Der erste McLaren der neuen Zeitrechnung ist unterdessen auch schon ein Youngtimer. Und begehrenswert.
- Gebaut von 2011 bis 2014
- Es entstanden wohl etwa 3500 Exemplare
- Die günstigste Möglichkeit, McLaren zu fahren
Zuerst einmal wollen wir das mit dem Namen erklären, kommt die Bezeichnung MP4 doch ziemlich häufig vor in der neueren Geschichte von McLaren. Wobei es da eigentlich um P4 geht, Project Four, den vierten Versuch des ehemaligen Rennmechanikers Ron Dennis, sich in der Rennszene zu etablieren – die ersten drei Projekte waren krachend gescheitert, jeweils mit einem sauberen Konkurs. Project Four klappte dann aber, auch mit Unterstützung von BMW: Dennis und sein Team konnten etwa 30 der Procar-BMW-M1 komplettieren, in Handarbeit, gegen gutes Entgelt. 1980 fusionierte Project Four mit dem Formel-1-Rennstall McLaren – und gleich der erste Rennwagen erhielt die Bezeichnung MP4.
Und wohl deshalb erhielt auch der erste Strassen-McLaren der Neuzeit (nach dem grandiosen F1) die doch ziemlich sperrige Bezeichnung MP4-12C. Das C ist auch klar, «Carbonfibre MonoCell», also das aus kohlenfaserverstärktem Kunststoff hergestellte Monocoque. Die 12 nun ist wieder kompliziert, denn 12 Zylinder hatte der MP4-12C ja nicht. Es ging dabei um einen internen Vehicle-Performance-Index, mit dem McLaren seine eigenen und fremde Produkte bewertete – leider weiss man allerdings nicht, wo in etwa diese 12 steht, 12 von 20, 12 von 10, 12 von 100? Ab 2012 hiess der McLaren dann nur noch 12C.
2009 wurde der von Frank Stephenson gezeichnete McLaren MP4-12C erstmals gezeigt, aber 2011 dann auch ausgeliefert. Für Vortrieb sorgte ein 3,8-Liter-V8 mit doppelter Aufladung, der zuerst 608, ab 2013 dann 625 PS leistete und auf ein maximales Drehmoment von 572 Nm kam. Geschaltet wurde über ein von OC Oerlikon Graziano zugeliefertes 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Überhaupt waren die Zulieferer wichtig, das Karbon-Moncoque kam vom österreichischen Spezialisten Carbo Tech, der Motor wurde bei Ricardo produziert.
Mit einem Leergewicht von 1302 Kilo (sogar auf den damals noch üblichen CD-Player wurde verzichtet) war der McLaren MP4-12C wohl der leichteste Sportwagen seiner Zeit. Entsprechend gut waren die Fahrleistungen, knapp 3 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h wurden tatsächlich erreicht, bei Testfahrten schaffte ein Coupé stolze 352 km/h Höchstgeschwindigkeit. Der Engländer bremste auch extrem gut, von 100 km/h auf 0 in weniger als 30 Metern. Das war alles rekordverdächtig.
Es war tatsächlich ein gutes Auto, dieser McLaren MP4-12C. Er hatte aber auch Schwächen, das Infotainment funktionierte nie so richtig, die Lüftung war miserabel, die Scheibenwischer quittierten bei Geschwindigkeiten über 120 km/h den Dienst. Und ganz so einfach zu fahren war der Engländer auch nicht.
Aber der McLaren MP4-12C ist heute, auch als Spider, die günstige Möglichkeit, sich einen McLaren zu leisten (im Vergleich zum F1 sowieso), das geht auch unter 100k (obwohl die McLaren-Händler angewiesen sind, auf Aufreisser nach unten zu achten). Klar war der Nachfolger, der McLaren 650S, dann das bessere Auto, doch dem Erstling gebührt halt irgendwie auch: Ehre. Ganz besonders, wenn in der Bezeichnung auch noch britischer Humor mitschwingt.
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Online entsteht ausserdem eine kleine Reihe mit begehrenswerten Youngtimern, eine Auflistung der schon beschriebenen Fahrzeuge finden Sie: hier.