Es ist erstaunlich, dass der Honda S2000 (in Europa) nie die Anerkennung erhalten hat, die er eigentlich verdient hätte.
- Gebaut von 1999 bis 2009
- Rund 110’000 Exemplare produziert
- Fünf Mal «Motor des Jahres»
Man kennt das ja von Honda: Die Japaner bauen ganz hervorragende Automobile – aber kaum jemand merkt es. Oder will es gar kaufen. Schon der NSX (1990 bis 2005) wurde masslos unterschätzt, denn er war (und ist) schlicht grandios, allen Porsche und Ferrari jener Jahre überlegen. Auch der 1999 vorgestellte und bis 2009 erlitt dieses Schicksal: Wahre Liebe wurde ihm nur in den USA zuteil, die Europäer ignorierten den japanischen Roadster weitgehend.
Doch was Shigeru Uehara, der schon für den NSX verantwortlich gezeichnet hatte, da auf die Räder stellte, war definitiv ein technisches Meisterwerk. Im Zentrum stand selbstverständlich der 2-Liter-Motor, der es auf 240 PS bei 8300/min und ein maximales Drehmoment von 208 Nm bei 7500/min brachte – als Sauger (Porsche brauchte für die gleiche Leistung damals drei Liter Hubraum). Uehara liess den Motor extrem kompakt konstruieren, es wurden zum Beispiel Zylinderlaufbuchsen aus einem Faser-Metall-Matrix-Werkstoff verwendet, die extrem dünnwandig waren und so die Baulänge des Motors reduzierten. Die Maschine war als Kurzhuber ausgelegt, so konnte eine kurze und stabile Kurbelwelle verbaut werden, die auch hohe Drehzahlen – der rote Bereich kam erst bei 9000/min – problemlos aushielt.
Und selbstverständlich erhielt das Honda S2000 auch das System zur variablen Ventilsteuerung VTEC. Dieses sorgt ab etwa 6000/min über die Motorsteuerung dafür, dass sich die Ein- und Auslasszeiten der Ventile verlängern, sie mehr Luft in die Zylinder bringen, die gleichzeitig auch mehr Benzin erhalten – was dann verständlicherweise zu einer höheren Leistung führt. Die Ventilfedern waren extrem belastbar, die Kolben aus Alu – kein Wunder, dass diese Maschine von 2000 bis 2004 fünf Mal in Folge zum «Motor des Jahres» gewählt wurde. Die Kraft ging selbstverständlich nur nach hinten, ohne elektronische Helferlein, geschaltet wurde natürlich manuell, sechs Gänge.
Der Honda S2000 war eine wunderbare Fahrmaschine, die Karosserie eng geschnitten, es gab kaum Ablagen, nur wenig Komfort. Ab 6000/min wurde es richtig laut – und man darf das Fahrverhalten durchaus als giftig bezeichnen. Mit einem Leergewicht von 1260 Kilo war der Roadster angenehm leicht, mit der sehr direkten Lenkung eigentlich auch gut beherrschbar, doch das Heck neigte dazu, ein Eigenleben zu führen, was gerade auf nassen Strassen zu nicht immer erfreulichen Überraschungen führen konnte.
Heute werden die Honda S2000 fast mehr geliebt als damals, als man sie noch als Neuwagen kaufen konnte, in der Schweiz im Jahr 2000 für 56’500 Franken, 2009 nach mehreren kleinen Facelifts als Ultimate Edition für 58’200 Franken. Die Gebrauchtwagenpreise bleiben hoch, auch weil die kleine Fan-Gemeinde den Markt gut im Griff hat.
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