Eigentlich wollte Aston Martin die Marke Lagonda wieder aufleben lassen. Es lief dann aber nicht so gut für den Aston Martin Lagonda Taraf.
- 120 Exemplare gebaut (vielleicht)
- Nur 2015/16 produziert
- V12, 540 PS, 314 km/h
Als der Traktoren-Hersteller David Brown 1947 zuerst Aston Martin für 20’000 Pfund kaufte und kurz darauf auch noch Lagonda für 52’000 Pfund, da erhielt für sein Geld bei Aston einen Berg Schulden – und bei Lagonda den Ruhm eines Le-Mans-Sieges, einen ganz feinen V12 sowie W.O. Bentley mitsamt der Neukonstruktion eines Sechszylinders. Warum Brown trotzdem Aston Martin den Vorzug gab, ist irgendwie unerklärlich, und man weiss ja auch, was die Folgen waren: Geld verdient hat Brown mit Aston Martin nie, ganz im Gegenteil, 1972 musste er verkaufen. Die neuen Besitzer liessen den Namen Lagonda wieder aufleben, doch das ab 1976 bis 1990 gebaute Modell, der wahre Keil, war zu aussergewöhnlich, als dass es Erfolg hätte haben können.
Wie auch immer, 2008 wurde verkündet, dass die Marke Lagonda wieder aufleben sollte. Und 2009 stand auf dem Genfer Salon tatsächlich ein Aston Martin Lagonda, ein eigenartiges Gefährt, quasi ein SUV, das in Zusammenarbeit mit Mercedes entstanden war. Daraus wurde aber, wie so oft bei den Engländern, nichts. Der nächste Versuch kam dann ein paar Jahre später, Marek Reichman zeichnete auf Basis eines Rapide eine viertürige Stufenheck-Limousine, die 2014 wieder in Genf stand.
Eigentlich war es ein gutes Stück. Die Karosserie bestand aus glasfaserverstärktem Kunststoff, damit das Gewicht des 5,4 Meter langen Viertürers (Radstand 3,19 Meter) auf knapp 2 Tonnen gehalten werden konnte. Unter der Haube arbeitete der bei Ford in Köln produzierte 5,9-Liter-V12, der es auf 540 PS und ein maximales Drehmoment von 630 Nm brachte. Damit beschleunigte der Taraf in 4,4 Sekunden auf 100 km/h und war maximal 314 km/h schnell. Der Name war allerdings etwas eigenartig: Taraf war auch der Name einer türkischen Zeitung, die 2016 von Präsident Erdogan verboten wurde.
Überhaupt hatte es der Taraf mit dem Nahen und Mittleren Osten: Aston Martin entschied, dass die Luxus-Limousine nur in dieser Region angeboten werden sollte. 100 Stück sollten in Gaydon gebaut werden, beim Preis hielt der damalige Chef Ulrich Bez wohl den Daumen in die Höhe und schätzte: 1 Million Dollar. Als Andy Palmer 2016 übernahm, erhöhte er das Produktionsziel auf 200 Stück, liess den Taraf auch in Europa, den USA, Singapur und Südafrika anbieten. Kurz darauf endete die Produktion dann auch schon, zum Abschluss gab es noch vier Exemplare einer noch teureren «Final Edition», man darf davon ausgehen, dass wahrscheinlich insgesamt 120 Stück des Taraf verkauft wurden.
Es kommen nun immer wieder solche Aston Martin Lagonda Taraf auf den Markt. Erstaunlich ist dabei, dass die meisten dieser Fahrzeuge kaum Kilometer auf dem Tacho haben, sich also noch im Neuzustand befinden. Und eigentlich sind sie Schnäppchen, sie kosten jetzt weniger als die Hälfte des Neuwagen-Preises. Und man sieht sie gerade in Mitteleuropa so gut wie gar nie.
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