Bei Citroën gibt es seit 2017 keinen Standard-C5 mehr. Die zweite Generation der 2008 eingeführten französischen Limousine wird seit sechs Jahren nicht mehr für den europäischen Markt produziert, weil das Interesse der Käufer deutlich nachgelassen hat. Anders in China, wo Stufenhecklimousinen beliebter sind. Dort blieb der ein weiteres Mal facegeliftete C5 bis 2021 auf dem Markt. Seit zwei Jahren ist nun aber auch dort die klassische Limousine Geschichte. Das Nachfolgemodell mit der Bezeichnung C5 X verzichtet auf die Stufenheckkarosserie zugunsten einer Silhouette, die die Genres mischt.
Der C5 X, der sowohl Limousine als auch Coupé und SUV ist, nähert sich seinem Bruder C5 Aircross an, zeigt aber ein mutigeres Design, das an den CX aus dem Jahr 1974 erinnert. Im Vergleich zu diesem ikonischen Modell weist der C5 X jedoch einige Linienführungen auf, die beweisen, dass die Firma mit dem Doppelwinkel noch auf der Suche nach einer eigenen Designsprache ist. Ganz im Gegensatz zu Peugeot oder DS, die sich auf der Ebene des Designs gefunden haben.
Unter dem Blech greift Citroën in Form des EMP2-Baukastens auf die Organbank der Stellantis-Gruppe zurück. Genauer gesagt handelt es sich dabei um die dritte Generation der Efficient Modular Platform 2, die auch von den drei Kompaktwagen der Gruppe, dem Peugeot 308, dem Opel Astra und dem DS 4, verwendet wird. Es ist zwar geplant, dass die EMP2 in Zukunft auch einen 100-prozentigen Elektroantrieb aufnehmen kann, aber derzeit ist dies noch nicht der Fall.
Daher muss sich der C5 X mit reinen Verbrennungsmotoren oder Hybridantrieben begnügen. Diese sind alte Bekannte: Zur Wahl stehen der 96 kW (130 PS) starke 1.2 Puretech als Dreizylinder, der 133 kW (180 PS) starke 1.6 Puretech als Vierzylinder und der Plug-in-Hybridantrieb mit 165 kW (224 PS). Dieser basiert auf dem Vierzylindermotor, der von einer 81 kW (110 PS) starken Elektromaschine unterstützt wird und ein kombiniertes Drehmoment von 360 Nm entwickelt. Im Gegensatz zu den Modellen Peugeot 308 und Opel Grandland, mit denen er sich die Technik teilt, bietet der C5 X keinen Hybrid-Allradantrieb. Das ist sehr schade für ein Auto, das ein X in seinem Namen trägt. Wie sich der Antrieb auch ohne Allradoption schlägt, wird dieser Test zeigen.
Komfort auf dem Höhepunkt
Alle C5 X-Modelle verfügen serienmässig über die Advanced-Comfort-Federung mit progressiven hydraulischen Anschlägen. Aber die Plug-in-Hybridversion geht noch einen Schritt weiter und bietet eine neue, gesteuerte Version dieser Federung. Zusätzliche Sensoren scannen die Strasse, erkennen Unebenheiten in Millisekunden und übermitteln die gesammelten Informationen an ein Steuergerät, das jederzeit die richtige Einstellung des Fahrwerks bestimmt. Zusätzlich zu den Sensoren des ESP verfügt die aktive Federung über vier Sensoren für die vertikale Position und drei Sensoren, welche die Bewegungen der Karosserie und den Fahrrhythmus analysieren. Längs- und Querbeschleunigung, Gierrate (Drehung des Fahrzeugs um seine Hochachse), Lenkradwinkel und -geschwindigkeit, Gaspedalstellung, Brems- oder Lastdruck werden so permanent gemessen. Dies ermöglicht es dem Steuergerät, die Aufhängung laufend anzupassen. «Wir haben vier Jahre lang an dieser Entwicklung gearbeitet», sagt Denis Mineret, Entwicklungsleiter für Bodenhaftung des C5 X. Hat sich das gelohnt?
Die Antwort lautet: Ja. Oder eher: Ja, sogar sehr. Das Ergebnis dieser Technologie ist wirklich verblüffend. Zwar ist der von Citroën gewünschte Effekt des fliegenden Teppichs nicht so spürbar wie einst bei der hydropneumatischen Federung des CX, aber die Technologie ermöglicht es dem SUV, einen erstklassigen Kompromiss aus Komfort und Dynamik zu bieten. Bodenwellen und Kanaldeckel werden mit einer verblüffenden Leichtigkeit geschluckt. Selbst bei hohem Tempo haben die Insassen das Gefühl, über der Strasse zu schweben. Die Federung ist in der Lage, auch bei starker Beanspruchung eine gute Bodenhaftung zu gewährleisten. Der C5 ist zwar nicht sportlich, aber er ist in der Lage, bei hoher Geschwindigkeit eine flache Kurve zu fahren, was den Passagieren ein Gefühl der Sicherheit vermittelt. Die Lenkung ist nicht besonders lebhaft, aber präzise. Sie profitiert in Anbetracht der Grösse des Hybridmotors vom geringen Gewicht des Fahrzeugs (1780 kg).
