US-Cars – und noch ein Mustang

Vergangene Woche hatten wir den Mustang Mach 1 vorgestellt. Doch im gleichen Jahr gab es auch noch den wahren Chef, den Boss 429.

  • Nur 1969/70 gebaut
  • 1357 Exemplare produziert (vielleicht)
  • Das letzte wirklich wilde Pony

«Win on Sunday, sell on Monday» – nirgends galt das mehr als in den USA. Und ganz besonders eine Rennserie liebten die Amerikaner, damals, Ende der 60er: NASCAR, «Great National Division». Und dort hatte Chevrolet mit dem Camaro ZL-1 und vor allem Chrysler mit seinen 7-Liter-Hemi-Motoren ganz heisse Eisen im Feuer. Dagegen musste Ford dringend etwas unternehmen. Was dann zum Ford Mustang Boss 429 führte.

Es gab Mustang, die sahen ab Werk böser aus als der Boss 429 – Mecum

429 cubic inch – das ergibt einen Hubraum von 7031 ccm. Da wurde es im relativ filigranen Mustang ziemlich eng. Beim 429 waren einige bauliche Massnahmen sowie die hohe Kunst der Spezialisten von «Kar Kraft» nötig, um das mächtige Triebwerk unterzubringen. Der Platz war so knapp, dass der Boss 429 nicht einmal mehr eine Klimaanlage hatte, schon damals ein eigentlich unverzichtbares Accessoire für ein amerikanisches Automobil.

Für die Entwicklung und den Bau war Kar Kraft zuständig – Mecum

Es musste alles ein bisschen schnell gehen. Ford nahm sich nicht die Zeit, den Boss 429 schön durchzudenken – ganz im Gegenteil. Weil man zwar den scharfen Motor hatte, aber keine Kapazitäten, wurden Kar Kraft bestehende Mustang 428 Cobra Jet Mach 1 vor die Türe gestellt. Die Jungs sollten dann selber schauen, wie es weitergeht.

Es wurde dann sehr eng im Motorraum mit dem 7-Liter-V8 – Mecum

Immerhin wurde der Vorderwagen des Boss 429 mit sauber ausgestellten Kotflügeln und einer neuen Vorderrad-Aufhängung verbessert. Die Batterie wanderte in den Kofferraum. Hinten gab es zusätzliche Stabis. Erfreulicherweise bremste der Mustang dank vorderen Scheibenbremsen auch ganz ordentlich. Doch ansonsten kam der böseste aller Werks-Mustang einigermassen unauffällig daher. Das war sicher ein Grund, weshalb der Boss 429 in der Käufergunst gegen die wilden Corvette und heissen Plymouth Barracuda keinen Stich machte. 500 mussten gebaut werden, damit sich der Boss 429 für die NASCAR-Serie qualifizieren konnte. 1969 waren es 858, 1970 dann noch 499, zumindest offiziell.

Innen blieb eigentlich alles, wie man es von anderen Mustang auch kannte – Mecum

Aber der Boss 429 hatte ein Problem: Er war ganz einfach zu langsam. Er konnte zwar vor lauter Kraft kaum gehen, die offiziellen 375 PS (bei 5200/min) waren in Realität weit über 500 wilde Rosse. Auch das maximale Drehmoment von 610 Nm war nicht von schlechten Eltern. Aber der Boss 429 hatte erstaunlicherweise ein sehr schmales Drehzahlband, in dem er echten Vorwärtsdrang entwickelte. Beim Drag-Racing von Rotlicht zu Rotlicht musste er auf 6000/min gedreht werden, damit er anständig vom Fleck kam.

Sogar die Beschriftung blieb dezent – Mecum

Und doch darf man den Boss 429 zu den ultimativen Geräten zählen, welche die amerikanische Autoindustrie in ihren besten Jahren hervorbrachte. Es war ein letztes Aufbäumen. Die 70er-Jahre standen vor der Tür, und ab dann ging es nur noch bergab. Schon nach zwei Produktionsjahren wurde der Mustang Boss 429 wieder fallen gelassen.

Nicht einmal die Heck-Jalousien des Mach 1 erhielt das heftigste unter den Mustang-Modellen – Mecum

Es entsteht hier eine Serie zu aussergewöhnlichen US-Cars, die wir mit einem Dodge Hemi Challenger, einem Yenko-Camaro, einer speziellen Corvette, einem Pontiac GTO und dem Ford Mustang Mach 1 begonnen hatten. In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier.

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