Gerne durchstöbern wir das Angebot der bekannten Auktionshäuser. Wenn uns etwas besonders gut gefällt, präsentieren wir es hier als «Pick of the Week». Heute ist es ein Marcos 2-Litre GT, gefunden bei der Oldtimer Galerie Toffen.
- Gegründet von Jem Marsh und Frank Costin
- Gebaut von 1964 bis 1971
- Nur gerade 1,08 Meter hoch
Marcos Engineering ist einer dieser so typischen, so wunderbaren englischen Klein-Hersteller. Gegründet 1959 von Jem Marsh und Frank Costin, der Flugzeuge konstruiert, für Lotus, Vanwall, Lister und Maserati gearbeitet hatte und als einer der besten Aerodynamik-Spezialisten seiner Zeit galt. Marcos, klar, das ist je die Hälfte der beiden Nachnamen, das Abenteuer begann im schönen Dolgellau im Norden von Wales. Und die beiden Herren hatten auch eine Idee, mit der sie den Autobau revolutionieren wollten: Sie bauten die Chassis ihrer Fahrzeuge aus Sperrholz.
Das funktionierte, eigentlich, ausgezeichnet: Die Chassis waren sehr stabil – und sehr leicht. Einen Nachteil gab es aber: Die Herstellung war sehr aufwendig, die Kosten liefen schnell einmal aus dem Ruder. Zuerst gab es den Xylon, der auch noch über Flügeltüren verfügte, dann gab es den Luton (auch als Spyder) – und ab 1963 dann den GT, der dann von den Gebrüdern Adams entworfen wurde; Costin hatte sich schon wieder verabschiedet.
1964 kam schliesslich die endgültige Form des Marcos GT auf den Markt. Als Antrieb musste der Volvo-B18-Motor dienen, der mit seinen 96 PS bekanntlich kein Ausbund an Temperament war, was aber bei knapp über 800 Kilo Leergewicht nicht wirklich ein Problem war. Doch der GT verkaufte sich schlecht, es wurden immer neue Versionen gebaut, manche mit hinterer Starrachse, mit 1,5-Liter-Ford-Motoren oder einem getunten 1,6-Liter. 1969 gab Marcos die Herstellung der Holz-Chassis auf, es folgte ein klassischer Gitterrohr-Rahmen.
Und es gab stärkere Motoren, schon ab 1968 waren 3-Liter-Ford-V6 eingebaut worden. 1969 kam zusammen mit dem Stahl-Chassis auch ein 2-Liter-Ford in Programm, der je nach Quelle zwischen 88 und 105 PS stark war. Wobei diese Angaben nicht so wichtig sind, die meisten Marcos wurden eh getunt, denn sie machten auf der Rennstrecke eine sehr gute Figur. Aber so richtig abgehoben hat der Marcos GT nie; es ist allerdings schwierig, genaue Verkaufszahlen zu beziffern. 1971 ging Marcos in Konkurs, wurde in der Folge immer wieder neugeboren, auch da ist die Übersicht eher schwierig.
Das hier gezeigte Exemplar, das von der Oldtimer Galerie Toffen am 3. Juni während der Swiss Classic World in Luzern versteigert wird, ist einer von wahrscheinlich 30 Linkslenkern des 2-Litre-GT. Es befindet sich in sehr gutem Zustand, wurde zuletzt 2021 als Veteran geprüft. Der Schätzpreis liegt bei 50’000 bis 55’000 Franken.
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Unter «Pick of the Week» präsentieren wir gerne günstige und vor allem spannende Automobile, die wir auf Auktions-Vorschauen entdecken – eine Liste der schon vorgestellten Fahrzeuge finden Sie hier.