Er war (und ist auch heute noch) die unauffälligste Art, einen Ferrari zu fahren: Lancia Thema 8.32.
- Gebaut von 1987 bis 1992
- Es entstanden 3284 Exemplare
- 8-Zylinder-Motor von Ferrari
Es begab sich im Jahr 1986, dass Lancia mit dem Thema 8.32 (8 Zylinder, 32 Ventile) wieder in die automobile Oberliga aufstieg, ein Platz, der der Marke zuvor während Jahrzehnte gebührte. Zum einen kam der 8.32 mit einem Motor aus Maranello, aber auch mit einem edlen Innenleben. Denn für die Sitze waren die damals als Ledergötter bezeichneten Spezialisten von Poltrona Frau zuständig. Die feinen Teile gab es natürlich nur, wenn der Besitzer bei der Bestellung ein paar zusätzliche Tausender locker machte. Zum edlen Leder gesellte sich eine ganze Menge Holz.
Natürlich konnte man den 8.32 auch technisch aufrüsten. Das verstellbare Fahrwerk musste extra bezahlt werden, den ausfahrbaren Heckflügel gab es dagegen serienmässig. Er musste mit einem Schalter im Innenraum zur Arbeit aufgefordert werden. Seine Wirkung ist bis heute umstritten. Immerhin: Optisch machte er damals doch sehr, sehr viel Eindruck.
Einen echten Ferrari-Motor – er stammte aus dem 308 GTB Quattrovalvole – konnte man allerdings nicht unverändert in eine Luxuslimousine einbauen. Denn der hochdrehende V8 war alles andere als frei von Vibrationen – also eigentlich ungeeignet für ein Automobil, das auch als Staatskarosse dienen sollte. So nahmen sich die Techniker vor allem der Ansaugluftführung an. Das Gewirr aus polierten Ansaugrohren im «V» des Achtzylinders zeugt von diesen Anstrengungen. Das Resultat: 215 PS bei 6750 Umdrehungen. Allerdings nur in der Version ohne Katalysator. Mit Kat blieben davon 205 PS übrig (1989 bis 1992) – immer noch eine Menge für ein Auto mit Vorderradantrieb.
Das Ganze war auch nicht so geplant gewesen. Ziel von Lancia war es eigentlich, den 8.32 als Fahrzeug mit Allradantrieb zu lancieren. Offenbar sind sogar einige Prototypen gebaut worden, in Serie ging der Allradantreib leider nie. Und das ist eines der grössten Probleme des Thema 8.32, der wegen des Einspruchs von Enzo Ferrari persönlich nicht Lancia-Ferrari heissen durfte. Die gut 1400 kg schwere Limousine war ein Pneufresser erster Güte. Weil der Wagen über eine trotz aller Modifikationen sehr spitze Leistungscharakteristik verfügte, wurden die Gummis der Vorderräder böse malträtiert. Die Reifen waren mit der heftig einsetzenden Leistung des Dreliter-V8 schlicht überfordert.
Nicht weniger als 360 Thema 8.32 sollen in der Schweiz einen Käufer gefunden haben. Und dies, obwohl der schnellste Thema mit einem Basispreis von knapp unter 100’000 Franken kein Billigangebot war. Einen schönen Thema 8.32 kann man sich heute noch für faires Geld ergattern, zum Beispiel auf der Auktion am 3.6., welche die Oldtimer Galerie Toffen anlässlich der Swiss Classic World in Luzern durchführt. Der 89er-Lancia kommt mit Kat und 57’000 Kilometern, einen Schätzpreis gibt es bislang nicht.
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