Selbstverständlich sind die Porsche 962 schon als Rennwagen wertvolle Raritäten. Doch einige Exemplare wurden für den Strasseneinsatz umgebaut.
- Etwa 90 Exemplare des 962
- Produziert zwischen 1984 und 1991
- Vor wenigen Jahren umgebaut
Am Anfang stand wieder einmal eine Änderung des Reglements. Als die FIA ab 1982 das Gruppe-C-Reglement einführte, war man bei Porsche allerdings nicht sonderlich nervös – wie schon in früheren Jahren hatten die Stuttgarter ein paar wichtige Worte bei der Ausgestaltung der neuen Regeln mitgesprochen. Aber es sind selbstverständlich böse Zunge, die behaupten, dass die Gruppe C als Nachfolge-Rennserie für die Gruppe 5 (mit Dach) und Gruppe 6 (offen) auf Porsche massgeschneidert wurde. Die Gruppe C war in erster Linie eine Verbrauchsformel: Die Fahrzeuge durften, ohne Hubraumbeschränkung, maximal 800 Kilo schwer sein. Und mussten über einen maximal 100 Liter grossen Tank verfügen. Bei einem 1000-Kilometer-Rennen waren fünf Tankstopps erlaubt, was umgerechnet einem Verbrauch von 60 Litern/100 km entsprach.
Als es 1982 losging, hatte Porsche den 956 im Köcher. Der verfügte über einen 2,65-Liter-Doppelturbo, den Porsche eigentlich für die amerikanische IMSA-Serie gebaut und auf Methanol ausgelegt hatte. Für die Gruppe C wurde diese Maschine wieder auf Benzin ausgelegt, der Hubraum wurde beibehalten, die Leistung lag zu Beginn bei etwa 620 PS. Erstmals verwendet wurde dieser Motor 1981 in Le Mans, dort in zwei Porsche 936 eingebaut. Ickx/Bell fuhren einen souveränen Sieg ein.
Eigentlich war der Porsche 956 ein relativ konservativ konstruiertes Fahrzeug. Der damalige Chef-Ingenieur Norbert Singer entschied sich, für die neue Gruppe C ein aus Aluminium konstruiertes Monocoque in Schalenbauweise zu verwenden. Um das auch gleich noch zu erklären: die Porsche 956 und 962 sind eigentlich die genau gleichen Fahrzeuge. Der 956 kam, klar, zuerst, 1982, der 962 verfügte dann über einige Veränderungen, die vor allem dem amerikanischen IMSA-Reglement geschuldet waren, etwa einen Überrollkäfig aus Stahl sowie hinter der Vorderachse angebrachte Pedale. Obwohl die meisten Piloten den 956 bevorzugten, wurden davon nur 27 Exemplare gebaut, vom 962 aber stolze 90 Stück (in etwa, bei Porsche ist man sich da nicht immer ganz sicher).
Ein entscheidender Unterschied zwischen dem 956 und dem 962 bestand bei der Motorisierung. Der 962 verfügte im Gegensatz zum 956 nur über einen, aber dafür viel grösseren Turbo. Und war deshalb, etwa gemäss Aussagen von Mario Andretti, viel weniger angenehm zu fahren als der 956. Weil sich die Reglemente über die Jahre ständig änderten, wurde vor allem diese Version auch ständig weiter entwickelt, der Hubraum stieg zuerst auf 2,8, dann auf 3,3 Liter, Wasserkühlung wurde erlaubt. Der Porsche 962 gewann die 24 Stunden von Le Mans 1986, 1987 und 1994 – als Dauer 962LM. Das war eigentlich ein Strassen-Fahrzeug, Jochen Dauer hatte Porsche einige 962er-Chassis abgekauft und zu einem Supersportwagen umgebaut.
Es gab andere Versuche, Sportwagen auf Basis Porsche 962 zu konstruieren, der bekannteste stammt wohl vom australischen Rennfahrer Vern Schuppan (der 1983 Le Mans gewonnen hatte), doch sie kamen kaum je auf die Räder. Das Fahrzeug, das wir hier zeigen, hat aber eine ganz andere Geschichte. Chassis-Nummer CK6-88 war ein klassischer Rennwagen, gewann mit Kris Nissen verschiedene Rennen in der Interseries Coupe d’Europe, trat 1988 mit Takahashi/Okada/Giacomelli bei den 24 Stunden von Le Mans an und kam auf den 8. Rang.
Vor einigen Jahren wurde der Porsche von einem Engländer gekauft. Der liess sich den 962 bei BMM Sport in England zu einem Strassen-Fahrzeug umbauen – der Aufwand war gar nicht so gross (man wusste ja auch von Dauer, dass dies möglich war). Das Fahrzeug erhielt auch tatsächlich eine Strassenzulassung in England – und es ist verbürgt, dass es mindestens einmal quer durch Deutschland gefahren wurde und ganz brav auf einem Parkplatz beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring stand. Jetzt kann man es bei «Private Sales» von RM Sotheby’s käuflich erwerben, ein Preis wird nicht angegeben. Wir stellen uns nur gerade vor, wenn es wohl wäre, damit auf einem Schweizer Strassenverkehrsamt vorzufahren.
Es entsteht hier eine kleine Serie von «seltenen Porsche», wir haben sie in einer Liste zusammengefasst, zu sehen: hier. Mehr Old- und Youngtimer finden Sie in der monatlichen Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE, Abos gibt es: hier.