Porsche 911 Turbo S «Flachbau» – einer von ganz Wenigen

Die Option X88 führte 1994 bei Porsche zu einem sehr speziellen Modell: dem 911 Turbo S «Flachbau». Und dann gab es da noch entscheidende Unterschiede.

  • Von den «Flachnasen» gab es 59 Exemplare
  • Es entstanden drei verschiedene Serien
  • Mit Ausnahmen von der Regel

Der Dschungel der Kürzel bei Porsche ist fast undurchdringlich, eines der wichtigsten ist sicher WLS: Werksleistungssteigerung. 1993 gab es für den 3,6-Liter-Turbo (bezeichnet als M64/50S) eine solche WLS, bezeichnet als Option 36S, das waren dann 385 anstatt 360 PS sowie 520 Nm maximales Drehmoment. Anscheinend konnten 51 (oder auch 55, es ist so eine Sache mit den Zahlen bei Porsche) dieser WLS verkauft werden, doch gebaut wurden wohl 155 Exemplare dieses (richtig teuren) Motors. Was also wollte man machen mit den restlichen Maschinen?

Nun, die Flachnase. Schön? Cool? Beides nicht? – Courtesy of RM Sotheby’s

Eigentlich waren die 911er der Baureihe 964 für das Baujahr 1994 schon ausgelaufen, aber nachdem die «Porsche Exclusive»-Abteilung unter der Leitung von Rolf Sprenger mit dem 911 Turbo S Leichtbau schon im Jahr zuvor einen Achtungserfolg gelandet hatte, durfte sie nochmals ran. Man war damals bei Porsche auf Geld sehr dringend angewiesen, und die «Exclusive»-Aufschläge auch bei Kleinserien waren schon beträchtlich (beim Turbo S Leichtbau waren es gut 90’000 DM gewesen).

Sie sahen halt schon etwas anders aus als gewohnt, die X85 – Courtesy of RM Sotheby’s

Und so entstand die Option X88. Die wiederum aufgeteilt wurde in drei, nein, eigentlich vier Sonderserien mit den für Porsche aussergewöhnlichen Bezeichnungen X83, X84 und X85 (hiervon gab es dann zwei unterschiedliche Serien).

Von hinten war es einfach der heftigste Porsche jener Jahre – Courtesy of RM Sotheby’s

Die X83, X84 und X85 waren Flachnasen, «Flachbau», wie es offiziell hiess, «Flatnose» oder «Slantnose», wie die Amerikaner zu sagen pflegten. Bei X83 für Japan war diese Front mehr im Stil des 930er gehalten, die beiden anderen Serien erinnerten vorne optisch stark an den Porsche 968. Ob sie als hübsch betrachtet werden dürfen, das ist sicher Geschmacksfrage.

Nein, optisch erkennt man WLS kaum. Ins Portemonnaie riss es aber ein tiefes Loch – Courtesy of RM Sotheby’s

Die X83 waren für den japanischen Markt bestimmt, Rechtslenker, davon gab es 10 Stück. Der X84 kam in den Rest der Welt, 15 Stück als Linkslenker, 12 Stück als Rechtslenker. Und die X85 waren für den nordamerikanischen Markt gedacht, es entstanden 39 Exemplare. Die Bilder hier stammen von einem dieser X85, dem einzigen in «Renn-Gelb».

Auch innen verblieb so ein X85 gleich wie seine deutlich günstigeren Brüder – Courtesy of RM Sotheby’s

Alles gut also und klar? Nein. 17 Exemplare der amerikanischen X85 kamen ohne den Frontumbau zu den Kunden, also als fast ganz klassische 964er-3,6-Liter-Turbo, aber halt mit WLS. Unter Auskennern werden sie als «Package» bezeichnet. Was ganz genau sie von den 51 (oder 55) ab Werk mit WLS ausgelieferten 3,6-Liter-Turbo unterscheidet, hmm: Kleinigkeiten. Aber das ist dann wieder eine andere Geschichte.

Von den X85 gab es 39 Exemplare. Aber nur 22 davon waren «Flachnasen» – Courtesy of RM Sotheby’s

Es soll hier eine kleine Serie von «seltenen Porsche» entstehen, bereits vorgestellt hatten wir den Porsche 911 T/R und den Porsche 928 Clubsport. Mehr Old- und Youngtimer finden Sie in der monatlichen Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE, Abos gibt es: hier.

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