Verbesserungswürdiger Antriebsstrang
Der Antriebsstrang kommt hingegen beim AR-Testteam weniger positiv weg. Wenn die Batterien aufgeladen sind, ist der Antrieb harmonisch, der CX 5 beschleunigt gut und spurtet in 8.6 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Wenn die Batterie leer ist, hat der Verbrennungsmotor Schwierigkeiten, die 224 PS allein zu leisten. Im Ergebnis dreht der Motor sehr hoch, der Antriebsstrang ruckelt oder schaltet bei starker Beanspruchung unharmonisch zurück. Die 12.4-kWh-Batterie profitiert von einer geänderten Steuerung des unteren Grenzwerts für den Ladezustand. Dadurch hat sie eine theoretische Reichweite von 63 Kilometern, im Alltag sind es 40 Kilometer. Die Fahrhilfen funktionieren im C5 X hervorragend. Das ist zwar bei den Produkten der Stellantis-Gruppe oft der Fall, sollte aber dennoch erwähnt werden. Besonders hervorzuheben ist der gut funktionierende Spurhalteassistent.
Geräumiger, aber nüchterner Innenraum
Der Komfort des C5 X ist nicht nur auf seine Federung zurückzuführen. Im Innenraum sitzen die Passagiere auf Sitzen mit unterschiedlichen Schaumstoffhärten: Während der Kern eine hohe Dichte aufweist, ist die Oberfläche deutlich weicher, was für einen guten Halt und einen ausgezeichneten Komfort sorgt. Die Insassen profitieren ausserdem von einer guten Kniefreiheit (bis zu 62 cm vorne, 39 cm hinten) und trotz der schrägen Dachlinie und der relativ geringen Höhe des SUV einer angemessenen Kopffreiheit hinten (90 cm). Die Verarbeitung entspricht dem Niveau, das Citroën anstrebt – also irgendwo im Mittelfeld, weder schlecht noch ausgezeichnet.
Bedauerlich ist hingegen, dass das Armaturenbrett so nüchtern ist. Ein bisschen Farbe und Fantasie hätten das Ganze aufgelockert und eher zur Marke Citroën gepasst. Ein weiterer Kritikpunkt ist der Touchscreen des Infotainmentsystems. Der Bildschirm ist zwar identisch mit den Bildschirmen in den anderen Modellen des Konzerns, hat aber eine eigene Struktur, bei der die Seiten von links nach rechts aufgerollt werden. Diese Art der Navigation ist nicht sehr angenehm, da die Menüs oftmals sehr verwirrend sind. Ausserdem ist die Grafik nicht sehr ansprechend.
Zum Glück gibt es für die Klimaanlage eine separate Steuereinheit mit physischen Tasten. Ein weiterer Pluspunkt ist das Head-up-Display, das schön in das Armaturenbrett integriert ist und vom Fahrer mithilfe der Lenkradtasten konfiguriert und verändert werden kann. Ebenfalls positiv zu bewerten: Der Kofferraum bietet reisetaugliche 485 Liter Ladevolumen und bis zu 1580 Liter bei umgeklappter Rückbank. Diese Zahl ist umso respektabler, als der Zugang leicht ist.
Mit einem Basispreis von 40 690 Franken ist der Citroën C5 X eines der günstigsten Fahrzeuge in seinem Segment. Selbst die Hybridversion bleibt mit einem Preis von 48 190 Franken unter der Grenze von 50 000 Franken. Dieser günstige Preis ist zum Teil auf den Produktionsstandort zurückzuführen, denn wie der DS 9 wird auch der C5 X im Werk Chengdu von Dongfeng Peugeot Citroën Automobile in China gefertigt.
Der Einstandspreis ist also attraktiv. Wie steht es mit der versprochenen Wirtschaftlichkeit des Hybridantriebs, der nach Norm 1.6 l/100 km plus 22.4 kWh/100 km verbraucht? Bei unserem Test mitten im Winter standen am Ende der AR-Normrunde ein Benzinverbrauch von 4.9 l/100 km sowie 21.1 kWh/100 km im Testprotokoll, nur mit Verbrenner bewegt sind es 7.7 l/100 km.
Testergebnis
Gesamtnote 68.5/100
Antrieb
Der Hybrid-Antriebsstrang funktioniert gut, wenn die Batterie genügend geladen ist – aber nicht so, wenn das nicht der Fall ist.
Fahrwerk
Der C5 X ist eines der komfortabelsten Autos in seinem Segment, wenn nicht sogar das komfortabelste. Besondere Erwähnung verdient seine neue, gesteuerte Federung.
Innenraum
Der Innenraum glänzt vor allem durch das Komfortniveau seiner Sitze, die mit mehreren Schichten unterschiedlicher Schaumstoffe ausgestattet sind. Die Bedienung des Infotainmentsystems lässt jedoch zu wünschen übrig.
Sicherheit
Wie bei den Produkten der Stellantis-Gruppe üblich, verfügt auch der C5 X über sehr gute Assistenzsysteme. Der Spurhalteassistent registriert die vom Fahrer gewünschte Positionierung in der Spur.
Budget
Mit einem Anschaffungspreis von unter 50 000 Franken ist die Hybridlimousine eines der attraktivsten Angebote auf dem Markt. Um Treibstoff zu sparen, muss das Fahrzeug sehr sorgfältig aufgeladen werden.
Fazit
Der C5 X ist eindeutig eine der untypischsten Limousinen auf dem Markt. Dennoch birgt er unter seinen bizarren Formen echte Stärken, angefangen bei seinen Qualitäten als günstiges Familienauto, in dem Eltern, Kinder und Gepäck in watteweichem Komfort transportiert werden können.
Die technischen Daten und unsere Messwerte zu diesem Modell finden Sie in der gedruckten Ausgabe und im E-Paper der AUTOMOBIL REVUE.