungsunternehmens Jato Dynamics erstmals ein Elektroauto meistverkauftes Automodell weltweit. Den Zahlen zufolge, die auf den Auswertungen der 53 wichtigsten Märkte basieren, wurde der Model Y weltweit 267 200-mal verkauft. Das ist ein Anstieg um 69 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit setzte sich der Tesla gegen die beiden Bestseller von Toyota durch, den Corolla mit 256 400 und den RAV4 mit 214 700 verkauften Einheiten.