Zu acht durch dick und dünn

Mit dem langen Defender 130 komplettiert Land Rover die Neuauflage der Gelände-­Ikone. Das Modell verbindet drei Sitzreihen, viel Platz und Luxus mit den bekannten Offroadqualitäten.

Echte Land-Rover-Fans wissen sofort, was diese Zahlen bedeuten: 90, 110, 130. Die seit 1948 gebaute Offroadlegende wurde jahrzehntelang in diesen drei Varianten angeboten. Diese Bezeichnungen wurden 1983 bei der vierten Generation des Land Rover eingeführt, der ab 1990 dann in Defender umbenannt wurde, wobei es zunächst nur den One-Ten (110) und den Ninety (90) gab. Die Zahlen standen für den Radstand in Zoll.

Vom Defender der Neuzeit, der ab 2020 mit seinem radikal modernen Design und einer selbsttragenden Karosserie statt Leiterrahmen die Traditionalisten schockte und gleichzeitig viele neue Kunden zur Marke lockte, gab es bisher nur als 90 und 110, wobei die Zahlen schon lange nichts mehr mit der Radstandlänge zu tun haben. Heute stehen die Zahlen symbolisch für die Modellgrösse: Der 90 ist der kurze Dreitürer mit einer Länge von 4.58 Metern, der 110 hat fünf Türen und misst 5.02 Meter. Und nun wird diese Modellreihe komplettiert mit dem 5.36 Meter langen 130, der eine dritte Sitzreihe und Platz für acht Personen bietet.

Enorm viel Platz

Der 130 ist also 34 Zentimeter länger als der 110. Der Radstand der beiden ist aber identisch, die Zusatzzentimeter kommen vollumfänglich dem Heck zugute. Entsprechend gut sitzt man in der hintersten Reihe im Vergleich zum 110, der ebenfalls mit einer dritten Sitzreihe, aber nur mit sieben Sitzen erhältlich ist. Doch das ist relativ, für lange Strecken will man auch im 130 die hintersten Plätze höchstens Kindern zumuten. Natürlich wächst durch die Zusatzlänge auch der Kofferraum: Mit umgeklappten Fondsitzen finden bis zu 2078 Liter im ausladenden Heck des 130 Platz, der 110 bietet maximal 1875 Liter.

Doch genug der Theorie – ein Defender will gefahren werden, und das im Gelände natürlich, wo er seine herausragenden Qualitäten unter Beweis stellen kann. An der Fahrpräsentation darf sich der 130 in der Wüste Dubais austoben. Mit reduziertem Reifendruck, damit die Räder mehr Grip im weichen Sand finden, und aktiviertem Sand-Modus im Geländefahrprogramm Terrain Response, damit die Elektronik den intelligenten Allradantrieb entsprechend feinfühlig dirigiert, wühlt sich der Brite gekonnt durch den losen Untergrund. Die Räder drehen zwar immer wieder durch und lassen hohe Sandfontänen in den Himmel steigen, doch sie finden auch immer wieder Grip und befördern den über 2.6 Tonnen schweren Koloss schliesslich scheinbar mühelos von Sanddüne zu Sanddüne. So richtig gefordert wird der neueste Defender dabei nicht, er könnte deutlich mehr.

Erstaunlich ist der hohe Fahrkomfort, sofern man im Gelände diesen Ausdruck verwenden kann. Die Luftfederung absorbiert Schläge und Stösse erstaunlich gut. Natürlich rüttelt es, natürlich wirft es die Insassen schon einmal von rechts nach links, das gehört zum Spass dazu. Doch im Vergleich zu anderen Offroadern, die dem Fahrer eine Menge abverlangen und die Passagiere gehörig durchschütteln, sitzt man im Defender 130 wohl gebettet auf feinen Ledersesseln und erfreut sich an den Annehmlichkeiten an Bord. Die ganze Arbeit erledigt das Auto – und das souverän.

Kleine Einbussen im Gelände

Der 130 ist mit Getriebeuntersetzung und sperrbarem Mitteldifferenzial ausgestattet, auf Wunsch gibt es eine Sperre an der Hinterachse. Im Gelände ist der Neue allerdings etwas benachteiligt, da der hintere Böschungswinkel wegen der längeren Karosserie auf maximal 28.5 Grad schrumpft, der 90 und der 110 sind mit 40 Grad besser aufgestellt. Die maximale Wattiefe beträgt bei allen Modellen 90 Zentimeter, den Rampenwinkel teilen sich der 110 und der 130 mit maximal 27.8 Grad. Ansonsten ist der 130 mit der gleichen Offroadtechnologie ausgerüstet wie seine Geschwister.

Die längste Defender-Variante wird derzeit ausschliesslich mit Sechszylindermotoren angeboten, auf den im 110 erhältlichen Vierzylinder wird verzichtet. Zur Wahl stehen ein Dreiliter-R6-Diesel mit 183 kW (249 PS) als D250 oder mit 221 kW (300 PS) als D300. Dazu gibt es den Benziner als Dreiliter-R6 mit 221 kW (300 PS) als P300 oder mit 294 kW (400 PS) unter der Modellbezeichnung P400. Die Kraftübertragung übernimmt in allen Varianten ein Achtgang-Automatikgetriebe. Man munkelt, dass der im Defender 90 erhältliche Fünfliter-V8-Benziner ebenfalls im 130 kommen werde, noch ist aber nichts offiziell. Es wäre allerdings nur logisch, wenn das Topmodell auch den stärksten Motor erhalten würde. Die Preise starten bei 101 000 Franken für den D250. 

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