Mit dem Nissan 240 RS wollten die Japaner in den 80er Jahren die Gruppe B aufmischen. Sie machten aber den einen und auch anderen Überlegungsfehler.
- Es entstanden wohl tatsächlich 200 Exemplare
- Ein zweiter Platz als beste Platzierung
- Heute sind die Nissan 240RS sehr gesucht
Es waren wilde Zeiten, damals zu Beginn der 80er Jahre. Ab 1982 galt in der Rallye-Weltmeisterschaft das neue Gruppe-B-Reglement, es mussten noch 200 Strassen-Fahrzeuge gebaut werden für die Homologation. Das hatte zur Folge, dass es sich diverse Hersteller leisten konnten (und wollten), speziell für Gruppe B Autos zu konstruieren, die mehr Renn- als Sportwagen waren. Am berühmtesten sind wohl die Quattro von Audi, die 205 Turbo 16 von Peugeot, der Delta S4 von Lancia. Doch auch Nissan wollte mitmachen.
Die Japaner hatten ein wenig Rallye-Tradition – und mit dem vor allem in den USA verkauften Sport-Coupé Silvia (200SX) auch ein Fahrzeug, das ihnen tauglich erschien sowie etwas Werbung gebrauchen konnte. Das Werk suchte die Zusammenarbeit mit Bill Blydenstein Racing in England, schickte ein paar Silvia Hardtop-Coupé sowie einen neuen 2,4-Liter-Vierzylinder nach Europa. Nissan arbeitete damals zwar bereits an einem Allrad-Modell, doch man entschied sich, das zukünftige Rallye-Fahrzeug noch ganz klassisch mit Heckantrieb auszustatten. Diesen Überlegungsfehler machten aber nicht nur die Japaner.
Seine Rallye-Premiere erlebte der Nissan 240RS bei der Monte Carlo 1983 mit Timo Salonen am Lenkrad. Schnell musste man einsehen, dass das Fahrzeug nicht mit den neuen Gruppe-B-Monstern mithalten konnte, die sowohl über Allradantrieb verfügten wie auch noch über Turbo-Aufladung. Mit seinen etwa 275 PS war der Nissan 240RS eher auf der zuverlässigen als auf der Sieger-Seite. Als bestes Resultat gab es aber immerhin einen zweiten Rang in Neuseeland, dies noch 1983.
Im Gegensatz zu anderen Herstellern baute Nissan aber tatsächlich 200 Strassen-Exemplare seines Rallye-Geräts. Aber auch die Japaner tricksten: die Japaner homologierten ihre Fahrzeuge in Nordirland, wo es für die Zulassung der Kleinserie keine Typenprüfung brauchte. Denn nicht nur die wilden Anbauteile machten aus dem Nissan ein ganz neues Modell, auch der 2,4-Liter-Vierzylinder war vorher in keinem anderen Nissan erhältlich gewesen. Mit klassischen Solex-Doppelvergasern kam die Maschine für die Strassen-Version auf 240 PS – ein ganz stattlicher Wert, der 240RS wog nur 970 Kilo.
Anscheinend hatte Nissan keine Probleme, die geforderten 200 Exemplare absetzen zu können; die meisten wurden von Privat-Teams zu Rallye-Fahrzeugen verformt. Das erklärt auch, weshalb man die in klassischem Weiss gehaltenen Strassenversionen kaum mehr sieht. Aber wenn dann einmal ein Exemplar auf den Markt kommt, werden heute trotzdem keine sechsstelligen Beträge verlangt. Das ist im Vergleich zu einem Lancia Delta S4 oder einem Peugeot 205 Turbo 16 nur Spaziergeld.
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