NSU war einst der grösste Motorrad-Hersteller der Welt. Und baute spannende Automobile, Prinz, Ro 80. «Die NSU-Story» bietet einen feinen Überblick über die ganze Geschichte.
- 416 Seiten, 720 Bilder
- Von Peter Schneider im Motorbuch-Verlag
- 69 Euro
Der Autor dieser Zeilen hat so ein paar sonderbare Angewohnheiten. So lagert er etwa Bücher, die er mag und immer wieder zur Hand nehmen oder auch seinen Besuchern weiterempfehlen will, auf seiner Toilette. Wenn es ein Werk auf das stille Örtchen schafft, dann darf das durchaus als Qualitätsprädikat betrachtet werden. Derzeit liegt «Die NSU-Story» ganz oben.
NSU, eine etwas spezielle Abkürzung aus dem Standort Neckarsulm des Unternehmens, das mit Strickmaschinen begann, auf Fahrräder kam und dann in der logischen Folge, 1901, auch auf Motorräder. Und schon 1906 kamen die ersten eigenen Automobile, das «Sulmobil», dann der «Original Neckarsulmer-Motorwagen». Vor dem ersten Weltkrieg war NSU der exportstärkste Motorradhersteller in Deutschland.
All das erzählt Peter Schneider, der seine Karriere in der Presseabteilung von NSU begonnen hatte (und später auch für BMW und Porsche arbeitete), schön chronologisch und mit hübschen Anekdoten. Selbstverständlich geht es dann weiter, die grossen Erfolge mit den Motorrädern werden aufgezeigt, die Schwierigkeiten mit den Automobilen. Nach dem 2. Weltkrieg stand NSU kurz vor dem Aus, rappelte sich dann mit den Motorrädern wieder hoch – und war 1955 grösster Hersteller der Welt.
Ab 1957 gab es auch wieder Automobile, den Prinz. Da geht Schneider nicht zu sehr in die technischen Feinheiten ein, erzählt aber schöne Geschichten aus dem Nähkästchen, denn er arbeitete seit 1951 in der Presse- und Werbeabteilung, die mit Sprüchen wie «Fahre Prinz und Du bist König» damals für viel Furore sorgte; Arthur Westrup, der damalige Chef, ist Legende. Genau wie der TTS, der bis weit in die 70er Jahre auf den Rennstrecken dieser Welt noch so manchen Pokal abholte.
Mehr Details würden wir uns zur Entwicklung des Wankel-Motors wünschen, an der NSU doch einen grossen Anteil hatte, zuerst mit dem Wankel Spider (ab 1964), später mit dem Ro 80. Doch dafür gibt es ja andere Bücher, die da tiefer gehen. 1969 kam es ja dann zur Fusion mit Auto Union, daraus entstand 1985 Audi, der grossartige Name NSU verschwand von der Bildfläche. Auch deshalb ist es wichtig, dass es Bücher wie «Die NSU-Story» gibt, damit diese interessante Marke nicht in Vergessenheit gerät.
Die ersten 270 Seiten seines Werks widmet Schneider der spannenden Geschichte von NSU, dies auch bestens illustriert. Dann folgt ein doch 140 Seiten langer Anhang mit vielen technischen Daten und Zahlen zu den Motorrädern und Automobilen von NSU, das ist dann mehr etwas für die Freaks. Doch das Gesamtwerk hat auf jeden Fall seinen Platz in jeder Autobuch-Bibliothek verdient. (pru.)